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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zusammengenommen und war beim zuständigen Admiral um Erlaubnis vorstellig geworden, allein loszusegeln. Typischerweise hatte ihm der Admiral diese Erlaubnis unter der schriftlich festgehaltenen Bedingung erteilt, daß das Ganze unter Inchs eigener Verantwortung lief. Das zweite Werferschiff, die
Devastation
,

hatte ebenfalls Anker gelichtet. Beide waren sie aus dem Schutz des Felsens von Gibraltar gesegelt; beide Kommandanten hatten ständig damit gerechnet, von patrouillierenden spanischen Fregatten angegriffen zu werden.
    Als Inch seine Geschichte erzählte, hatte Bolitho daran denken müssen, was er selbst über dessen Glück gesagt hatte. Auch jetzt hatte Inch wieder Glück gehabt, denn kein einziges Schiff war in Sicht gekommen. Bis heute früh, als Inchs Ausguck eine schnell aus einer Nebelbank heraussegelnde spanische Fregatte gemeldet hatte. Bolitho zweifelte kaum daran, daß es dieselbe war, die schon die
Coquette
gesichtet hatte, und die höchstwahrscheinlich mit größter Eile die Nachricht von Broughtons Angriff auf Djafou nach Spanien brachte. Vielleicht hatte der Kommandant gedacht, die beiden sonderbaren kleinen Schiffe gehörten zu einem Verband, der ihn abfangen sollte. Sonst hätte er sie kaum angegriffen.
    Inch hatte gefechtsklar gemacht und seine paar Mann auf Stationen befohlen. Der andere Werfer stand etwa eine halbe Meile vor ihm.
    Unter Vollzeug hatte die Zweiunddreißiger-Fregatte gewendet, um den Windvorteil zu bekommen; gleich ihre erste Breitseite hatte die
Devastation

entmastet und eine Salve Schrapnell und Kettenkugeln über ihr Deck gefegt. Aber der kleine Werfer war kräftig gebaut, und seine Geschütze hatten ebenso energisch geantwortet. Inch hatte gesehen, wie mehrere Kugeln in den Rumpf des Feindes dicht an der Wasserlinie einschlugen. Doch eine zweite wütende Breitseite hatte die
Devastation

endgültig zum Schweigen gebracht.
    Inch hatte für sein Schiff das gleiche erwartet; doch hatte er seine
Hekl
a

zwischen die Fregatte und den anderen Werfer manövr iert und das Feuer eröffnet. Vielleicht hatte der spanische Kommandant damit gerechnet, Inch würde abdrehen und fliehen, nachdem er gesehen hatte, wie es seinem Begleitschiff ergangen war; oder vielleicht rechnete er auch damit, die Bramsegel der
Coquett
e

in voller Fahrt über der Kimm auftauchen zu sehen. Er hatte jedenfalls genug gehabt und abgedreht. Inch konnte Boote zu Wasser lassen und die Überlebenden des Schwesterschiffes, das gekentert war und sank, an Bord nehmen.
    Es war Bolitho klar, daß Inch zwischen zwei höchst realen Gefühlen hin- und hergerissen war. Der Verlust der
Devastatio
n

und des größten Teils ihrer Mannschaft bekümmerte ihn tief; hätte er nicht so gedrängt, läge sie immer noch unbeschädigt in Gibraltar vor Anker.
    Doch als Bolitho skizzierte, was er in dieser Nacht vorhatte, da hatte er auch wieder etwas vom alten Inch gesehen: nämlich – als seine Haupteigenschaften, die er so sehr zu schätzengelernt hatte – bedingungsloses Vertrauen und Stolz.
    Jetzt ankerte Inch mit der
Hekla
,

seinem ersten selbständigen Kommando, hinter der gegenüberliegenden Landzunge, und sehr bald würde er etwas in der bisherigen Marinegeschichte völlig Neues probieren: den indirekten Beschuß. Mit Bolitho und seinem eigenen Stückmeister war er an der äußersten Spitze de s schnabelförmigen Vo rsprungs an Land gegangen, wo die Marine-Infanteristen in der glühenden Sonne wie tot herumlagen, und hatte eine sorgfältige Lageskizze der Festung aufgenommen. Bolitho hatte keinen Ton gesagt, um Inchs Konzentration nicht zu stören; er hatte mit höchstem Interesse zugesehen, wie gekonnt Inch dabei zu Werke ging. Entfernungen, Schußwinkel, Höhen wurden eingetragen; der Stückmeister hatte allerlei von Ladung, Pulvermengen und Zündung gemurmelt – zum Teil war es für Bolitho wie eine Fremdsprache gewesen.
    Was Inch über sein komisches Schiff auch sagen oder denken mochte, auf jeden Fall schien er darauf seinen richtigen Platz gefunden zu haben. Es war nur zu hoffen, daß seine Treffsicherheit so groß war wie sein Eifer. Sonst wurden Bolithos Boote samt allen bewaffneten Matrosen in Stücke geschossen.
    Hätte Inch seine Granatwerfer bei Tageslicht abfeuern können, so hätte er nicht den geringsten Zweifel gehabt, daß seine Berechnungen stimmten. Doch Bolitho wußte, daß die Verteidiger gewarnt waren und ebenfalls Vorbereitungen treffen würden. Noch mehr Zeit, von Menschenleben ganz zu schweigen,

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