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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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wohl.«
    Sie blickte zu ihm hoch. »Bist du denn sicher, dass sie nicht noch mehr schicken wird?«
    Er grinste finster und zuckte die Achseln. »Ich glaube es zumindest nicht … Mitra!« Er starrte ihr über die Schulter.
    Sonja wirbelte herum.
    Darons verwundetes Pferd lag blutend im Schlamm und schlug mit den Beinen um sich. Schaum quoll aus den Nüstern, die Augen waren verdreht, und nur noch schmutziges Weiß war zu sehen. Während Sonja und Daron es beobachteten, begannen die entblößten Zähne sich mit Speichel zu überziehen und zu spitzen Fängen zu wachsen. Und dann fingen die Augen auf unheimliche Weise gelb zu glühen an. Es bewegte sich schwach, um auf die Beine zu kommen, und knurrte dabei – ein Laut, wie kein lebendes Pferd ihn je hervorgebracht hatte!
    »Ich muss es töten«, sagte Daron zu Sonja. »Wir haben keine andere Wahl.«
    Er rannte auf das Tier zu, blieb einen Schritt davor stehen und ließ die Klinge auf die Kehle sausen. Das Pferd schrie noch einmal auf, dann bewegte es sich nicht mehr. Das gelbe Glühen schwand aus den Augen, und es starb, ohne dass seine Lebenskraft gefangen gehalten werden konnte.
    Daron blickte hinter sich. »Die anderen Pferde …?«
    Sonja starrte nur stumm zu Boden.
    »Sonja – wie sieht es mit den anderen Pferden aus?«
    Sie schaute ihn mit brennendem, durchdringendem Blick an. »Was zur Hölle machen wir hier, Daron? Sieh dir das an! Sieh dir alles an! Sag mir, verdammt – wer zum Teufel bist du überhaupt?«
    Er steckte seine Klinge ein und ging auf sie zu. »Sonja! Die anderen Pferde?«
    Sie holte schaudernd Atem, betrachtete ihre Klinge und schob sie in die Scheide. »Die anderen Pferde sind unverletzt, Daron.«
    »Gut«, sagte er. »Das ist eigentlich alles, was ich wissen wollte.«
    Er hob eine Hand und strich sanft über Sonjas Haar.
    Sie stierte weiterhin zu Boden.
     
    Bei Einbruch der Nacht lag der Sumpf hinter ihnen. Sie befanden sich in trockenem Wald mit verhältnismäßig frischer Luft und so lichtem Bewuchs, dass der Mond und die Sterne zu sehen waren.
    Sie machten ein Feuer, sorglos oder gleichgültig, ob jemand oder etwas davon angezogen werden könnte. Und während sie so in der Dunkelheit unter den Sternen saßen, wie in so vielen früheren Nächten, jeder mit seinem eigenen Schuldgefühl, seinen Sorgen und Erinnerungen, begann Daron von Osylla und Urrim zu sprechen, dann von Bestimmung und Tod, von Schicksalswegen und ihrer Wahl und von Unsicherheit – von allem, was es bedeuten mochte, wenn ein Stern vom Himmel fällt und das Land ringsum vom Wahnsinn ergriffen wird.
    Während er sprach, hielt er hin und wieder inne, um seine Gedanken zu sammeln, und bei einer dieser Pausen sagte auch Sonja etwas, die bisher nur stumm dagesessen hatte. Ein wenig von der Kälte um ihr Herz war bei seinen ernsten Worten geschmolzen, und so erzählte sie ihm schließlich von der vergangenen Nacht. »War es wirklich erst gestern Nacht? Es scheint alles so weit zurückzuliegen … Aber doch gestern Abend, als du mit Osylla in der Hütte warst und Urrim und ich im Freien waren …« Sie erzählte ihm, wie Urrim seine Stimme wieder gefunden hatte, so beredsam und prophetisch, und von dem blauen Glühen im Wald.
    »Es war dieselbe blaue Wesenheit«, gestand Sonja, »die mir vor Jahren erschien, in jener Nacht, als meine Familie gemordet und mir Gewalt angetan wurde – jene Wesenheit, die mir meine Bestimmung wies. Daron – kannst du das verstehen? Weshalb geschah das?«
    »Ich – ich bin nicht sicher, Sonja …«
    »Es war keine Einbildung, obwohl ich in den vergangenen Jahren so manches Mal dachte, ich könnte es mir bloß eingebildet haben. Und jetzt – nach dieser langen Zeit, nachdem ich meinen Weg gegangen bin und mich selbst erkannt habe –, jetzt, da ich ich bin, die Rote Sonja von Hyrkanien, und alles, was das bedeutet, so dachte ich jedenfalls, da kehrt diese Wesenheit wieder und spricht von etwas, das ich nicht verstehen kann und auch nicht hinnehmen will – von etwas, das genau entgegengesetzt von dem zu sein scheint, was sie mich vor Jahren lehrte. Da bricht mir das Herz, und ich stehe im Widerstreit mit mir selbst.«
    »Und deshalb warst du den ganzen Tag über so finster, so zornig.«
    »Ja, ja! Osylla – Urrim … Ich kann meinen Abscheu nicht leugnen. Daron! All das zur gleichen Zeit! Was bedeutet es?«
    »All das«, flüsterte er, »seit unsere Wege sich getroffen haben.«
    Sie schaute ihn an, blickte ihm in die dunklen Augen. »Nicht,

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