Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
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Arvam Peixoto legte den Kopf schräg, als Sri ihm die kurze Unterhaltung wiedergab – eine gewohnheitsmäßige Geste, die sie unwillkürlich an eine Gottesanbeterin erinnerte, die mit der kalten Berechnung eines Insekts überlegte, wo sie als Erstes zubeißen und wo mit dem Stachel zustechen sollte.
»Wir müssen uns also ›mehr Mühe geben‹«, sagte er, als sie geendet hatte. »Glaubt er wirklich, dass das ausreichen wird, um die Friedensinitiative zu retten? Glauben Sie es?«
»Die Friedensinitiative ist noch nicht am Ende«, sagte Sri. »Ich werde also trotzdem nach Kallisto fliegen – es sei denn, Sie wissen etwas, das ich nicht weiß.«
»Ihre Arbeit ist auf die Zukunft ausgerichtet«, sagte Arvam Peixoto. »Sie denken sich neue Technologien aus, mit denen Sie ihr Gestalt und eine Richtung zu geben hoffen. Was glauben Sie, welche Richtung die Zukunft nun einschlagen wird? Eine vertikale oder eine horizontale?«
»Sie wissen also tatsächlich etwas.«
»Sie sehen die Zukunft als eine ansteigende Kurve. Die Dinge werden ständig besser. Andauernd entsteht etwas Neues. Aber andere Leute stellen sich die Zukunft eher als eine Ebene vor. Die sich horizontal erweitert. Ein Prozess der Konsolidierung. Darum geht es hier. Das Horizontale gegen das Vertikale. Echte Menschen gegen gefährliche Fanatiker, die ihre Kinder in Ungeheuer verwandeln.«
»Oder überhitzte Propaganda gegen klares, rationales Denken.«
»Wenn Sie nicht vorsichtig sind, wird Sie Ihre vorlaute Art einmal in ernsthafte Schwierigkeiten mit den falschen Leuten bringen. Was ich weiß? Ich will Ihnen sagen, was ich weiß. Lassen Sie uns damit beginnen, warum Sie hier sind. Hier geht es nicht nur um den Tod des armen Maximilian, obwohl sich dadurch natürlich einiges ändern wird. Es wird Sie vielleicht interessieren, dass die Luftverteidigungswaffe in wenigen Monaten gemeinsame Manöver mit der Luftwaffe der Europäischen Gemeinschaft im Raum zwischen Erde und Mond beginnen wird. Warum? Weil wir den Europäern als Teil eines neuen Handelsabkommens einen neuen Fusionsantrieb zur Verfügung stellen werden.« Arvam Peixoto musterte Sri und sagte dann: »Das haben Sie nicht gewusst.«
»Ich wusste, dass Verhandlungen stattfanden. Natürlich war ich in die Einzelheiten nicht eingeweiht.«
»Die Verhandlungen sind mehr oder weniger abgeschlossen. Ein paar Kleinigkeiten müssen noch geklärt werden, aber nichts Ernstes. Sobald die Präsidentin ihre Trauer beendet hat, wird in München die Unterzeichnungszeremonie stattfinden. Was das mit Ihnen zu tun hat? Ganz einfach. Die Europäer haben sich aus dem Biomprojekt und dem restlichen Herz-und-Verstand-Unsinn zurückgezogen, weil Hardliner ihre Regierung übernommen haben. Und nun, nach dem bedauernswerten Dahinscheiden des Gatten der Präsidentin, wodurch die Befürworter der Versöhnung mit den Außenweltlern ihre mächtigste Stimme verloren haben, werden auch unsere Hardliner auf eine Beendigung des Biomprojekts drängen. Ich weiß, dass Sie unserem grünen Heiligen gegenüber eine sentimentale Loyalität empfinden, weil er Sie entdeckt und gefördert hat. Aber er
ist ein alter Mann, und er hat sich selbst in seiner Hütte am Strand von der Gesellschaft abgeschottet. Er ist realitätsfremd geworden. Hat den Kontakt zur Wirklichkeit verloren.«
Der Tonfall des Generals war spöttisch, doch in seinem ruhigen, ein wenig schielenden Blick lag keine Spur von Belustigung. Auf den Bildschirmen hinter ihm waren verschiedene Ansichten der Kathedrale, des Rasens und der Baumwipfel des Eixo Monumental und der Alleen zu beiden Seiten davon zu sehen. Immer noch strömten Menschen die Stufen der Kathedrale herunter, stiegen in Limousinen und andere Fahrzeuge. Haushaltsdiener und Staatsdiener. Menschen wie Sri.
Sie sagte: »Ist das der Grund, warum Sie das enorme Risiko eingegangen sind, sich hier mit mir zu unterhalten? Und noch dazu über etwas, das wir bereits ausführlich besprochen haben? Lassen Sie mich noch einmal wiederholen: Was immer auch geschieht, ich bin der Familie gegenüber loyal. Der Familie und Großbrasilien gegenüber.«
»Die Familie weiß die Arbeit sehr zu schätzen, die Sie in ihrem Dienst bereits geleistet haben«, sagte Arvam Peixoto. »Unglücklicherweise ist sich die Familie nicht einig darüber, wie mit den Außenweltlern zu verfahren ist. Es gibt zwei Lager. Mindestens zwei. Ja, wir haben darüber
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