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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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und zweifellos hatte sich der grüne Priester liebevoll um sie gekümmert. Doch jeder einzelne Baum war wie von einem wütenden Vandalen entwurzelt und zerfetzt worden. Die gesplitterten Reste ihrer dünnen Stämme lagen im Staub. Die Zeit hatte Einzelheiten verschwinden lassen, aber die Szene vermittelte noch immer den Eindruck von Gewalt.
    Lotze kam herbei und nahm alles in sich auf. »Dies erklärt den Abbruch des Telkontakts.«
    Rlindas Fuß stieß gegen etwas Hartes im weichen Boden, wie Treibholz. Sie bückte sich, grub die Finger in den Staub und fand einen krummen Gegenstand. Außen war er ledrig und ausgedörrt. Sie wischte Staub und Sand beiseite, ahnte bereits, was es mit dem Objekt auf sich hatte.
    Das verschrumpelte, mumifizierte Gesicht eines haarlosen grünhäutigen Mannes blickte zu ihr auf. Die trockene Umgebung hatte dem weichen Gewebe alle Feuchtigkeit entzogen und durch die zusammengezogenen Muskeln bildete das Gesicht eine sonderbare Grimasse. Aus dem Fleisch war eine harte Masse geworden, die an den Knochen festklebte. Die Wüste hatte ganze Arbeit geleistet, den Körper sowohl zerstört als auch erhalten.
    »Der grüne Priester«, sagte Rlinda. »Arcas. So lautete sein Name, nicht wahr?«
    Lotze sah zu den Resten des Lagers. »Er scheint nicht in aller Form beerdigt worden zu sein. Deshalb bezweifle ich, dass er eines natürlichen Todes starb.« Er wanderte umher und ließ sich dabei Ideen durch den Kopf gehen. »Vielleicht litten Margaret und Louis Colicos so sehr unter der Einsamkeit, dass sie einen Koller bekamen.«
    Rlinda richtete sich auf und ließ die mumifizierte Leiche im Staub liegen. Sie würde Gelegenheit für ein richtiges Begräbnis finden, wenn Lotze seine Untersuchungen fortsetzte. »Sie sind vielleicht ein guter Detektiv, Lotze, aber ich glaube, Sie verstehen die Menschen nicht wirklich. Die beiden alten Archäologen waren seit Jahrzehnten verheiratet. Sie verbrachten ihr halbes Leben in abgelegenen Ausgrabungsstätten. Solche Leute können mit Einsamkeit gut fertig werden.«
    »Ich bin noch nicht bereit, Schlüsse zu ziehen«, erwiderte Lotze. »Zum Team gehörten auch ein Kompi und drei Klikiss-Roboter.«
    Rlinda wies zur Klippenstadt, wo die vor Jahrtausenden errichteten Gebäude auf sie warteten und mit Geheimnissen lockten. »Sollen wir uns die Ruinen ansehen?«
    Verlassene Städte der Klikiss waren auf zahlreichen Planeten gefunden worden, doch gründlich untersucht hatte man nur wenige. Die Fremden hatten bienenstockartige Bauten in Steppenlandschaften konstruiert oder Tunnel in die Wände von Schluchten getrieben. Die Ildiraner wussten seit langer Zeit von den verschwundenen Klikiss, verzichteten aber darauf, sich die verlassenen Städte aus der Nähe anzusehen.
    Zu Anfang hatte die Terranische Hanse eine einfache Möglichkeit der Expansion gesehen und Forscher beauftragt, alle von den Ildiranern katalogisierten und unbeachteten Welten zu untersuchen. Durch die auf das Colicos-Paar zurückgehende Entdeckung der Klikiss-Fackel war das Interesse an der untergegangenen Zivilisation neu erwacht, doch der Hydroger-Krieg warf alle Pläne für umfangreiche Ausgrabungen über den Haufen.
    Staunend schritt Rlinda durch die alten Tunnel. Die Klikiss-Gebäude bestanden aus einem polymerisierten Beton, aus mit Siliziumoxid verstärkten Fasern – vielleicht handelte es sich dabei um eine organische Substanz, die jene Insektenwesen abgesondert hatten. An jeder Wand zeigten sich sonderbare Hieroglyphen und unverständliche Gleichungen.
    Rlinda und Lotze verbrachten einen Tag im Labyrinth der Geisterstadt, fanden dabei einige Ausrüstungsgegenstände der Archäologen, aber mehr nicht. »Der letzte Bericht von Margaret Colicos erwähnt eine zweite, besser erhaltene Ruinenstadt«, sagte Lotze. »Ich vermute, sie haben vor allem dort gearbeitet.«
    Sie brachen mit der Neugier auf und Rlinda flog in geringer Höhe über der Wüste, bis sie eine Schlucht mit den Resten eines Gerüsts an einer Klippenwand fanden.
    »Wir müssen in die Stadt«, sagte Davlin.
    »Klar. Finden Sie einen Parkplatz, der meinem Schiff genug Platz bietet.« Er lachte nicht über Rlindas Scherz, und deshalb ließ sie sich eine innovative Lösung des Problems einfallen. »Die Neugier ist für die Beförderung von Fracht bestimmt. Unten in den Laderäumen gibt es mehrere Levitationspaletten. Sie können uns beide zusammen tragen.«
    Sie landete auf dem flachen Tafelland über der Klippenwand. Kurze Zeit später stand

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