Der Stolz der Flotte
ich’s nicht gesehen hätte, ich würd’s nicht glauben.«
Bolitho sagte: »Fallen Sie einen Strich ab und lassen Sie ›An die Brassen‹ pfeifen.«
Keverne hüstelte und fragte leise: »Was bitte sind die ›Sechs Schweine‹, Sir?«
»Sandbänke, Mr. Keverne. Wir sind jetzt ungefähr zwei Meilen südlich von St. Anthony’s Head.« Doch auf einmal genierte er sich, weil er so tat, als könne er Wunder wirken, und erläuterte lächelnd: »So heißen diese Sandbänke – warum, weiß ich auch nicht. Aber seit ich denken kann, bedecken dort diese kleinen Steine den Grund.«
Rasch wandte er sich um und sah, daß ein Streifen Sonnenlicht durch den Nebel drang und das Achterdeck wie ein blaßgoldener Finger berührte. Partridge und die anderen würden die Ehrfurcht vor seiner Navigationskunst sehr rasch verlieren, wenn er sich in seinen Berechnungen geirrt hatte. Vielleicht war es auch mehr Instinkt als Berechnung gewesen. Schon lange, bevor er als schlaksiger zwölfjähriger Midshipman zur See geschickt worden war, kannte er jede Bucht und Einfahrt in weitem Umkreise von Falmouth. Aber trotzdem konnte einem das Gedächtnis einen Streich spielen, und es wäre weder für den Admiral noch für seine eigenen Beförderungsaussichten sehr erfreulich gewesen, hätte die
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am frühen Morgen, in Sichtweite seiner Heimatstadt, entmastet und aufgelaufen vor der Küste gelegen.
Laut killten die großen Marssegel, das Deck krängte unter dem Andruck einer plötzlichen Brise, und wie ein fliehendes Geisterheer zog der Nebel durch die Takelage weg vom Schiff.
Bolitho unterbrach sein Auf- und Abgehen. Er starrte auf das sich ständig erweiternde Panorama der grünen Küste vor dem Bug. Sie wurde immer breiter, immer lebensvoller. Dort – es sah fast aus, als balanciere er auf dem Bugspriet – stand der Leuchtturm von St. Anthony, normalerweise der erste Gruß der Heimat an den heimkehrenden Seemann. Etwas nach Backbord hockte der graue Steinklotz von Pendennis Castle bedrohlich auf der Landzunge. Seine grauen Mauern trotzten der Sonne und ihrer Wärme; seit Jahrhunderten bewachte die Festung die Hafeneinfahrt und die Straße ins Landesinnere.
Bolitho leckte sich die Lippen. Sie waren trocken, und das nicht nur von der Salzluft.
»Kurs auf die Reede, Mr. Partridge! Ich gehe inzwischen zum Admiral.«
Partridge starrte ihn an und faßte dann an seinen zerbeulten Hut.
»Aye, aye, Sir.«
Unter der Kampanje war es kühl und dunkel nach der blendenden Helligkeit auf dem Hüttendeck; und als Bolitho zum Niedergang schritt, der zur Wohnkajüte des Admirals führte, grübelte er immer noch darüber nach, was die Zukunft ihm und seinem Schiff wohl bringen würde. Während er leichtfüßig den Niedergang hinabeilte, wurde ihm plötzlich wieder einmal klar, mit was für gemischten Gefühlen er damals das Kommando über die
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übernommen hatte. Es war durchaus nichts Ungewöhnliches, Prisenschiffe in die Flotte zu übernehmen und gegen ihre früheren Herren einzusetzen, und meistens ließ man ihnen auch den alten Namen. Viele Matrosen glaubten, den Schiffsnamen zu wechseln, bringe Unglück; aber was Seeleute so daherredeten, beruhte meist nur auf alten Überlieferungen und nicht auf Tatsachen.
Sie hatte vorher
Tornad
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geheißen und war das Flaggschiff des französischen Admirals Lequiller gewesen, der die britische Blockade durchbrochen hatte und in den Westatlantik bis zu den Kariben vorgestoßen war, wo er Tod und Verderben verbreitete; doch schließlich hatte ihn ein relativ kleines britisches Geschwader in der Biskaya gestellt. Lequiller hatte vor Bolithos Schiff die Flagge streichen müssen, vor der alten
Hyperio
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; aber er hatte den hochbetagten Zweidecker vorher so zusammengeschossen, daß er nur noch ein schwimmendes Wrack war.
Die Lords der Admiralität hatten entschieden, daß Bolithos große Prise umbenannt werden sollte, wohl hauptsächlich aus verletzter Eitelkeit, denn Lequiller hatte sie mit diesem Schiff mehr als einmal überlistet. Komisch, dachte Bolitho damals, daß die Herren, die Seiner Majestät Kriegsflotte von den Höhen der Admiralität aus leiteten, so wenig von Schiffen und Seeleuten verstanden, daß sie einen solchen Namenswechsel für nötig hielten.
Nur die neue Galionsfigur der
Euryalu
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war englisch. Jethro Miller in St. Austeil, Grafschaft Cornwall, hatte sie geschnitzt, ein Geschenk der Bürger von Falmouth für einen der berühmtesten Söhne ihrer Stadt. Miller war
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