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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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würde geopfert, wenn man bis zum nächsten Tage wartete; so wurde sein Vorschlag, einen Nachtangriff zu machen, einstimmig angenommen; nicht einmal Broughton hatte etwas dagegen gehabt. Bolitho wußte aus Erfahrung, daß man eine Küstenverteidigung am besten bei Nacht attackierte. Schildwachen wurden müde, und nachts gab es gewöhnlich so viele unbekannte, seltsame Geräusche, daß ein Schatten mehr oder weniger, ein Knarren oder Quietschen nicht allzuviel Beachtung fand.
    Und warum auch? Die Festung hatte schon manchem Angriff standgehalten. Das britische Geschwader hatte abgedreht und nur ein paar Seesoldaten dagelassen, die selbst sehen mußten, wie sie in dem Gestrüpp und den Klippen der Landzunge zurechtkamen. Man hatte also sehr wenig zu befürchten.
    »Da ist die Landzunge, Captain«, zischte Allday. »An Steuerbord voraus!«
    Bolitho nickte. Er konnte das undeutlich schimmernde Kollier we ißen Gischtes am Fuß der Klippen sehen, auch die dunkleren Schatten, wo sich die zerrissene Bergkette auftürmte. Jetzt war es bald soweit.
    Er versuchte, sich seine kleine Flottille möglichst deutlich zu vergegenwärtigen. Seine Gig und Bickfords Kutter würden als erste in die Bucht einfahren. Dann vier weitere Boote in gleichen Abständen. Eins unter Leutnant Sawle, mit einem großen Sack Schießpulver befrachtet, der, wie er dort zwischen den mißtrauisch gespannten Rudergasten lag, genau wie ein toter Riese auf der Fahrt zur Beerdigung aussah. Er war in gefettetes Leder eingenäht, mit einer von Fittock, dem Stückmeister der
Euryalus
,

persönlich und liebevoll hergestellten Zündung versehen und mußte ein paar Minuten, bevor Inchs Mörser das Feuer eröffneten, in Stellung gebracht sein.
    Bolitho wünschte, er hätte Keverne mit dabei. Aber der war als sein Stellvertreter an Bord wichtiger. Meheux war ein zu wertvoller Batterieführer und Weigall zu schwerhörig für eine Nachtaktion; so blieben also nur die jüngeren Leutnants für das Unternehmen. Er runzelte die Stirn. Was machte er sich da für Gedanken? Ein Leutnant, jeder Leutnant, der sein Offizierspatent wert war, mußte bei jedem Einsatz brauchbar sein.
    Trotz seiner Nervosität mußte er lächeln und war dabei der Finsternis dankbar, die sein Gesicht verbarg. Er fing wahrhaftig schon an, so zu denken wie Broughton, und das war bestimmt nicht das Richtige.
    Er dachte auch an Leutnant Lucey, den Fünften Offizier, der beim ersten Angriff auf die Festung so große Angst gehabt hatte. Der saß irgendwo achtern in einem anderen Kutter und wartete darauf, seine Männer durch eine Mauerbresche zu führen, ohne auch nur einen Schimmer von dem zu haben, was ihn dahinter erwartete.
    Und Calvert – wie würde der wohl da drüben am Berg zurechtkommen? Als Bolitho erklärt hatte, wie die Marine-Infanteristen unter Hauptmann Giffard beim letzten Angriff über den Fahrdamm vorgehen sollten, war Broughton dazwischengefahren: »Calvert kann Hauptmann Giffard die Instruktionen überbringen – wird ihm gut tun!« Und dabei hatte er seinen Flaggleutnant kalt und mitleidslos von oben bis unten gemustert.
    Der arme Calvert war ganz verstört. Mit einem Midshipman und drei bewaffneten Matrosen als Bedeckung war er in der Dämmerung an Land gesetzt worden, um einen gefährlichen und mühsamen Marsch über die Berge zu unternehmen und der Marine-Infanterie ihren Gefechtsbefehl zu überbringen, die jetzt einsatzbereit sein mußte und darauf wartete, daß es losging. Giffard konnte dankbar sein, dachte Bolitho. Seine Männer hatten den ganzen Tag in der glühenden Sonne geschwitzt und gejapst, hatten nur ihre Marschverpflegung zum Essen und das bißchen Wasser in ihren Feldflaschen zum Trinken gehabt – sie waren sicher nicht in der Stimmung für halbe Maßnahmen.
    Die Ruderpinne knarrte; träge hob sich das Boot über die kurzen, schnellen, kabbligen Wellen. Sie rundeten jetzt die Landzunge, und die Bucht öffnete sich, als ginge ein riesiger, pechschwarzer Vorhang auseinander.
    Er hielt den Atem an. Und da war sie, die Festung. Wie ein bleicher Felsblock lag sie da, nur oben in den mächtigen Mauern war ein Fenster erleuchtet. Der Gegensatz zu den anderen dunklen Fenstern wirkte seltsam bedrohlich.
    »Ganz leise, Jungs!« Er stand auf, spähte über die Ruderer hinweg, war sich der Geräusche von Boot und Wasser deutlich bewußt, auch der keuchenden Atemzüge der Männer und seines eigenen Herzschlages.
    Die Strömung trug sie an die linke Seite des Forts; Gott sei Dank

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