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Der Stierkampf

Der Stierkampf

Titel: Der Stierkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasushi Inoue
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Omoto und Tsugami Sake ein. Sein Gesicht dünkte Tsugami in diesem Augenblick wie das eines Kindes.
    Während sich Tashiro zur Toilette begab, sagte Omoto, der bis dahin tüchtig gezecht und mit den andern ausgelassen herumgelärmt hatte, mit erstaunlich kräfig klingender Stimme:
    »Ich mache mir Sorgen wegen der Ausgaben, die gezahlt werden müssen, noch bevor die Eintrittsgelder hereinkommen. Nach meiner Berechnung ist etwa eine Million Yen nötig!«
    »Tja, so viel ist es vielleicht tatsächlich …«
»Was sollen wir tun?«
»Es wird schon alles klappen!«
»Glauben Sie?«
    »Die Propaganda-Kosten decken wir mit den Einnahmen aus den Anzeigen, und wegen der Platzmiete verhandle ich so, daß wir erst nachher zu zahlen brauchen. Nur sind wohl 200 000 bis
    300 000 Yen nötig, um den »Ring«-Kampfplatz und die Unterkunf für die Stiere zu bauen!« »Ich kann unmöglich 300 000 Yen aufringen!« »Oh – überlassen Sie das nur mir!«
    Tsugami hatte überhaupt noch keine bestimmte Idee, wie er dies schaffen könnte, aber er hielt es für möglich, äußerstenfalls die Eintrittsgelder im voraus bezahlen zu lassen. Ihn beschäfigte Tashiros Vorschlag, mit den zweiundzwanzig Stieren einen eindrucksvollen, großen Umzug zu veranstalten, im Augenblick sehr viel mehr. Darüber ließen sich gut Artikel schreiben, und man konnte hübsche Photos bringen. Zumindest ergab das Ganze ein Stadtgespräch. Er malte sich in seinem Kopf, der durch die Mischung von Sake und Whisky leicht schmerzte, das seltsame Schauspiel hingebungsvoll immer wieder aufs neue aus. Am nächsten Tag bildete Tsugami unverzüglich einen vorbereitenden Ausschuß. Er wählte T, der zwar keine guten Artikel schreiben, aber erstaunlich geschickt verhandeln konnte, sodann M, der zwar keine Pläne realisieren, aber solche ausgezeichnet entwerfen konnte, und schließlich ein paar junge Leute aus der Nachrichten-Redaktion. Bis zur Veranstaltung im letzten Januar-Drittel waren noch zwei Monate. Da Tsugami die Zeitungsanzeige über den Stierkampf spätestens einen Monat vorher, also im zweiten DezemberDrittel herausbringen wollte, mußten bis dahin alle Details festgelegt sein. Die Verhandlungen wegen des Platzes, auf dem die Stiere miteinander kämpfen sollten, verschob man auf später. Einige Tage, nachdem Tashiro nach Shikoku abgereist war, fuhren ihm Tsugami und der junge Journalist T in die Stadt W nach. Doch als beide ankamen, hatte Tashiro sämtliche Besprechungen mit den Behörden und der Stier-Sumō-Vereinigung bereits abgeschlossen. Auch in bezug auf das Leihgeld in Höhe von 20 000 Yen pro Stier war Einigkeit erzielt worden. Ebenso hatte man die zweiundzwanzig Stiere schon ausgewählt, daher blieb für Tsugami und seinen Begleiter nichts mehr zu tun. Die Stier-Sumō-Vereinigung wie auch die Eigentümer der Sumō-Stiere waren begeistert, alle befanden sich in ausgezeichneter Stimmung, Tsugami und T wurden wie Erlösergottheiten empfangen, so daß sich Tsugami erstaunt fragte, was für eine Propaganda Tashiro wohl gemacht hatte.
    Die Eigentümer der Stiere waren alles reiche Leute aus der Umgegend. Der gemeinsame Wunsch ihres Lebens war – koste es, was es wolle –, wenigstens einen Sumō-Stier heranzuzüchten. An anderen Orten war man etwa bemüht, sich einen feuerfesten Speicher zu bauen, aber hier hielt man sich seit jeher riesige Tiere, die man für nichts anderes als für den Stierkampf verwenden konnte. Tsugami und sein Begleiter besuchten auch den Vizepräsidenten der Stierzuchtvereinigung, den bejahrten Shigesaburō Atomiya, der ebenfalls zu dem geplanten Stierkampf einen Sumō-Stier schickte. Atomiya, ein siebzigjähriger Mann, immer noch rüstig wie ein alter Samurai und einer der reichsten Bauern der Gegend, war für den Stierkampf in einem Ausmaß begeistert, daß es schon an Verrücktheit grenzte. Diese Leidenschaf war ein Erbteil seiner Vorfahren. Sein Vater hatte ihn auf dem Sterbebett beschworen:
    »Ich habe es in meinem Leben zu Geld und auch zu einem ansehnlichen Grundbesitz gebracht, ich sterbe jetzt, ohne mich über irgendeinen Fehlschlag grämen zu müssen – nur eins betrübt mich: daß mein Stier immer von dem Tamura-Stier besiegt worden ist. Sorg also dafür, daß dieser Gegner bald geschlagen wird!«
    Mit diesem Vermächtnis hauchte der Alte seinen letzten Atem aus. So erzählt man sich jedenfalls, und ein berufsmäßiger Geschichtenerzähler könnte das nicht besser erfunden haben. Der damals noch junge, augenblickliche

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