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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Zauberer Tage, ja Wochen der Vorbereitung für gewisse Zauberriten benötigten, staunte über die Schnelligkeit, mit der Osyllas Beschwörung beantwortet wurde. Denn kaum verließ das letzte unverständliche Wort die Lippen der Hexe, nahm die Fackel in Osyllas Hand plötzlich eigenes Leben an, und eine gewaltige Flamme mit orangefarbener Schleppe schoss dem Mond entgegen, schwebte in seinem Schein als rotgelbe Säule, die sich sanft zischelnd drehte, immer länger wurde und schließlich heftig wirbelnd herabtauchte zu dem auf dem Altar liegenden Urrim.
    Gellend rief Osylla ein paar weitere fremdartige Worte.
    Der Sumpfwind erhob sich in einer gewaltigen Bö, so dass Sonjas Haar flatterte und sie die Füße gespreizt auf den Boden stemmte, um nicht umgeworfen zu werden. Die Feuersäule in der Luft tanzte mit dem Wind. Plötzlich dehnte sie sich zu einer gewaltigen Kugel, in der flüchtig ein Gesicht zu sehen war: die grinsende Fratze eines Dämons oder Ungeheuers mit brennenden Höhlen als Augen und einem klaffenden Mund, dessen Zunge Funken sprühte, ehe ein Feuerschwall herausschoss.
    Doth-Abru! Doth-Abru!
    Daron holte hörbar Luft. Er stand steif neben Sonja, und sie sah, dass er zitterte. »Der Dämon«, hauchte er. »Der Sumpfdämon …«
    Da verschwand die Flammenfratze. Die wirbelnde Feuersäule kehrte zurück und tauchte wieder tiefer, fächerte aus und quoll über den runden Steinaltar und das Opfer. Urrim schrie in Todesangst und versuchte auszuweichen; doch es war bereits zu spät. Ein letzter, abgewürgter Schrei war zu hören, während das Feuer so grell brannte, dass Sonja die Augen abwenden musste.
    Als sie sich wieder umwandte, zog sich der letzte Rest von Urrims verkohlter Leiche zusammen, als steckte immer noch Leben darin. Das Fleisch löste sich, und zurück blieb bräunlich-weißes Gebein in der Mitte des scheibengleichen Altars.
    Die körperlichen Reste rannen zusammen, bis sie einen faustgroßen Klumpen bildeten. Schwelend, beruhigte die Masse sich, dann begann sie zu glühen, immer stärker. Unwillkürlich holte Sonja tief Luft. Blendendes farbiges Licht ging von dem nun edelsteinähnlichen Ding auf dem Altar aus.
    Osylla warf die Fackel von sich. Zischend versank sie in einem nahen Sumpftümpel. Sie trat durch den ersterbenden Wind zum Altar, streckte die Hand nach dem ungewöhnlichen Edelstein aus und hob ihn auf. Dann drehte sie sich um und reichte ihn Daron. Vor dem strahlenden Licht des magischen Steins floh die Finsternis tiefer in den Sumpf.
    Darons Miene verriet Schmerz und Bedauern, als die Hexe ihm den Stein entgegenstreckte.
    »Ich – ich wusste nicht …«
    »Ihr wolltet Euren Vater finden«, sagte Osylla hart. »Ihr wusstet, dass dazu ein Menschenopfer erforderlich war, auch wenn Ihr nicht ahnen konntet, in welcher Form die Götter ihre Anweisungen erteilen mochten. Ich wusste es genauso wenig. Nehmt!«
    Immer noch hielt sie ihm den Stein dicht vor die Hand. Die Zeit schien stillzustehen. Sonja beobachtete Darons grimmige Miene und der Hexe kaltes, höhnisches Gesicht. Wieder bedrängte sie der Wunsch, Osylla an Ort und Stelle zu töten. Und auch diesmal, als sie nachgeben und das Schwert ziehen wollte, lenkte etwas sie ab – Daron griff nach dem leuchtenden Stein.
    »Benutzt es als Amulett«, riet Osylla ihm, »es wird Euch zu Eurem Vater führen.«
    Daron schluckte schwer. »Aber – wie soll ich das erkennen?«
    »Ihr seid der Sohn eines Zauberer. Es wird Euch zu Odurac führen. Verlasst Euch darauf!«
    Sie trat an ihm vorbei und schritt hinein in den Sumpf, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Sonja knurrte, langte nach ihrem Schwert und zog es halb, doch dann starrte sie Osylla nur nach.
    Daron drehte sich um und blickte der Hexe ebenfalls nach. Der Ausdruck seiner Augen dämpfte Sonjas Grimm. Tiefe Qual sprach aus ihnen, Furcht und Staunen. Seine Finger schlossen sich um das grell leuchtende Amulett, dessen Licht die Tränen zeigte, die ihm über die Wangen rannen.
     
    Sie folgten Osylla zurück durch den Sumpf zu ihrer Hütte. Sie gingen nicht mit ihr, sondern hielten gerade soviel Abstand, dass sie sie noch sehen und so den Weg nicht verfehlen konnten. Während des Rests der Nacht sprachen Sonja und Daron kein Wort zueinander.
    Der Morgen graute, als sie zu ihren Pferden zurückkehrten und aufsaßen. Osylla beobachtete sie von der Tür ihrer Hütte aus. Sie bot ihnen Frühstück an.
    Sonja lachte nur spöttisch.
    Daron, der noch sichtlich erschüttert war,

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