Der Sternenwald
Medaillen und Auszeichnungen an seiner Uniform waren unübersehbar. Er faltete die Hände vor der geschmückten Brust. »Meine Technikergruppen haben zahlreiche Beispiele der terranischen Technik und auch persönliche Gegenstände sichergestellt. Ich habe Sie Ihnen als Geschenk mitgebracht, Herr. Vielleicht helfen Ihnen diese Objekte dabei, die Menschen besser zu verstehen.«
Cyroc’h verbarg seine Gedanken und lächelte wohlwollend – diesen Gesichtsausdruck zeigte er am liebsten. »Selbst ein Weiser Imperator kann weiter lernen. Danke für die Gelegenheit.«
Die Initiative des Adars erfüllte ihn mit Zufriedenheit, und gleichzeitig enttäuschte sie ihn. Kori’nh hatte nicht verbergen können, dass ihm gewisse Befehle nicht gefielen, aber sein Pflichtbewusstsein war stark ausgeprägt. Er wich seiner Verantwortung nie aus, offenbarte nie ein Anzeichen von Untreue. Der Weise Imperator verlangte bedingungslose Unterstützung und absolute Loyalität, vor allem in der gegenwärtigen Situation. Er musste die richtigen Samen und Gedanken pflanzen.
Als Kori’nh gehen wollte, hob Cyroc’h eine fleischige Hand. Der Adar drehte sich so schnell um, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Seine Medaillen klirrten. »Ja, Herr?«
Der Zopf des Weisen Imperators zuckte. »Bitte lassen Sie sich von meiner äußeren Ruhe nicht täuschen, Adar. Ich hege viele komplizierte Pläne mit dem Ziel, das Reich zu stärken. Die meisten davon stehen kurz vor der Verwirklichung. Doch wird die Krise mit jedem verstreichenden Moment ernster.«
»Ich habe gehört, dass man mehrere Kugelschiffe der Hydroger bei Erkundungsflügen durch Sonnensysteme beobachtet hat, Herr. Niemand weiß, wonach sie suchen.«
Es überraschte den Weisen Imperator, dass Kori’nh bereits über diese Informationen verfügte. »Das stimmt, Adar. Ein Kugelschiff scannte Hyrillka, ein anderes wurde bei Comptor gesichtet.«
»Das klingt Besorgnis erregend, Herr. Soll ich einen Manipel aus Schlachtschiffen bei Hyrillka stationieren, um den Designierten zu schützen?«
Der Weise Imperator runzelte die Stirn. »Es kann nicht schaden, Kriegsschiffe zu schicken, aber Qronha 3 hat gezeigt, dass nicht einmal die Solare Marine gegen die Hydroger bestehen kann. Alles hängt davon ab, was unsere Feinde als Nächstes unternehmen.«
Prismatische Schatten glitten durch den Raum, als einige dünne Wolken über den Himmel zogen. Cyroc’h neigte seinen gewichtigen Körper ein wenig zur Seite und versuchte, sich die stärker werdenden Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Wenn der Adar gegangen war, würden Ärzte kommen, um ihn erneut zu untersuchen.
»Mit direkten militärischen Aktionen ist es uns nicht möglich, diesen Krieg zu gewinnen. Wir können nur hoffen, dass die Dobro-Experimente möglichst bald erfolgreich sind. Der Durchbruch muss noch in dieser Generation erzielt werden. Andernfalls sind wir zum Untergang verurteilt.« Er sah Kori’nh an und lächelte. »Nur mit der Unterstützung meines Volkes und der Entschlossenheit von Ildiranern wie Ihnen können wir überleben.«
Nachdem der Adar den Raum verlassen hatte, wandte sich der Weise Imperator an seinen Leibwächter. »Bron’n, stellen Sie den ganzen Kram sicher, den der irregeleitete Adar von der Burton mitbrachte. Sorgen Sie dafür, dass ihn niemand sonst sieht. Lassen Sie ihn spurlos verschwinden.«
Der Wächter nickte knapp. »Soll ich die Objekte zuerst hierher bringen, damit Sie sie untersuchen können, Herr?«
»Es ist nicht nötig, dass ich mir jene Gegenstände ansehe. Solche Dinge sind nicht wichtig.«
Bron’n ging – er stellte nie irgendwelche Anweisungen infrage, war immer kompetent. Seufzend lehnte sich Cyroc’h zurück, sodass der bunte Sonnenschein auf seine blasse Haut fiel. Mit uncharakteristischer Wehmut erinnerte er sich daran, als er einfach nur der Erstdesignierte gewesen war und alle wichtigen Entscheidungen seinem Vater überlassen hatte. Damals hatte er die Vorteile genossen, der erstgeborene adlige Sohn zu sein, potent und gesund, das Haar lang und offen und voller Leben.
Natürlich war ihm damals klar gewesen, dass er eines Tages die schwere Bürde der Pflicht und Verantwortung tragen musste, aber der Tag, der ihn seine Männlichkeit kostete und ihm das Thism brachte, schien weit, weit entfernt zu sein. So empfanden alle Erstdesignierten. Aber schließlich kam jener Tag immer.
Cyroc’h erinnerte sich daran, wie sein Vater, der Weise Imperator Yura’h, vor fast zwei
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