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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Spießgesellen zu umgehen. Die Berittenen ließ er dazu schräg über die Lichtung vorgehen, um die Quivas einzuschließen und sie bis zum letzten Mann vernichten zu können.
    Wenige Augenblicke später erhob sich ein furchtbares Geschrei, dem sofort das Krachen von Feuerwaffen folgte.
    Die Guaharibos hatten sich auf Alfaniz gestürzt, ehe dieser noch zu wirksamer Vertheidigung Zeit fand. Waren sich beide Parteien an Zahl auch gleich, so waren die Guaharibos doch besser bewaffnet und wurden besser befehligt. Die Waffen, über die der Spanier verfügte, rührten nur von der Plünderung der Piroguen her und bestanden außer einigen Revolvern, die Jacques Helloch dort zurückgelassen hatte, nur aus denen, die den Gefangenen abgenommen worden waren.
    Der Kampf konnte nicht lange dauern, und er währte auch wirklich nur kurze Zeit. Von dem Augenblicke, wo die Bande sich hatte überraschen lassen, war sie auch geschlagen. So flüchteten denn auch die meisten Quivas nach schwachem Widerstande von der Stelle, indem die einen in den Wald hinein stürmten, die andern durch das fast trockne Flußbett liefen, um die gegenüberliegende Savanne zu erreichen – die meisten aber waren schon tödlich von Kugeln getroffen.
    Gleichzeitig hatten sich übrigens Jacques Helloch, Germain Paterne, Valdez, Marchal und die Leute von den Falcas auf die sie bewachenden Quivas gestürzt.
    Gomo war der erste, der mit dem Rufe »Santa-Juana! Santa-Juana!« auf sie zueilte.
    So tobte denn der Kampf bald nur noch in der Mitte des Lagerplatzes.
    Hier vertheidigten sich Alfaniz, die aus Cayenne entsprungenen Sträflinge und einige von den Quivas mit Revolverschüssen, mit dem Erfolge, daß einzelne Guaharibos Verwundungen davontrugen, die sich glücklicherweise nicht als besonders schwer erwiesen.
    Da sah man den Pater Esperante mitten auf eine den Spanier umgebende Gruppe zusprengen.
    Jeanne von Kermor fühlte sich unwiderstehlich zu dem Missionär hingezogen, doch hielt sie Jacques Helloch zurück.
    Von den Quivas verlassen, von denen man nur noch Geschrei aus einiger Entfernung hörte, wehrte sich Alfaniz zwar noch wie ein Wüthender, zwei seiner Bagnogenossen wurden aber bald an seiner Seite niedergestreckt.
    Der Pater Esperante befand sich jetzt dem Spanier Auge in Auge gegenüber, und mit einer Handbewegung gebot er den Guaharibos Einhalt, die diesen schon umringt hatten.
    Da wurde es ringsum still, man hörte nur die mächtige Stimme des Pater Esperante.
    »Alfaniz, sagte er, seht, ich bin es!
    – Der Missionär von Santa-Juana!« rief der Spanier.
    Schon hatte er den Revolver erhoben, um Feuer zu geben, als Jacques Helloch ihn am Arme packte, so daß die Kugel ihr Ziel verfehlte.
    »Ja, Alfaniz, der Pater von der Mission Santa-Juana… doch auch der Oberst von Kermor!«
    Da Alfaniz eben Jean, den er für den Sohn des Oberst hielt, nur wenige Schritt von sich entfernt sah, zielte er auf diesen. Doch bevor er abdrücken konnte, krachte ein Schuß, und der Schurke stürzte, vom Pater Esperante getroffen, lautlos zusammen.
    Jeanne hatte sich in die Arme des Oberst von Kermor geworfen – sie nannte ihn ihren Vater.
    Der Missionär, der in dem jungen Manne doch nicht seine leibliche Tochter erkennen konnte, welche er längst für todt hielt und auch niemals gesehen hatte, antwortete wiederholt:
    »Ich habe gar keinen Sohn!«
    Da hatte sich jedoch der Sergeant Martial aufgerichtet, und, die Arme gegen Jeanne hin ausgestreckt, sagte er:
    »Nein, Herr Oberst, Sie hatten nur eine Tochter… und… da ist sie!«

Dreizehntes Capitel.
Zwei Monate in der Mission.
    Seit dem Verschwinden des Oberst von Kermor, seit seiner Abfahrt nach der Neuen Welt, waren vierzehn Jahre verflossen, und die Geschichte dieser vierzehn Jahre mag hier in wenigen Zeilen Platz finden.
    Es war im Jahre 1872, wo von Kermor die Nachricht erhielt, daß mit dem Untergange des »Norton« auch seine Gattin und sein Kind den Tod gefunden hatten. Die Umstände, unter denen der Unfall sich zutrug, gestatteten ihm gar nicht zu glauben, daß von den beiden ihm so theuern Wesen das eine, sein Töchterchen Jeanne, damals noch ein ganz kleines Kind, hätte gerettet werden können. Er kannte Jeanne ja nicht einmal, da er Martinique kurz vor ihrer Geburt hatte verlassen müssen.
    Ein Jahr lang blieb der Oberst von Kermor noch an der Spitze seines Regiments. Dann kam er um seine Entlassung ein, und da ihn keine Familienbande an diese Welt mehr fesselten, beschloß er, den Rest seines Lebens dem

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