Der Sternenwald
Colicos-Berichte von Rheindic Co und informierte sich auch über die archäologische Arbeit auf Llaro, Pym und Corribus. Als er schließlich eine Pause machte, um etwas zu essen, verschränkte Rlinda die Arme. »Vermuten Sie ein Verbrechen hinter dem Verschwinden der beiden Archäologen?«
»Derzeit können wir nicht einmal sicher sein, dass sie verschwunden sind. Wir wissen nur, dass der Kontakt zu ihnen abbrach.«
»Hmm. Wäre es denkbar, dass sich jemand an ihnen rächen will, weil sie die Klikiss-Fackel entdeckten? Immerhin: Damit begann der ganze verdammte Hydroger-Kram. Viele Leute sind deshalb ziemlich sauer.«
»Auch die Hydroger. Nun, warten wir ab, was wir auf Rheindic Co vorfinden.«
Als der goldbraune Planet auf dem Hauptschirm größer wurde, schaltete Rlinda das Interkom ein und rief Lotze aus seiner Kabine. Es gab für ihn keinen Sitzplatz im Cockpit, aber er beobachtete den Anflug so, als vergliche er die Details des Planeten mit den Informationen der Dateien.
Ohne Rlinda um Erlaubnis zu fragen, beugte er sich vor und aktivierte die allgemeinen Scanner des Schiffes. »Ich kenne den ungefähren Standort des vom Colicos-Team errichteten Basislagers.« Er rief ein Bild des Kontinents aufs Display und zoomte auf den Terminator, um in den langen Schatten der morgendlichen Wüste Schluchten zu erkennen. »Versuchen wir es dort. Überfliegen Sie jenen Bereich.«
»Vielleicht zeigen sie sich und winken. Dadurch würden wir Zeit sparen.«
Lotze richtete einen skeptischen Blick auf Rlinda. »Fünf Jahre sind vergangen. Ohne die Entdeckung zusätzlicher Nahrungsquellen können die drei menschlichen Mitglieder der Expedition unmöglich so lange überlebt haben.«
Rlinda runzelte die Stirn, als das Schiff durch die Atmosphäre des Planeten flog und es zu leichten Erschütterungen kam. »Wenn es kaum eine Chance gibt, jemanden lebend vorzufinden… Welchen Sinn hat dann diese Mission?«
»Man hat mich nicht hierher geschickt, damit ich nach Überlebenden suche. Ich soll Antworten finden.«
Die Neugier entdeckte die Reste des Colicos-Lagers unweit einer Ansammlung von Klikiss-Ruinen. Zelte und Ausrüstung befanden sich auf einer offenen Anhöhe, hoch genug über den Erosionsrinnen, um bei einer plötzlichen Überschwemmung geschützt zu sein. Es fiel Rlinda nicht schwer, auf dem kahlen Boden einen Landeplatz zu finden.
Sie verließen das Schiff, traten in heiße, trockene Luft. Lotze trug in der einen Hand einen Koffer und in der anderen einen Ranzen – er war bereit für die Arbeit.
Die Farben der Wüste wirkten fast grell und zeichneten sich durch eine Reinheit aus, die alle Ränder rasiermesserscharf und klar abhob. Die zerklüfteten Felsen standen in einem auffallenden Kontrast zum saftigen Grün, das Rlinda von anderen Planeten kannte. Die majestätischen Berge lagen noch im Schatten der Morgendämmerung. »Genau der richtige Platz für einen Kurort. Mit Bädern und einem Golfplatz.«
Eine kleine Windhose bildete vor ihnen eine Säule aus Staub, die wie trunken hin und her tanzte, bevor sie sich auflöste.
»Mir gibt vor allem zu denken, dass auch der Telkontakt abbrach«, sagte Lotze. »Wir wissen, dass die Weltbäume eingingen – vielleicht verbrannten sie in einem Feuer –, und deshalb war der grüne Priester nicht mehr zur Kommunikation imstande.«
Trotz der fünf Jahre Wüstenwetter, Hitze und Staubstürme, die das Lager heruntergekommen und windschief aussehen ließen, erweckte es nicht den Eindruck, als hätte hier eine schreckliche Katastrophe stattgefunden. Lotze betrat das Hauptzelt und ließ einen erfahrenen Blick über die Feldbetten, nicht mehr funktionierenden Computer, Proben und unter dem Einfluss von Zeit und Gravitation zu Boden gefallenen Notizen schweifen.
Unterdessen ging Rlinda zur Wasserpumpe. Die beweglichen Teile waren festgefroren, aber sie konnte die Apparatur problemlos schmieren und in Ordnung bringen. Die Hingabe, mit der sich Lotze seiner Aufgabe widmete, ließ Rlinda vermuten, das er hier bleiben wollte, bis er die gesuchten Antworten fand. Ob es Tage oder Monate dauern würde – darüber konnte sie nur spekulieren.
Lotze kam mit einigen Dingen aus dem halb zerrissenen Hauptzelt, legte sie auf den Boden und machte Inventur.
Rlinda schritt zu einem kleineren Zelt, das vermutlich dem grünen Priester zur Verfügung gestanden hatte. Dahinter sah sie die Reste des Weltbaum-Hains. »Sehen Sie sich das hier an.«
Die Schösslinge waren in Reihen gepflanzt worden
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