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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Weg machen und versuchen, die Burton wieder mit einer atembaren Atmosphäre zu füllen.«
    Eine Stunde später leuchteten gelbe Lichter im Hangar des Generationenschiffes. »Der Sauerstoffgehalt der Luft steigt, Adar«, meldete einer der Techniker. »Offenbar ist es uns gelungen, die atmosphärischen Systeme zu reaktivieren. Sollen wir sie überall an Bord in Betrieb setzen? Die Luft muss zirkulieren und gefiltert werden. Bestimmt gibt es auf der Burton genug Reserven.«
    Kori’nh hob das Kinn. »Gehen wir gründlich vor. Wir tragen zunächst Gesichtsfilme, aber ich möchte, dass alle Bordsysteme der Burton mit Energie versorgt werden. Bereiten Sie das Schiff auf seine letzte Reise vor.«
    Die Techniker eilten durch leere Korridore, in denen einst Generationen optimistischer menschlicher Kolonisten gelebt hatten. Das Geräusch ihrer Schritte hallte laut genug durch die kalte, leere Luft, um alle Geister zu wecken, die eventuell an Bord des aufgegebenen Schiffes zurückgeblieben waren. Kori’nh hatte gelesen, dass die Menschen nicht an die Lichtquelle und eine höhere Ebene der Illumination nach dem Tod glaubten, sondern an Geister und wandernde Seelen.
    Im Maschinenraum der Burton enträtselten neugierige Ingenieure das archaische Triebwerk. Durch die Kontakte mit der Terranischen Hanse waren ihnen die elementaren Prinzipien von Menschen gebauter Raumschiffe vertraut und der Antrieb des Generationenschiffes erwies sich als so unkompliziert, dass seine Funktionen wiederhergestellt werden konnten.
    Adar Kori’nh trug isolierende Kleidung und einen Gesichtsfilm, als er mit einer Inspektionstour begann. Ohne Begleitung schritt er durch den Passagierbereich, kletterte von einem Deck zum nächsten. Selbst wenn er allein war, spürte er die angenehme Präsenz der anderen Ildiraner durchs Thism.
    Aber er fühlte auch die Präsenz der Menschen, als hätten ihre Träume greifbare Spuren hinterlassen. Welch ein törichter Ehrgeiz, welch naiver Optimismus der Jungen und Unerfahrenen, die ihre Heimat verließen und sich in den Spiralarm wagten! So ambitioniert, so tollkühn.
    Kori’nh sah sich die Kabinen an, die Lager, Gemeinschaftsräume, Unterhaltungszentren und Bibliotheken. Viele Räume waren leer. Im Zugang eines großen Speisesaals blieb er stehen und sah Anzeichen von Unruhe: umgestürzte Stühle, verstreut liegende Dinge. Eine Meuterei? Oder vielleicht eine Feier? Ging dies auf jene Ildiraner zurück, die vor Jahrhunderten die ahnungslosen Kolonisten der Burton gefangen genommen hatten?
    So viel zu sehen und herauszufinden… Und all das ging unwiederbringlich verloren, wenn er seinen Befehl ausführte und das Schiff zerstörte.
    Er kannte das Ausmaß des Skandals, dem sich das Reich gegenübersehen würde, wenn die Menschen herausfanden, was ihre vermeintlichen Verbündeten auf Dobro angestellt hatten. Die Ildiraner waren als angebliche Retter und mit dem Versprechen gekommen, die Siedler zu einer eigenen Kolonie zu bringen. Stattdessen hatte man die Menschen als Zuchtmaterial verwendet.
    Tiefer Kummer erfasste Kori’nh. Ihm erschien das alles sehr unehrenhaft.
    Der Adar setzte den Weg ehrfurchtsvoll fort und dachte dabei an Kinder, die einst an diesem Ort gespielt hatten, an Generationen, die fern der Heimat geboren und gestorben waren, ohne jemals den Boden eines Planeten betreten zu haben. Aufs Geratewohl öffnete er die Türen privater Quartiere und versuchte sich vorstellen, welche Familien einst in ihnen gewohnt hatten. Dabei fürchtete er fast, auf die mumifizierten Reste eines vergessenen Kolonisten zu stoßen…
    Kori’nh sah alte Bilder, die Helden oder geliebte Personen zeigten, vergilbte Kleidung, seltsames Spielzeug, Andenken von der Erde. Für die Menschen, die hier gewohnt hatten, besaß jeder Gegenstand eine besondere Bedeutung. Die Objekte verkörperten Geschichten, von den Eltern an die Kinder weitergegeben.
    Diese Kolonisten hatten auf einer neuen Welt eine zweite Erde schaffen wollen. Doch den Zuchtobjekten auf Dobro war die Vergangenheit genommen worden – sie wussten nichts von ihrer Herkunft. Alles verloren…
    Schließlich erreichte Kori’nh den Kommando-Nukleus der Burton – die Menschen sprachen in diesem Zusammenhang vom »Pilotendeck«. Allein stand er dort, betrachtete dunkle Kontrollstationen und stellte sich vor, wie von primitiven Scannern und Sensoren ermittelte Daten auf Displays erschienen. Eine Folge von Kommandanten hatte hier gelebt und gearbeitet, gute und schlechte

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