Der Stierkampf
Hausherr Shigesaburō Atomiya befolgte diesen letzten Willen seines Vaters natürlich getreu und verwandte seine ganze Energie darauf, den Sumō-Stier seines Hauses hervorragend auszubilden. Im April des dritten Jahres nach dem Tod des Vaters tötete dann dieser Stier auf dem Kampfplatz den TamuraStier. Shigesaburō Atomiya soll hierauf die Totentafel seines Vaters auf dem Rücken des von jenem so geliebten Stieres angebracht und ihn durch die Straßen der Stadt W geführt haben. Tsugami hörte dem etwas stockenden Gerede des alten Atomiya, der zu Tsugamis Ehren feierlich den HaoriÜberwurf und die Hakama-Rockhose angelegt hatte, als sei der Präfekt höchstpersönlich zu Besuch erschienen, seltsam entmutigt zu, doch war hieran wohl auch die Ermüdung durch die lange Reise schuld. Als der heiße Atem der StierkampfPassion, die, unabhängig von irgendwelchen Terminen, nicht nur den alten Atomiya erfaßt hielt, nun über Tsugami hinstrich, vermochte dieser aus irgendeinem Grund nicht recht froh zu werden. Jeden Morgen auf der Veranda seines Hotelzimmers stehend, starrte er auf die blaugrünen Wellen des Meeres hinaus, das von einer in südlichen Breiten zu findenden Klarheit und Frische war, und hatte das Gefühl, als keuchte er unter einer schweren Last.
Tashiro war, wahrend sich Tsugami und sein Begleiter in W aufielten, sehr beschäfigt. Er fuhr mit den beiden zu dem Shintoschrein, wo in jedem Januar die Stierkämpfe stattfanden, er führte sie zu den wichtigsten Ställen in der Umgebung der Stadt und machte auf der Rückfahrt absichtlich einen Umweg, um ihnen ein großes, von einem auf dem Land seltenen Steinwall umgebenes Gutshaus zu zeigen, und erklärte, es sei dies das Anwesen seines älteren Bruders. Stets in einem schweren Ledermantel steckend, Schweißtropfen auf der Nasenspitze, rannte er unruhig und eilfertig dahin und dorthin. Bei den Abendeinladungen, die fast täglich stattfanden, hielt er immer eine lange Begrüßungsrede, nannte Tsugami und dessen Begleiter »verehrter Meister« und sprach von der Neuen-Osaka-Abendzeitung manchmal als von »unserer Firma«, so als gehörte er selber dazu.
Nachdem Tsugami nach Osaka zurückgekehrt war, begann für ihn die nächste Stufe der Vorbereitungen. Anders als in der Stadt W fand er sich hier ständig mit neu aufauchenden Schwierigkeiten konfrontiert. Zuerst bereitete ihm das wichtige Problem, wo der Stierkampf abgehalten werden sollte, manche Sorge. Von den zwei großen Stadien im Raum Osaka-Kobe mußte aus Termingründen das Hanshin-Baseballstadion gewählt werden, doch wurde, nachdem die Verhandlungen über eine vom 20. Januar an laufende Dreitagesmiete endlich abgeschlossen waren, kurz vor dem Austausch der Urkunden ein neuer Einwand mitgeteilt. Da nach Behauptung der Firma Rosokudentetsu, die dieses Stadion verwaltete, im Hanshin-Baseballstadion schlechter zu spielen war als in dem von der Konkurrenzfirma Dentetsu geführten Baseballstadion, hatte man sich, um solchen Gerüchten den Boden zu entziehen, aufwendig bemüht, die Beschaffenheit des Terrains zu verbessern, und fand es nun unerträglich, daß rücksichtslos Pflöcke in die Erde gerammt, ein Bambusgehege ringsum angelegt und die schönen Flächen von den schmutzigen Füßen der Stiere zertrampelt werden sollten. Das waren begreifliche Argumente. Nach zahllosen und von Tsugami sehr tatkräfig geführten Verhandlungen konnte man dieses Stadion zwar zunächst mieten, doch dann beschwerte sich der Verband der Berufs-Baseballspieler, sie müßten wegen dieses Stierkampfes vorübergehend auf die Ausübung ihres Berufs verzichten. Dadurch daß man einige einflußreiche Persönlichkeiten einschaltete, beschwichtigte man diese Stimmen, doch verursachte das gewaltige Kosten. Als nächstes ergaben sich unerwartete Schwierigkeiten, weil das Sicherheitsamt der Präfektur die Erlaubnis lange verweigerte. »Stierkampf«-Veranstaltungen hatte es in Japan bisher noch nie öffentlich gegeben, und so waren die Beamten in Verlegenheit, wie sie verfahren sollten. Als Tsugami telegraphisch Tashiro aus Shikoku kommen ließ, um sich mit ihm zu beraten, stellte sich heraus, daß selbst in der Ehime-Präfektur, wo an jenem Shintoschrein der Stadt W der traditionelle Stierkampf jährlich abgehalten wurde, ein »StierSumō« noch nie als öffentliche Veranstaltung genehmigt worden war. Omoto wandte sich von einer Amtsstelle zur anderen, Tsugami tat ein gleiches, aber keiner hatte Erfolg. Tashiro fuhr zwischen Shikoku und
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