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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Mordfall pünktlich zum Auftakt des Rennens.
    Ich erreichte das von Natursteinsäulen flankierte Zufahrtstor der Ferienanlage Cedar Bend nach einer Viertelstunde und bog mit meinem schwarzen Explorer zügig ein, nahm dabei aber leider noch die Ausläufer eines gigantischen Blumenbeets mit. Fleißige Lieschen in rosa und weiß und dunkelrote Petunien, um genau zu sein. Du lieber Himmel, wahrscheinlich hatte ich jetzt den Gärtner-Notruf ausgelöst und irgendwo piepste es wie verrückt. Peinlich berührt hielt ich mich von nun an brav auf dem Fahrweg quer durch Dr. Blacks penibel manikürten 18-Loch-Golfplatz, pures Vergnügen auf grünem Smaragd für Touristen mit viel Kohle und möglichst wenig Gebrechen. Wenig später tauchte das Hauptgebäude im Blockhausstil vor mir auf; es bestand aus den dicksten Baumstämmen, die ich je gesehen hatte, und nicht enden wollenden Fensterfronten aus dunklem Spiegelglas. Das berühmte 5-Sterne-Restaurant Two Cedars war die Hauptattraktion des Hauses und befand sich direkt neben der in Schwarz und Gold gehaltenen Eingangshalle, aber auch die vier kathedralenartigen Ballsäle mit ihren kristallenen Kronleuchtern und atemberaubenden Ausblicken auf den See waren nicht gerade zu verachten.
    Ja, doch, dieser Prachtbau konnte sich sehen lassen. Die ungefähr drei auf vier Meter große Eingangstür mit Bleiglasfenstern schimmerte in Smaragdgrün, Rubinrot und Topasblau. Sie war ganz klar für den Empfang von Gästen gedacht, die nicht an den Ozarks-See gekommen waren, um im Urlaub zu knausern.
    Ich brauste unter einen Vorbau von der Größe eines Basketballfelds, dessen Säulen aus abgeflachten, übereinander gestapelten Feldsteinen bestanden, und bremste beim Anblick einer Sicherheitskraft ab. Ich ließ das Fenster herunter und präsentierte mein Abzeichen.
    Suze Eggers erkannte ich auf den ersten Blick. Sie war die beste Freundin meiner Nachbarin Dottie Harper. Suze kam an mein Auto heran, eindeutig stolz auf ihre schicke schwarzbraune Uniform, die ihre schlanke, athletische Figur betonte. Ich wusste, dass sie als Security-Frau für Black arbeitete, aber in meinen Augen litt sie an einer massiv gestörten Selbstwahrnehmung. Hin und wieder hatte ich schon über ihre sexuelle Orientierung nachgedacht, Dottie hingegen hatte mir versichert, sie sei absolut hetero.
    »Oha, Detective Claire Morgan, so früh zugange und gut aussehend wie immer.«
    Verstehen Sie, was ich meine? Vielleicht war sie ja doch lesbisch, und Dot hatte sich einfach getäuscht.
    »Hi, Suze, was ist los? Hier soll angeblich ein Mord passiert sein?«
    »Keine Sorge, Ma’am, Sie haben Ihren Mord. Und frisch zum Frühstück serviert.«
    Häh?
    Suze grinste und nahm betont langsam ihre schicke braune Mütze mit dem Cedar-Bend-Logo ab. Mit einer Hand stützte sie sich auf dem Dach meines Autos ab und beugte sich zum Fenster herunter. Mir wehte ein starker Unisex-Duft entgegen, möglicherweise Calvin Klein, aber ich hatte vergessen welcher. Jedenfalls war mir danach zumute, das Fenster hochzudrehen und durch die Scheibe mit ihr zu sprechen. Sie sagte: »Die Lady musste in einem dieser schicken Bungalows dran glauben. Sie wissen, was ich meine? Diese Häuschen, für die man pro Woche ein paar Riesen hinblättert.« Suze schien der Mord mit einer gewissen Genugtuung zu erfüllen. Kein gutes Zeichen.
    Sie schwieg und sah mich eine Minute lang an. Es musste sie eine Menge Zeit gekostet haben, ihre weißblonden Haare so zurechtzuzupfen, dass die abstehenden Strähnen nur an den Spitzen ein wenig einknickten. Sie hatte dichte, gerade Augenbrauen über dunklen, nervösen Augen. Vielleicht war sie aber lediglich aufgeregt. Oh je, das war wirklich nicht gut.
    »Tatsache ist«, Suze senkte die Stimme, und ich glaube, sie dachte, wir waren jetzt richtige Kollegen, »durchgeknallt ist gar kein Ausdruck für diesen Täter. Er hat sie eiskalt abgemurkst.«
    Wie sie daherredete. Ich stellte mir vor, wie sie vor einem Spiegel stand, in der Hand eine Spielzeugpistole, und brüllte: »Keine Mätzchen. Alles hört auf mein Kommando oder ich schieße!«
    »Die Leiche, Suze, haben Sie sie gefunden?«
    Ihre Augen blitzten erneut auf. »Nein, ein Gast hat sie gefunden, eine alte Dame.«
    Ich sagte: »Und das Opfer?«
    »Berühmt ohne Ende, genauso wie die Alte, die sie gefunden hat. Die da draußen sind alle stinkreich. Ihre Bungalows lagen direkt nebeneinander. Die Alte sagt, sie sei früh aufgestanden und zu dem großen Schwimmdock rausgeschwommen.

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