Der Sternenwald
die ihre Körper, Herzen und Seelen miteinander vereinten. Die Droger, die machthungrige Hanse, die zänkischen Roamer-Clans – das alles konnten sie an diesem Ort für kurze Zeit vergessen. Nur dadurch war es Jess und Cesca möglich, die Wartezeit zu überstehen. Noch einige Monate…
Cesca flog einen diplomatischen Kurier und steuerte ihn so an Jess’ Schiff heran, dass die beiden Luftschleusen miteinander verbunden werden konnten. Seite an Seite schwebten die beiden Raumschiffe im Schweif des Kometen, der auf einer weiten parabolischen Umlaufbahn durch ein uninteressantes Sonnensystem flog.
Der perfekte Ort für Jess und Cesca, um allein zu sein.
Als sich die Luftschleusen öffneten, stand sie vor ihm, die großen dunklen Augen voller Sehnsucht, ein Lächeln auf den vollen Lippen. Einige Sekunden lang sahen sie sich nur an und genossen die Präsenz des jeweils anderen.
Dann trat Cesca vor, leichtfüßig in der niedrigen Schwerkraft, und sie umarmten sich so, als bekämen sie zum ersten Mal Gelegenheit, ihrer Leidenschaft nachzugeben, als hätten sie sich seit Jahren nicht gesehen… als könnten sie nicht genug voneinander bekommen, ganz gleich, wie oft sie zusammen waren.
Jess küsste sie und seine Finger strichen durch ihr Haar – ein so dunkles Braun, dass es fast schwarz wirkte. Er zog sie ganz dicht an sich. Nun waren sie wie zwei Himmelskörper in einem perfekten Orbit.
Auf diese Weise hatten sie sich ein Dutzend Mal getroffen, auf kleinen Monden, in Asteroidengürtel oder einfach in der interstellaren Leere. Aber sie schienen nie weit genug von ihren Problemen entfernt zu sein. Alle Clanmitglieder erwarteten von der Sprecherin, dass sie sich auf das Überleben der Roamer konzentrierte, ohne sich von Romantik und Liebe ablenken zu lassen.
Bei den Clans herrschte derzeit Aufruhr – sie alle versuchten, eine rentable Alternative zur bisherigen Ekti-Produktion zu finden. Der Einsatz von Blitzminen führte immer wieder zu Verlusten; Nebelsegel waren zu langsam und die Gewinnung von Wasserstoff aus Kometeneis erforderte große industrielle Investitionen. Cesca musste sich mehr als jemals zuvor bemühen, die Gesellschaft der Roamer vor dem Chaos zu bewahren. Ihre Aufgabe bestand darin, die Clans zusammenzuhalten und ihre familiären Bindungen zu stärken, die ihnen allen Kraft gaben.
Doch jetzt hatte sie Jess und das genügte.
Manchmal gab sich Cesca damit zufrieden, mit ihm zu reden, einfach nur mit ihm zusammen zu sein, ihre Sorgen und Erfahrungen mit ihm zu besprechen. Diesmal aber reichte ihr das nicht. Ihre Finger wanderten über seine Kleidung, erkundeten und erforschten das Durcheinander aus Knöpfen, Reißverschlüssen und Taschen und begannen damit, den Overall zu öffnen.
Er küsste sie erneut, länger und hingebungsvoller. Seine Hände strichen über Cescas Rücken und fühlten ihren Leib unter dem Stoff, streichelten dann ihre Brüste. Sie neigte den Oberkörper zurück, bot ihm dadurch den Hals dar. Seine Lippen glitten über ihre Wange, übers Kinn und den glatten Hals. Er zog Cescas Kragen weiter auf und küsste jeden Quadratzentimeter ihrer Haut, bis er die Brüste erreichte. Hände und Finger tanzten über Körper, als sie sich gegenseitig entkleideten.
Der Duft von Cescas Haar und ihrer Haut erregte Jess und er atmete ihn tief ein. Er presste Cesca die Lippen an die bloße Schulter, während ihre Fingerkuppen über seine Brust krochen.
Jedes heimliche Rendezvous war besser als das vorhergehende. Wenn sie schließlich zusammen sein konnten, wann immer sie wollten, ohne sich vor Beobachtern verbergen zu müssen… Jess fragte sich, ob das Wunder namens Cesca jemals etwas von seinem Reiz verlieren mochte. Würde sie immer so bleiben wie jetzt, frisch, neu und lebendig, die Haut heiß, der Mund feucht und begierig?
Die miteinander verbundenen Schiffe setzten den Weg durchs All fort, geschützt vom Schweif des Kometen. Er ähnelte einem der Kometen, deren Flugbahn Jess geändert hatte, damit sie auf Golgen hinabfielen…
Auf dem Weg hierher hatte sich Jess noch einmal den stummen Gasriesen angesehen, in dessen Atmosphäre Ross’ Blaue Himmelsmine unterwegs gewesen war. Das kosmische Bombardement hatte wilde Stürme in den tiefen Wolkenschichten des Planeten entstehen lassen, aber Jess wusste nicht, ob die Bewohner von Golgen noch lebten oder ob sein Angriff sie getötet hatte, so wie der Einsatz der Klikiss-Fackel die Hydroger von Oncier. Er konnte nicht sicher sein, irgendeine Art
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