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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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seinen Schädel aufschnitt. Er spürte einen leichten Sog, als seine Schädeldecke abgehoben wurde, und hörte das moskitoartige Summen des Buschroboters, der sich an seinem Hirn zu schaffen machte. Die Gliedmaßen des Roboters teilten sich Tausende Male, bis sie sich in Wolken von Nadeln verwandelt hatten, die ins Gewebe stachen oder Aufzeichnungen machten. Die Nadeln selbst waren höchstens einen Nanometer lang, kaum größer als die Neuronen, an denen sie sich zu schaffen machten. Und obwohl das Gehirn nicht über Schmerzrezeptoren verfügt, spürte Cash Wellen von Phantomschmerzen durch seine Glieder wandern, während der Roboter jede einzelne Verbindung überprüfte. Er wurde von misstönenden Symphonien aus Gefühlen, Geschmacksempfindungen, Geräuschen und Halluzinationen von Gebilden in allen möglichen Farben überwältigt. Danach war er zwei Tage lang bewusstlos, während die letzten Tests durchgeführt wurden, worauf für ihn und die anderen Piloten der Staffel die lange Genesungszeit begann.
    Sie mussten sich mit ihrem Körper noch einmal vollkommen neu vertraut machen, aber sie waren jung, gesund und motiviert. Sie machten rasche Fortschritte und verwandelten dabei alles in einen Wettkampf. Sie schlossen Wetten darüber ab, wem von ihnen es als Erstem gelingen würde, ohne Hilfe von seinem Bett zur Toilette zu gehen, wer sich am meisten erbrach (anfangs litten sie alle unter Gleichgewichtsund Innenohrstörungen) und wer die größte Menge Urin abliefern konnte, wenn die Ärzte um eine Probe baten. Später, als sie die Turnhalle benutzen durften, wetteiferten sie
miteinander darum, wer die meisten Liegestützen und Klappmesser machen konnte, wer auf den Maschinen am weitesten Radfahren oder laufen und wer die schwersten Gewichte stemmen konnte.
    Aldo Ruiz begann Streitgespräche mit einem unsichtbaren Gegenüber zu führen und schrie voller Wut die Luft vor sich an. Als er anfing, auf sich selbst einzuprügeln, wurde er entfernt, und der Rest der Staffel sah ihn nie wieder.
    In der nächsten Woche begannen die Tests erst richtig.
    Zunächst wurden sie umfassenden ärztlichen Untersuchungen unterzogen, die noch intensiver waren als jene, die sie bei der Aufnahme über sich hatten ergehen lassen müssen. Danach kamen psychologische Tests, bei denen sie alle möglichen Fragen über hypothetische Situationen beantworten und Puzzles vervollständigen mussten, wobei sie Kappen trugen, mit denen ihre Hirnaktivität überwacht wurde. Dieselben Kappen trugen sie auch, während sie einige Grundübungen an Simulatoren des J-2 absolvierten. Zwei von ihnen wurden in dieser Phase ausgemustert, wenngleich nie ein Grund dafür genannt wurde. Die Übrigen begannen mit dem Test- und Trainingsprogramm.
    Niemand machte sich die Mühe, Cash darauf vorzubereiten, was passieren würde, wenn seine neuen Fähigkeiten zum ersten Mal aktiviert wurden. Er lag auf einer Couch, umgeben von der üblichen Horde an Ärzten und Medizintechnikern, und dann verlangsamte sich plötzlich alles um ihn herum. Sein Gehör ließ nach, bis nur noch ein schwaches Grollen zu hören war; er hatte das Gefühl, als würde er tief in Teer versinken. Sein Sichtfeld verschob sich wie bei einem Dopplereffekt in den roten Bereich und verengte sich, bis es nur noch die Größe seines Daumennagels hatte, wenn er ihn auf Armeslänge von sich hielt. Er konnte sich nicht umdrehen oder den Kopf heben, sondern nur langsam die
Augen bewegen. Seine Sicht bestand aus einem winzigen scharfen Fleck, der wie ein Scheinwerferkegel umherwanderte und hier das schwerfällige Blinzeln eines Technikers enthüllte (ein Auge schloss sich kurz vor dem anderen) und dort, wie jemand eine umständliche Notiz auf einem Klemmbrett machte. Und dann kehrte die Welt genauso plötzlich wieder in den Normalzustand zurück. Er war erhitzt und schrecklich außer Atem, als sei er gerade zwanzig Kilometer in voller Ausrüstung gejoggt. Seine Brust hob und senkte sich, während er nach Atem rang, und sein Herz hämmerte gegen die Rippen, und dann spürte er einen metallischen Geschmack im Mund und verlor kurzzeitig das Bewusstsein.
    Die Ärzte und Techniker sagten Cash nicht, ob er den Test bestanden hatte, und erklärten ihm auch nicht, was genau mit ihm passiert war und dass es normal gewesen war, bewusstlos zu werden. Er wusste deshalb nicht, ob er versagt hatte, bis er in die Station zurückgebracht wurde und feststellte, dass alle anderen ebenfalls das Bewusstsein verloren hatten, als sie

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