Der sterbende Stern
Begleitern durchsucht wurden, erklang plötzlich ein Freudenschrei. Sie kam die Uferanhöhe herauf.
»Habt ihr ihn gefunden?«
»Wir haben Liebeskraut gefunden, Liebeskraut!« Die beiden Wanderer tauchten wieder auf, schwenkten Pflanzen durch die Luft, stopften sich die Münder. Der Lange reichte Baya etwas.
»Hier. Vergiß den Toten. Laßt uns lieben und genießen.«
»Nein, ich habe jetzt keine Lust.« Sie wandte sich ab, zum Gewölbe hin. »Ich bin voller Haß. Schwarmmeister sollen wie Heilige sein, und der dort ist voller Haß.«
»Vielleicht, weil wir mit Steinen geworfen haben«, sagte der Kleine und füllte sich den Mund.
»Wen kümmert’s«, sagte der Lange und packte Baya an den Schultern. »Hier, iß, und du wirst Lust auf Liebe haben.« Er zwängte Baya ein wenig Kraut in den Mund.
Sie spie es aus. »Nein. Ich muß mit Gelmar reden. Ich glaube, irgend etwas …«
»Später«, sagte der Wanderer. Er lachte, und der Kleine kicherte, und sie schubsten Baya zwischen sich hin und her. Baya riß die lange Nadel aus ihrem Haar, ritzte dem Langen ein wenig die Haut. Die beiden lachten noch lauter und nahmen ihr die Nadel ab. Dann rissen sie sie zu Boden und schlugen auf sie ein.
Das Gewölbe war nicht sehr hoch. Stark sprang mit einem Satz herab. Die Wanderer sahen und hörten ihn nicht. Sie hatten genug zu tun, und Baya schrie aus Leibeskräften. Stark versetzte dem Langen einen heftigen Schlag gegen den Kopf, der ihn ohnmächtig werden ließ, und der Kleine ging gleich darauf stöhnend zu Boden. Stark schob die Körper zur Seite. Baya blickte ihn mit großen, verwirrten Augen an. Sie sagte etwas, vielleicht seinen Namen. Er war sich nicht sicher. Er fand das Nervenzentrum an ihrem Hals und drückte zu. Sie war still.
Er sah, daß Yarrod herausgekommen war und mit wütendem Gesicht vor ihm stand. »Das ist gar nicht gut«, sagte er. »Du Narr, wer kümmert sich schon um einen Wanderer?«
»Du bist der Narr«, sagte Stark. »Du hast dich verraten. Sie wollte Gelmar berichten, daß der Schwarmmeister ein Betrüger ist.« Er legte sich das Mädchen über die Schulter und erhob sich.
»Sie hat dich gesehen, nehme ich an.«
»Glaube ich auch.«
»Und die dort?«
Die beiden Männer haben heftig zu schnarchen begonnen.
»Die nicht«, sagte Stark. »Aber sie haben Baya gehört, was sie über dich sagte, meine ich. Vielleicht erinnern sie sich.«
»Na schön«, sagte Yarrod immer noch verärgert. »Ich denke, es ist gleich, wem wir die Schuld geben. Uns bleibt jetzt keine Wahl, als die Flucht zu ergreifen, und zwar rasch.«
Er warf einen Blick auf die Lichter der Stadt auf der anderen Seite des Flusses und stapfte ins Gewölbe. Nach wenigen Minuten waren sie auf dem Weg, durchquerten die Ruinenlandschaft und betraten einen Urwald. Stark legte sich Baya bequemer über die Schultern.
»Die Straßen sind für Fremde gesperrt«, sagte er. »Ich hoffe, du hast daran gedacht.«
»Du glaubst doch nicht, daß wir auf Straßen hergekommen sind?« sagte Yarrod. »Wir sind aus Irnan unter dem Vorwand fort, auf die Jagd zu gehen. Wir haben unsere Ausrüstung auf der anderen Seite der Berge zurückgelassen und sind auf einem Dschungelpfad hergekommen.« Er blickte zum Himmel empor. »Wenn wir uns anstrengen, können wir morgen mittag dort sein.«
»Es besteht doch die Möglichkeit«, sagte Stark, »daß Gelmar annimmt, du wärst mit deinen Leuten wegen der Störung fort? Und daß Baya einfach weggelaufen sei? Sie hat einen ihrer Freunde verletzt, und ihre Waffe liegt noch dort.«
»Die Möglichkeit besteht natürlich. Sicher wissen kann er es nicht. Er weiß noch nicht einmal sicher, ob du lebst oder tot bist. Wenn du Gelmar wärst, was würdest du tun?«
»Ich würde die Leute zur Wachsamkeit ermahnen, vor allem die in Irnan.« Und er verwünschte Gerrith, daß sie nicht ihren Mund gehalten hatte.
»Es hat ihr den Tod gebracht«, sagte Yarrod knapp. »Sie hat einen hohen Preis gezahlt.«
»Ich fürchte nur, daß es auch zu meinem Tod führen wird«, sagte Stark. »Wenn ich von der verflixten Prophezeiung gehört hätte, wäre ich anders vorgegangen.«
»Nun«, sagte Halk und lächelte flüchtig, »wenn die Prophezeiung stimmt und du vom Schicksal auserkoren bist, hast du doch nichts zu befürchten.«
»Ein furchtloser Mensch lebt nicht lange. Ich fürchte alles.« Er tätschelte Bayas nackte Schenkel. »Sogar das.«
»In dem Fall hast du recht. Das beste wäre, sie zu töten.«
»Wir werden sehen«,
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