Der sterbende Stern
sagte Stark. »Kein Grund zur Eile.«
Sie liefen weiter, richteten sich nach einem kleinen grünen Stern, der von Yarrod Leuchte des Nordens genannt wurde.
»Sollte Gelmar Irnan benachrichtigen, wird er es wie üblich über Boten tun. Wenn uns nichts zustößt, müßten wir ihnen zuvorkommen.«
»Wenn uns der Dunkle Mann«, sagte Halk, »mit seiner Last nicht aufhält.«
Stark antwortete: »Ich glaube, wir werden nicht die besten Freunde sein.«
»Nimm ihn, wie er ist«, sagte Yarrod. »Er ist ein Krieger, und Schwerter bedeuten uns mehr als verletzte Gefühle.«
6.
Der Tag brach an, und sie legten hoch an einer Bergflanke eine Ragt ein. Die Irnanier blickten nach Osten und begrüßten den rötlichen Stern mit einem Trankopfer. Selbst Baya senkte den Kopf.
»Gegrüßt seist du, alte Sonne, wir danken dir für diesen Tag«, murmelten sie, und es klang, als meinten sie die Worte ernst. Wie schon oft war es Halk, der die Stimmung verdarb.
Trotzig sagte er, zu Stark gewendet: »Wir waren nicht immer arme Leute. Auf dem Meer draußen gab es Schiffe, und durch die Luft sausten Flugmaschinen. Jetzt berichten davon nur noch die Sagen, aber Skaith war einmal eine reiche Welt.«
»Sie hat sich selbst überlebt«, sagte Yarrod. »Sie ist altersschwach und verrückt, wird mit jeder Generation verrückter. Kommt und eßt.«
Sie setzten sich und teilten die dürftigen Rationen an Speisen und saurem Wein auf. Baya erhielt nichts.
Stark fragte: »Das Mädchen bekommt nichts?«
»Wir haben sie und ihresgleichen ein Leben lang versorgt«, sagte Breca. »Sie wird es überleben.«
»Außerdem haben wir sie nicht aufgefordert, mitzukommen«, sagte Halk.
Stark gab ihr die Hälfte seiner Zuteilung. Sie machte sich gierig und stumm darüber her.
»Die alten Kulturen«, sagte Yarrod und biß ein Stück zähes Brot ab. »Trotz ihrer Technik haben sie nie den Raumflug entwickelt. Sie hatten vielleicht Wichtigeres zu tun. Es gab also keine Fluchtmöglichkeit, und dann wurde plötzlich von Sternenschiffen geredet, die gelandet seien, von einer Galaktischen Union, von anderen Welten. Du siehst, wie uns das verändert hat, sobald wir wußten, es ist die Wahrheit. Es gab Hoffnung. Wir können vielleicht fliehen.«
Stark nickte. »Ich kann auch verstehen, warum die Stabträger nicht froh darüber sind. Wenn die Ernährer ausreisen, wird ihr ganzes System zusammenbrechen.«
Halk wandte sich an Baya. »Und es wird zusammenbrechen. Und was willst du kleines Wandermädchen dann machen?«
»Dazu wird es nie kommen«, knurrte sie ihn an. »Die Schutzherren werden es nicht zulassen. Sie werden euch jagen und töten.« Sie warf einen haßerfüllten Blick auf Stark. »Fremde haben hier nichts zu suchen. Sie bringen nur Unruhe.«
»Sie sind aber nun einmal gekommen«, sagte Stark, »und so, wie es einmal war, wird es nie wieder sein. Wenn ich du wäre, würde ich versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen. Du könntest sogar mit auswandern.«
»Auswandern!« sagte Halk. »Dann gäbe es mehr für sie zu tun, als zu lieben und zu genießen.«
»Skaith liegt im Sterben«, sagte Baya. »Was bleibt noch zu tun?«
Stark schüttelte den Kopf. »Skaith wird dich und die beiden nächsten Generationen noch überleben. Was du sagst, ist nicht stichhaltig.« Er wandte sich an Yarrod. »Wenn Irnan so gut bewacht wird, wie du sagst, wie willst du mich ungesehen in die Stadt und wieder heraus bringen?«
»Das wird nicht nötig sein. Die Höhle der weisen Frau liegt in den Vorbergen.«
»Wird sie nicht auch überwacht?«
»Natürlich.« Er lächelte grimmig. »Wir werden damit schon zurechtkommen.«
Als sie gegessen hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Sie schonten sich nicht, und Baya war bald am Rand ihrer Kräfte. Stark trug sie von Zeit zu Zeit, obwohl er selbst manchmal vor Müdigkeit ins Stolpern kam. Es war schon hoher Vormittag, als sie den Kamm des Gebirges überschritten und wieder abstiegen, was zunächst leichter war, dann aber sehr anstrengend wurde, als die Hänge steiler wurden. Die Sonne hatte die Mittagshöhe weit überschritten, als sie endlich ihr Ziel erreichten.
Sie befanden sich in einem dichten Waldstück. Yarrod winkte Halk an seine Seite, und die beiden bewegten sich vorsichtig weiter vorwärts. Stark übergab Breca die Leine, mit der Baya gehalten wurde, und ging zu den beiden Männern. Er bemerkte, daß die Irnanier erfahrene Waldläufer waren, und trotzdem machten sie für seinen Geschmack noch zu viel
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