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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«was kümmert mich die Sünde?»
    «Dann sorgt für meine Kinder», sagte er.
    «Das werde ich, Herr König», versprach ich.
    «Und sagt mir, was ich mit Æthelred machen soll.»
    Ich starrte auf die Truppen meines Cousins hinunter, die in der Nachhut ritten. «Er will König von Mercien sein», sagte ich, «aber er weiß, dass er die Unterstützung von Wessex braucht, wenn er überleben will, also wird er den Thron nicht ohne Eure Zustimmung an sich reißen, und diese Zustimmung werdet Ihr ihm nicht geben.»
    «Nein, das werde ich nicht», sagte Edward, «aber meine Mutter behauptet, ich brauche seine Unterstützung ebenfalls.»
    Dieses elende Weib, dachte ich. Sie hatte Æthelred schon immer gemocht, ihre Tochter jedoch abgelehnt. Dennoch stimmte das, was sie sagte zum Teil. Æthelred konnte mindestens tausend Mann aufs Schlachtfeld führen, und falls sich Wessex jemals mit den mächtigen dänischen Herren des Nordens schlagen musste, wären diese Männer von unschätzbarem Wert. Andererseits hatte ich Alfred hundert Mal erklärt, er könne davon ausgehen, dass Æthelred in einem solchen Fall ungezählte Ausreden finden würde, um seine Krieger zu Hause zu behalten. «Also, was verlangt Æthelred von Euch?», fragte ich.
    Edward antwortete nicht sofort. Stattdessen sah er zum Himmel hinauf und dann wieder nach Westen. «Er hasst Euch.»
    «Und Eure Schwester», sagte ich rundheraus.
    Er nickte. «Er will, dass Æthelflæd zurück in ein …», begann er und unterbrach sich, weil ein Horn geblasen worden war.
    «Er will Æthelflæd entweder in seinem Palas oder in einem Kloster eingesperrt haben», sagte ich.
    «Ja», sagte Edward. «Genau das will er.» Er starrte auf die Straße hinunter, von der zum zweiten Mal der Hornklang heraufgeschallt war. «Man ruft mich», sagte er und sah zu Pater Coenwulf hinüber, der uns zu sich winkte. Ich sah ein paar von Steapas Männern zur Vorhut galoppieren. Edward gab seinem Pferd die Sporen, und wir ritten zur Spitze der Kolonne. Die beiden Späher hatten einen Priester gebracht, der sich halb aus dem Sattel stürzte, um vor Edward niederzuknien.
    «Herr, Herr König!», keuchte der Priester. Er war völlig außer Atem.
    «Wer seid Ihr?», fragte Edward.
    «Pater Edmund, Herr.»
    Er war aus Wimburnan gekommen, wo er Priester war, und er berichtete, dass Æthelwold in der Stadt sein Banner gehisst und sich zum König von Wessex erklärt hatte.
    «Er hat was getan?», fragte Edward.
    «Er hat mich gezwungen, vor dem Kloster Sankt Cuthberga eine Proklamation zu verlesen, Herr.»
    «Er nennt sich König?»
    «Er sagt, er ist der König von Wessex, Herr. Er verlangt, dass ihm die Männer Gefolgschaft schwören.»
    «Und wie viele Männer waren da, als Ihr dort weg seid?»
    «Ich weiß nicht, Herr», sagte Pater Edmund.
    «Habt Ihr eine Frau gesehen?», fragte Edward. «Meine Schwester?»
    «Die Herrin Æthelflæd? Ja, Herr, sie war bei ihm.»
    «Hat er zwanzig Männer?», fragte ich. «Oder zweihundert?»
    «Ich weiß nicht, Herr. Viele.»
    «Hat er Boten zu anderen Herren geschickt?», fragte ich.
    «Zu seinen Thegn, Herr. Und er hat mich losgeschickt. Ich soll ihm Männer bringen.»
    «Und stattdessen habt Ihr mich gefunden», sagte Edward herzlich.
    «Er stellt eine Armee auf», sagte ich.
    «Den Fyrd», kam es verächtlich von Steapa.
    Æthelwold tat, was er für klug hielt, aber er war nicht klug. Er hatte von seinem Vater weitläufige Ländereien geerbt, und Alfred war töricht genug gewesen, diese Besitzungen unangetastet zu lassen, und nun forderte Æthelwold von seinen Pachtbauern, bewaffnet zu ihm zu kommen und eine Armee zu bilden, die seiner Vorstellung nach wohl gegen Wintanceaster vorrücken sollte. Aber diese Armee wäre der Fyrd, der sich aus Männern ohne Kampferfahrung zusammensetzte, aus Lohnarbeitern und Zimmerleuten und Dachdeckern und Ackerleuten, während Edward seine königliche Leibgarde hatte, in der alle Männer geübte Krieger waren. Der Fyrd eignete sich zur Verteidigung einer Wehrstadt oder dazu, den Gegner durch die schiere Anzahl von Männern zu beeindrucken, doch zum Kampf, dazu, sich einem Schwertdänen oder einem plündernden Nordmann entgegenzustellen, war ein echter Krieger nötig. Was Æthelwold hätte tun sollen, war, in Wintanceaster zu bleiben, Alfreds sämtliche Kinder zu ermorden und erst danach sein Banner zu hissen, doch wie ein Tölpel war er auf seine eigenen Besitzungen gezogen, und nun setzten wir ihm mit Kriegern nach.
    Der Tag

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