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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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darin, nur keinen Stiften.
    Emery nahm hinter dem Schreibtisch Platz. »Setz dich«, befahl er.
    Dass er mich plötzlich duzte, war mir ziemlich egal. Ich fragte mich allerdings, warum er es nicht eilig hatte, mich auszuschalten oder wenigstens fluchtunfähig zu machen. Ich setzte mich ihm gegenüber in den Sessel. Rechts neben mir lag Cheris Leichnam zusammengesunken im zweiten Sessel, und es war ein makabres Gefühl, mit ihr zusammen vor einem Psychopathen wie Emery zu thronen.
    Doch es half mir in gewisser Hinsicht weiter. Der Anblick von Laura Coleman, die hilflos in der anderen Ecke des Raumes auf dem Boden saß, und der toten Cheri Maple neben mir im Sessel führte dazu, dass ich mit einem Schlag genauso kaltblütig wurde wie ein paar Tage zuvor, als Carlo meine blutverschmierten Sachen in der Waschmaschine gefunden hatte. Nur dass es diesmal gut war für mich, so gefasst zu bleiben, frei von jeder Empfindung und jedem Mitgefühl, wie der Killer mir gegenüber. Das war es, was ich Laura Coleman zu erklären versucht hatte – dass wir alle zu dem werden müssen, was wir zu besiegen trachten –, und es war willkommen, weil es bedeutete, dass die Brigid Quinn, die ich zum Überleben brauchte, soeben aufgewacht war.
    »Warum haben Sie Cheri getötet?«, fragte ich in dem Versuch, Zeit zu schinden, bis ich einen Weg aus dieser Klemme gefunden hatte. »Hat sie gesehen, was Sie mit Agent Coleman gemacht haben?«
    »Nein. Sie hat das hier im Kühlhaus gesehen.« Er trat ein bestiefeltes Bein hinter dem Schreibtisch hervor. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass Carlo keine Stiefel trug. Emery blickte angewidert drein, als machte er den Leichnam verantwortlich für den Tod seiner Geliebten.
    »Darf ich?«, fragte ich.
    »Tu dir keinen Zwang an. Aber keine hastige Bewegung, klar?« Er hielt die Pistole auf mich gerichtet, während ich mich langsam erhob und innerlich gegen den mich erwartenden Anblick stählte. Dann machte ich einen Schritt zur Seite, um besser um den Schreibtisch herum sehen zu können. Der Leichnam sah unversehrt aus, mit Ausnahme von ein wenig getrocknetem Blut um den Mund herum.
    »Wer ist das?«, fragte ich erleichtert, weil ich den Toten nicht kannte.
    »Keine Ahnung. Es hat eine Weile gedauert, bis ich einen Obdachlosen mit anständigen Zähnen fand – jemanden ohne Angehörige, nach dem niemand sucht, wenn er verschwindet.«
    »Gab es einen Grund, oder war es nur wegen des Nervenkitzels?«
    Er blickte beleidigt drein. »Oh, es gab sogar einen sehr guten Grund. Er wird meine Stelle einnehmen, wenn ich diesen Laden in die Luft jage.«
    Ich ließ mir nichts anmerken und hakte stattdessen nach: »Was ist mit Ausweisen, Fingerabdrücken, zahnmedizinischen Aufzeichnungen?«
    Emery klopfte sich gegen die Wange. »Es gibt keine zahnärztlichen Aufzeichnungen. Ich habe Zähne wie aus Stein. Außerdem, nur für den Fall, habe ich heute in der Bar einen kleinen Unfall gehabt …«
    Er hob seine Oberlippe und zeigte mir eine Lücke, wo ein Zahn fehlte. Dann beugte er sich zu dem Toten und schob dessen Oberlippe hoch. Ein Zahn fehlte an der gleichen Stelle. »Keine Fingerabdrücke in den Akten«, sagte er. »Trotzdem, danke für den Hinweis – ich werde sicherstellen, dass seine bei der Explosion vernichtet werden. Noch etwas, das ich vielleicht übersehen habe?«
    »Wie lange haben Sie ihn schon im Eisfach?«, fragte ich, um ihn am Reden zu halten und herauszufinden, ob und welche Fehler er begangen hatte.
    »Oh, er ist noch ziemlich frisch. Er war nicht lange im Kühlschrank.« Er öffnete mit der freien Hand eine Schublade und nahm eine Rolle klares Packband heraus, während er mit der Waffe in der anderen Hand auf mich zielte. »Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie vielseitig man Büromaterial verwenden kann«, sagte er und warf mir das Klebeband zu. »Setz dich dort auf den Boden, und wickle dir dieses Zeug um die Knöchel.«
    »Rutschen Sie mir den Buckel runter«, erwiderte ich ohne Groll und ohne irgendwelche Emotionen. Ich sagte es nur, um die Auswirkungen zu testen.
    Emery nahm einen Tacker vom Schreibtisch und ging damit zu Laura Coleman, die mit dem Kopf am Boden schlaff auf der rechten Seite lag. Ich schrie, doch ich war nicht schnell genug, um ihn daran zu hindern, ihr eine Heftklammer durch das rechte Ohr zu tackern. Der Schmerz brachte Coleman zur Besinnung, und sie stöhnte auf.
    »Habe ich mich jetzt klar genug ausgedrückt?«, fragte Emery mit einer Geduld, die beinahe

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