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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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fürchteten die Flammen. Jene Geschichtenerzähler berichteten von Riesen, Ungeheuern und Monstren, die Müttern ihre Kinder raubten.« Anton lächelte. »Sie erzählten auch von Helden, Kriegern und Mammutjägern, die tapferer und stärker als alle anderen waren. Die Geschichten bildeten ein Gerüst des Verstehens in einer Welt voller Rätsel. Sie formten unseren moralischen Charakter.«
    Vom Plateau aus bemerkte Anton schlanke, dunkle Gestalten, die vom offenen Meer in die geschützte Bucht schwammen. Vao’sh blickte zum Wasser hinab. »Das ist eine Erntegruppe der Schwimmer. Sie kehrt mit dem Gezeitenwechsel zurück.«
    Die Ildiraner des Schwimmer-Geschlechts erinnerten Anton an geschmeidige Otter, die unermüdlich arbeiteten und doch alles wie ein Spiel aussehen ließen.
    »Schwimmer haben einen dünnen Pelz über einer zusätzlichen Schicht aus subkutanem Fett, was sie in den tiefen kalten Strömungen warm hält«, erklärte Vao’sh. »Beachten Sie ihre großen Augen.
    Sie verfügen über eine weitere Linsenmembran, was sie in die Lage versetzt, auch unter Wasser gut zu sehen. Die Ohren liegen flach am glatten Kopf und die Nase befindet sich weit oben, sodass die Nasenlöcher beim Schwimmen über dem Wasser sind.«
    »Was enthalten die Körbe, die sie hinter sich her ziehen?«
    »Schwimmer ernten Kelp, Schalentiere und Koralleneier. Einige von ihnen treiben Fischschwärme zusammen, um Nahrung aus ihnen zu gewinnen.«
    »Maritime Cowboys.«
    Unterschiedliche Farben huschten über Vao’shs Hautlappen. »Ein angemessener Vergleich.« Immer wieder knackte es im Feuer. »Schwimmer leben auf großen Flößen, die mit Leinen am Meeresgrund befestigt sind. Wenn die Fischschwärme weiterziehen oder bestimmte Teile der Kelpwälder abgeerntet sind, schneiden sie die Vertäuungsseile durch und lassen sich in andere Bereiche des Ozeans treiben.«
    Anton schüttelte den Kopf. »Ich werde mich nie an die vielen Geschlechter gewöhnen. Wie können Sie dabei den Überblick behalten?«
    »Für mich ist es erstaunlich, dass sich die Menschen so sehr ähneln. Wie können Sie alle auseinander halten?«
    Anton nahm einen Stock und stocherte damit in der glühenden Asche des Feuers. »Sie müssen sich ebenso an uns gewöhnen wie ich an Sie, Vao’sh.«
    Der Erinnerer deutete auf die Schwimmer, die Fangnetze zu Stegen brachten; andere Ildiraner nahmen sie dort entgegen. »Ich kenne eine Geschichte über Schwimmer aus der Saga der Sieben Sonnen.«
    »Ist es eine gruselige Geistergeschichte, die sich gut für das Erzählen am Lagerfeuer eignet?«
    Wieder zeigte sich ein schnell wechselndes Farbspiel im Gesicht des Erinnerers. »Nein. Es ist eine Liebesgeschichte… in gewisser Weise. Bei uns gibt es ein Geschlecht, das in den trockensten aller Wüsten lebt und arbeitet. Es ist eidechsenartig und liebt die Trockenheit. Die Geschuppten können monatelang mit einer geringen Menge Feuchtigkeit auskommen.« Vao’sh lächelte. »Sie können sich vermutlich vorstellen, dass die Liebe zwischen dem geschuppten Arbeiter Tre’c und der Schwimmerin Kri’l in einer Tragödie enden musste.«
    Falten bildeten sich in Antons Stirn. »Ich dachte, die ildiranischen Geschlechter dürfen sich beliebig kreuzen.«
    Vao’sh winkte ab. »Oh, bei uns gibt es keine Vorurteile gegen gemischte Blutlinien. Doch die Beziehung zwischen einem Geschuppten und einer Schwimmerin konnte wegen ihrer besonderen Natur nicht gut gehen. Niemand weiß, wie sie zueinander fanden. Tre’c und Kri’l mussten von den Schwierigkeiten gewusst haben, die ihnen im Weg standen, aber sie wollten trotzdem zusammen bleiben. Tre’c konnte das Salzwasser des Ozeans nicht ertragen und Kri’l war nicht imstande, in der trockenen Wüste zu überleben.
    Also baute Tre’c sein Haus an einem felsigen Ufer, hoch genug, damit es die Flut nicht erreichen konnte. Kri’l band ihr Floß in einer Bucht fest, nicht weit vom Ufer – so konnten sie einander zurufen. Jeder von ihnen ertrug das Ambiente des anderen nur eine Stunde am Tag, aber diese eine Stunde brachte ihnen mehr Freude als ein ganzes Leben mit einer anderen Person.
    Tre’c und Kri’l verbrachten einige glückliche Jahre, bis es eines Tages zu einem schlimmen Unwetter kam. Ein heftiger Sturm fegte über die Küste, warf Kri’ls Floß ans Ufer und zerstörte Tre’cs Haus. Sie klammerten sich aneinander, während der Regen auf sie herabprasselte und hohe Wellen nach ihnen schlugen. Schließlich gaben die Klippen nach. Sand und

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