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Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe

Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe

Titel: Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaiserlos
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Aabenraa

"Hej, mit navn er Will."
Stolz begrüßte ich auf Dänisch den Herbergsvater. Mein Nachbar grinste ironisch.
"Na, mal wieder angeben, Smith?"
Wie immer weckte mein Kollege Andreas den Wunsch in mir, ihm gründlich die Fresse zu polieren. Wahrscheinlich wäre das gar nicht schlecht, würden dann wenigstens ein paar Narben sein hübsches Gesicht verunstalten. Ich ignorierte ihn. Eine Schlägerei konnte ich später noch mit ihm anzetteln.
"Sehr schön, Will. Du kannst also schon dänisch?"
Der Herbergsvater lächelte mich begeistert an.
"Ein bisschen", gab ich bescheiden zu.
"Toll. Ich bin Preben. Wie heißt du?"
Erwartungsvoll richtete sich sein Blick auf meinen verhassten Kollegen.
"Andreas von Hafenstein", murmelte der.
"Sehr schön. Ihr seid die ersten Gäste. Ich zeige euch jetzt das Haus."
Preben wandte sich um und ging einen Flur hinunter, der von der Empfangshalle ins Innere des Hauses führte. Ich griff nach meinem Rollkoffer und folgte ihm, ohne Andreas weiter zu beachten. Sollte der Kerl mir doch den Buckel runterrutschen.
"Das hier sind die Seminarräume", Preben winkte nach rechts, bog dann in einen Gang zur linken ein. "Hier sind die Zimmer. Wir haben nur Zweibettzimmer. Ich hoffe, das stört euch nicht?"
Er wartete die Antwort nicht ab, sondern öffnete eine Tür. Entsetzt starrte ich auf die zwei Einzelbetten. Ich sollte doch wohl nicht...?
"Willkommen in Aabenra", Preben lächelte mich an und gab mir einen Schlüssel.
Den Zweiten drückte er Andreas in die Hand, der genauso fassungslos wie ich in das Zimmer schaute. Der Herbergsvater drehte sich um und ging den Flur hinunter. Ich erwachte aus meiner Erstarrung und lief ihm hinterher.
"Preben", meine Hand griff nach seinem Ärmel, "gibt es keine Möglichkeit, zu tauschen?"
Langsam wandte er sich zu mir und sah mich irritiert an.
"Du kannst deine anderen Kollegen natürlich fragen, ob sie tauschen wollen."
"Ach ja", erleichtert ließ ich ihn los.
Sicher würde sich unter meinen netten Arbeitskollegen jemand finden, der mit Andreas das Zimmer teilen wollte.
"Wir sehen uns dann in zwei Stunden bei der Willkommensrunde."

"Verdammte Scheiße, Will Smith. Ich teile mir kein Zimmer mit dir."
Andreas stand immer noch auf dem Flur, als ich langsam zurück trottete. Ich nickte und griff nach meinem Koffer.
"Ich mir auch nicht mit dir, Mister Supertoll."
Trotzdem rollte ich mein Gepäck hinein und setzte mich auf das schmale Bett. Auch Andreas stellte seinen Koffer in das Zimmer, maß mich mit einem spöttischen Blick und verschwand. Gut so. Erleichtert legte ich mich zurück und starrte an die Decke. Wie hatte ich nur in diese Situation kommen können?
Die Firma, in der ich arbeitete, war vor zwei Jahren von Dänen aufgekauft worden. Seitdem war vieles geschehen. Die Italiener des Nordens, wie ich sie insgeheim nannte, hatten umstrukturiert und verbessert. Das Betriebsklima hatte sich positiv verändert und ich war plötzlich gerne zur Arbeit gegangen. Gruppen wurden neu gebildet, Hierarchien abgebaut. Vor zwei Monaten war ein neuer Arbeitskollege aufgetaucht: Andreas.
Von Anfang an hatte es zwischen ihm und mir nicht geklappt. Obwohl wir in derselben Gruppe arbeiteten, machte er meine Leistung schlecht und ließ keine Gelegenheit aus, mich auf meine Abstammung hinzuweisen.

Ach ja, mein Name: William Schmidt. Vater aus Ghana, Mutter deutsch. Dreißig Jahre alt, 190 cm groß. Ich hatte Basketball gespielt, bis meine Knie den Dienst versagten. Und noch etwas: ich stand auf Männer. Schwul nannte man das, aber das Wort gefiel mir nicht.

Jedenfalls war der Firmenleitung in diesem Jahr aufgefallen, dass kaum einer der Mitarbeiter dänisch konnte. Kurzerhand wurden Seminare gebucht, reisten Kollegen nach Dänemark, um der wunderbaren Sprache mächtig zu werden. Wir waren das zweite Team, das dieses Privileg genießen durfte.
Außer mir und Andreas würden noch Michi und Ole, beide bekennend homosexuell, Sven, Lars, Sandro und Manuel teilnehmen. Bei Michael und Ole brauchte ich nicht fragen, die würden sich auf jeden Fall ein Zimmer teilen. Aber ich setzte meine ganze Hoffnung auf die verbleibenden Vier.
Ich nutzte die Zeit bis zur Willkommensrunde, um meine Sachen auszupacken. Auf dem Flur blieb es still, wahrscheinlich würden viele erst in letzter Minute anreisen. Auch Andreas ließ sich nicht blicken, was mich nicht störte. Von mir aus konnte er für immer verschwinden.

Pünktlich fand ich mich in der Empfangshalle ein, wo nun auch meine anderen

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