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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wenigstens er freute sich, mich zu sehen. Er war in diesem Kampf verkrüppelt worden, konnte mit einer Krücke aber noch laufen und auch noch recht gut reiten. Er lieh mir Geld. Ludda blieb bei mir. Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn für seine Dienste bezahlen würde, wenn ich wieder wohlhabend wäre, und dass er gehen könne, wenn er wolle, doch er wollte bleiben. Er lernte mit Schild und Schwert umzugehen, und ich war froh über seine Gesellschaft. Zwei von meinen Friesen gingen, weil sie glaubten, es bei einem anderen Herrn besser zu treffen, und ich ließ sie ziehen. Ich saß in der gleichen Klemme wie Haesten, und meine Männer fragten sich, ob sie dem falschen Mann ihren Treueschwur geleistet hatten.
    Und dann, als der Sommer zu Ende ging, kehrte Sihtric zurück.

Fünf
    Es war ein Sommer des Jagens und der Spähtrupps. Unbeschäftigte Männer sind unglückliche Männer, und so kaufte ich mit dem geliehenen Silber Pferde, und wir ritten nach Norden, um das Grenzgebiet zu Sigurds Besitzungen auszukundschaften. Falls Sigurd von meiner Anwesenheit wusste, reagierte er nicht darauf, vielleicht fürchtete er eine weitere List, wie die, mit der wir seine Männer in einen sinnlosen Kampf mit den grausamen Walisern geführt hatten, doch wir suchten keine Auseinandersetzung. Ich hatte nicht genügend Männer, um es mit Sigurd aufzunehmen. Zwar ließ ich mein Banner flattern, aber in Wahrheit war das alles nur Blendwerk.
    Haesten war noch immer in Ceaster, wenn die Garnison nun auch fünfmal größer war als im Frühling. Die Neuankömmlinge waren jedoch nicht Haestens Männer, sondern Schwurleute von Sigurd und seinem Verbündeten Cnut Langschwert, und sie reichten aus, um den gesamten Ringwall der alten Festung zu bewachen. Sie hatten ihre Schilde an die Palisade und ihre Banner ans südliche Torhaus gehängt. Sigurds Erkennungszeichen, der fliegende Rabe, wurde neben Cnuts Flagge mit der Axt und einem zerschmetterten Kreuz gezeigt. Es gab keine Flagge von Haesten, was mir sagte, dass er sich einem der beiden größeren Herren unterstellt hatte.
    Merewalh vermutete, dass jetzt etwa tausend Männer in der Festung waren. «Sie werden versuchen, uns herauszufordern», erklärte er mir. «Sie wollen den Kampf.»
    «Und Ihr wollt ihn nicht?»
    Er schüttelte den Kopf. Er hatte nur hundertundfünfzig Krieger, also zog er sich jedes Mal zurück, wenn die Garnisonsbesatzung von Ceaster einen Ausfall machte. «Ich bin nicht sicher, wie lange wir uns hier noch halten können», gab er zu.
    «Habt Ihr Herrn Æthelred um Unterstützung gebeten?»
    «Das habe ich», sagte er düster.
    «Und?»
    «Er sagt, wir sollen sie einfach nur beobachten.» Merewalh klang angewidert. Æthelred hatte genügend Männer, um einen Krieg zu führen, er hätte Ceaster erobern können, wann immer es ihm gefiel, doch stattdessen tat er gar nichts.
    Ich zeigte meine Anwesenheit, indem ich mit meinem Wolfskopf-Banner bis dicht vor die Wälle ritt, und dieser Versuchung konnte Haesten nicht widerstehen. Dieses Mal verließ er die Festung mit einem Dutzend Männer, ritt jedoch allein auf mich zu und breitete die Arme aus. Wie üblich grinste er. «Das war schlau, mein Freund», lautete seine Begrüßung.
    «Schlau?»
    «Jarl Sigurd war nicht sehr erfreut. Er kommt, um mich zu retten, und Ihr verbrennt seine Flotte. Er ist nicht glücklich.»
    «Ich hatte auch nicht vor, ihn glücklich zu machen.»
    «Und er hat geschworen, dass Ihr sterben werdet.»
    «Ich glaube, du hast einmal das Gleiche geschworen.»
    «Ich erfülle meine Schwüre», sagte er.
    «Du brichst Deine Schwüre wie ein ungeschicktes Kind Eier zerbricht», sagte ich verächtlich. «Nun? Vor wem hast du das Knie gebeugt? Sigurd?»
    «Vor Sigurd», bestätigte er, «und als Gegenleistung hat er mir seinen Sohn geschickt und dazu noch siebenhundert Mann.» Er deutete nachlässig auf die Reiter, die mit ihm aus der Festung gekommen waren, und ich sah das mürrische junge Gesicht Sigurd Sigurdsons, der mich finster anstarrte.
    «Und wer führt hier den Befehl?», fragte ich. «Du oder der Junge?»
    «Ich», sagte Haesten. «Meine Aufgabe ist es, ihm Vernunft beizubringen.»
    «Das erwartet Sigurd ausgerechnet von dir?», fragte ich, und Haesten ließ sich zu einem Lachen herab. Dann sah er an mir vorbei zum Waldrand und versuchte auszumachen, wie viele Männer ich wohl mitgebracht hatte, um Merewalhs Truppen zu verstärken. «Genügend, um dich zu erledigen», beantwortete ich seine

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