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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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bemerkte es. »Sie ist da drin«, sagte er – und duckte sich beim letzten Wort nach links, außer Sicht und durch die Tür zum Büro.
    »Scheiße!«, fluchte ich, weil ich meinen Vorteil verspielt hatte. Aus dem Innern des Büros kam kein Geräusch, doch meine rasche Suche vorhin hatte mir verraten, dass es keinen Hinterausgang gab. Ich musste mich schnell bewegen und hoffen, dass Emery seine Schrotflinte hinter der Theke gelassen hatte. Die dünnen Wandpaneele zwischen uns boten keinerlei Deckung, deswegen duckte ich mich, so tief ich konnte, und bewegte mich leise zur Bürotür. Dann stand ich neben dem Türpfosten und überlegte. Es ist ganz einfach – bleib am Leben und finde Coleman.
    Ich spähte durch die Tür zur gegenüberliegenden Wand – niemand zu sehen. Ich versuchte, Herzschlag und Atmung zu verlangsamen. Dann wirbelte ich durch die Tür, suchte die andere Seite des Raumes ab, den Schreibtisch, den Sessel. Immer noch feuerte niemand auf mich.
    Mein Blick fiel auf Laura Coleman, die zusammengesunken im Sessel lag. Ich sah jede Menge Blut.
    Plötzlich hörte ich ein leises Stöhnen im Rücken. Ich fuhr herum und hätte beinahe gefeuert.
    Dann erblickte ich eine zweite Laura Coleman.
    Sämtliche Muskeln meines Körpers wehrten sich gegen den Impuls, den Abzug durchzuziehen. Es war ein völliges Verkrampfen wie bei einem Sturz. Zur gleichen Zeit benötigte mein Gehirn einen Sekundenbruchteil, um den Anblick einer zweiten Laura Coleman zu verarbeiten, die sich auf mich stürzte wie eine Puppe, die jemand durchs Zimmer schleuderte. Sie prallte schwer gegen meine Beine, ohne dass ich eine Chance gehabt hätte, mich zu wappnen. Wir gingen beide zu Boden. Ich ließ die Waffe fallen und sah voller Verzweiflung, wie eine Männerhand sie aufhob. Verliere nie deine Waffe, unter gar keinen Umständen.
    Ich hoffte, dass Max inzwischen den Fahndungsbefehl gegen mich erteilt und die Suche nach mir bereits begonnen hatte. Ich konnte jetzt dringend eine gute Kavallerieattacke gebrauchen.
    Der Mann, den ich als Killer identifiziert hatte, richtete meine eigene Waffe auf mich. »Dreh sie um«, befahl er.
    Coleman hatte ein transparentes Stück Klebestreifen über dem Mund, das ihre Lippen auf groteske Weise deformierte. Ich setzte mich auf und wollte ihr helfen, das Gleiche zu tun, doch sie stieß einen dumpfen Schrei aus tiefster Kehle aus. Sie schien außer sich, entweder vor Schmerz oder wegen irgendwelcher Drogen, die er ihr eingeflößt hatte.
    Ich entfernte den Klebestreifen so behutsam, wie ich konnte. »Wo sind Sie verletzt?«, fragte ich Coleman.
    Sie wimmerte, und ihre Hände bewegten sich zwischen den Knien, die sie in einer Fötushaltung an die Brust gezogen hatte. Dann verlor sie das Bewusstsein. Ich bemerkte Blut auf dem Boden.
    »Sie haben ihr die Sehne durchtrennt«, sagte ich.
    »Beide«, sagte Bathory, wobei er in sicherem Abstand von mir blieb. Obwohl er meine Waffe hielt, ging er kein Risiko ein.
    Doch Coleman war am Leben. Ich würde sie retten, und wenn es das Letzte war, was ich tat. Behutsam, um die Schmerzen in ihren verletzten Beinen so gering zu halten wie möglich, zog ich sie aus der Feuerlinie zur anderen Seite des Raumes, wo sie sich an ein ramponiertes Metallregal lehnen konnte. Sie starrte mich aus flehenden Augen stumm an. Zu gerne hätte ich ihr die größte aller Lügen erzählt, dass alles in Ordnung sei und dass sie keine Angst haben müsse.
    Ohne die Waffe in Emerys Hand zu beachten, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Gestalt im Sessel, die ich zuerst für Laura Coleman gehalten hatte.
    Jetzt erkannte ich meinen Irrtum. Ich war so fest davon ausgegangen, Colemans Leiche vorzufinden, dass ich mir eingebildet hatte, sie sei es wirklich. Doch es war der Leichnam von Cheri Maple – und ihr Geruch hatte mich hierher in Emerys Büro geführt.
    Sie lag in einem alten Sessel neben dem Schreibtisch, das Gesicht mir zugewandt. Tot, mit stumpfen Pupillen und unnatürlich verdrehtem Kopf.
    »Dafür werden Sie gegrillt, Mann«, flüsterte ich rau. »Dafür werden Sie wirklich gegrillt.«
    Emery antwortete nicht, als er hinter mich trat und mich nach einer zweiten Waffe abklopfte. Als er fertig war, deutete er mit der freien Hand auf einen weiteren Sessel vor dem Schreibtisch. Der Schreibtisch war penibel aufgeräumt, nichts außer einem altmodischen Festnetztelefon, einem Tacker, ein paar Speisekarten, einem Humidor mit Pfeifenhalter und einem Becher für Stifte mit allem Möglichen

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