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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sondern weil meistens weniger mehr ist.«
    »Was war denn los, Chris?«, fragte Debbie hämisch. »Es sah ja aus, als ob du direkt in den See fahren wolltest. Hättest besser einen Automatik nehmen sollen! Oder war es Absicht?«
    Chris wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er eine Hand auf seiner spürte. Julia! »Lass es«, formten ihre Lippen.
    Chris fühlte, wie etwas in seinem Inneren sich entspannte, als sie ihn anlächelte.
    Er ließ den Motor an. Julia hatte ihm verziehen, alles würde gut werden. Scheiß auf das Wetter, scheiß auf den Sturm, scheiß auf den verdammten Van, scheiß auf Debbie! Vor ihnen lagen vier freie Tage. Und alles andere konnte ihnen egal sein. Er legte den Gang ein, trat aufs Gaspedal und ruhig glitt der Van Richtung Ausfahrt.
    Na also, dachte er und tiefe Zufriedenheit überkam ihn. Geht doch!

    Die einzige Straße, die das Grace Valley mit der Zivilisation verband, war schmal und kurvenreich. Zwei Stunden und sie wären in Fields, dann ging es immer geradeaus Richtung Vancouver.
    Chris’ Blick fiel in den Rückspiegel, zurück auf das College. Mein Gott, tat das gut, diesen Ort endlich zu verlassen, und zwar nicht nur, um in dieses Kaff Fields zu fahren.
    Er sah zu Julia hinüber. Sie hatte die Augen geschlossen, aber er erkannte an ihrer Haltung, dass der düstere Schatten von vorhin verschwunden war.
    Der Himmel war mittlerweile so dunkel, als sei die Dämmerung bereits angebrochen. Dabei war es erst kurz nach zehn Uhr morgens. Die Scheinwerfer wedelten hektisch hin und her.
    Chris schaltete das Nebellicht an. Im weißen Licht der Scheinwerfer tanzten die Schneeflocken und im nächsten Moment traf eine heftige Windböe den Wagen. Chris verstärkte seinen Griff ums Lenkrad.
    »Mein Gott, wie das schneit«, hörte Chris Julia leise neben sich. »Fahr langsamer, Chris.«
    »Keine Sorge. Wir müssen nur über den Pass, dann haben wir die Schneefallgrenze hinter uns.«
    Sein Blick ging zur Temperaturanzeige über dem Rückspiegel. Minus fünf Grad. Und die Reifenspuren, die der Van hinterließ, wurden sofort wieder vom Schnee bedeckt.
    »Ist doch nicht schlecht, drei Tage lang in einem Hotel eingeschneit zu sein, oder?«, sagte er.
    Julia lachte neben ihm leise auf.
    Chris grinste.
    Alles war gut.
    Sie tat ihm gut.
    Er liebte sie.
    Für einen kurzen Moment gab er nicht acht, bis ein Aufschrei von Debbie seine Augen wieder auf die Straße richten ließ. Vor ihm lag eine scharfe Kurve. Und die Fahrbahn war rutschiger, als er geglaubt hatte.
    »Chris! Pass auf!« Debbie kreischte.
    »Hey, mach mal halblang. Ich habe den Wagen im Griff.« Doch er hörte selbst, dass er nervös klang. »Wie wäre es mit ein wenig Musik?« Er schaltete das Radio an und erkannte sofort die Musik von Nickelback, einer seiner Lieblingsbands.
    »Oh Mann, geile Musik«, hörte er von hinten Benjamin rufen.
    Der Wagen durchschnitt unter den Klängen von Dark Horse das Schneegestöber und das Wummern der Bässe verband sich mit den Windstößen, die den Wagen trafen.
    Und fast hätte er den rot-weiß gestreiften Schlagbaum an der Collegegrenze übersehen. Die Schranke war wie immer geschlossen. Chris trat auf die Bremse. Der Wagen wurde nur unmerklich langsamer. Er trat das Pedal noch fester.
    Diesmal schrie Julia auf. »Da vorne! Pass auf!«
    »Beruhige dich doch! Es ist nur der Schlagbaum!«
    »Und warum bremst du dann nicht?«, erklang wieder Debbies hysterische Stimme von hinten.
    Er hatte den Fuß noch immer auf der Bremse, der Wagen schoss nach vorne. Er schaltete in den ersten Gang zurück und kam erst knapp vor der Schranke zum Stehen.
    »Mann, Alter«, lachte Ben, »was haben sie dir denn heute Morgen in den Kaffee getan? Whiskey? Du fährst ja wie ein Irrer.«
    »Halt die...«
    »Klappe! Ich weiß.«
    Chris ließ das Fenster herunter, beugte sich hinaus und drückte auf den roten Knopf der Sprechanlage.
    Rauschen antwortete ihm.
    »He, hier Christopher Bishop, können Sie die Schranke öffnen?«
    Wieder dieses Pfeifen aus der Anlage.
    »Verflucht, ist dort niemand?«
    Stille.
    Keine Antwort.
    Ein Windstoß fegte eine Schneewolke von den Bäumen, die ihm direkt ins Gesicht schlug.
    Bens unverkennbares Lachen ertönte von der Rückbank. »Seht ihr das?«
    Niemand antwortete.
    »Was ist denn mit euch los? Ist doch witzig.«
    Chris schaute geradeaus. Sein Blick fiel auf das Schild am rechten Straßenrand mit der Aufschrift EXIT...
    Jemand hatte mit schwarzer Farbe die Buchstaben US dazugepinselt, sodass

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