Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
sich hier am richtigen Ort. Kate vertraute ihr.
    »Meiner Ansicht nach solltest du ihnen sagen, daß du dich umsehen willst. Versuch einfach, das Terrain zu sondieren. Die müssen ihren Einfluß geltend machen, dafür sorgen, daß jeder, mit dem du sprechen willst, bereit ist, zu plaudern. Mit anderen Worten: Entweder 18

    sie geben dir Druckmittel an die Hand oder sie weigern sich- und in dem Moment, wo sie sich weigern, verweigerst auch du dich. Au-
    ßerdem würde ich«, fuhr Edna boshaft lächelnd fort, »überall mit der Öffentlichkeit drohen. Das hilft immer, die Füchse zu verscheuchen und die Hühner zu retten. Frag mich bloß nicht, warum.«
    »Du willst mir also um keinen Preis raten, schlichtweg abzuleh-nen?«
    »Das willst du doch gar nicht. Wärst du wirklich fest entschlossen, hättest du es ihnen gerade klipp und klar gesagt. Und ich will deine Fähigkeiten für Ziele ausnutzen, die ich unterstütze. Und für meine eigenen natürlich! Aber denk noch einmal darüber nach.
    Wenn du soweit bist – die Polizei hat auf Druck der Universität schließlich eine ganze Menge Beweismaterial herausgerückt. Das kannst du haben. Und dann wartet auf dich ein ganz besonderer Lohn, den du nicht unterschätzen darfst: Solltest du in deiner akademischen Karriere je wieder um ein Gespräch mit der Verwaltung bitten, so wird dir jeder, vom Präsidenten abwärts, auf der Stelle einen Termin geben. Nie mehr werden sie es wagen, dich zu vertrösten oder warten zu lassen, das verspreche ich dir. Und wenn das keine Belohnung ist!«
    »Du«, sagte Kate voller Zuneigung, »kannst dich zum Teufel scheren. Aber ehe du das tust, nenn mir die gesprächigste Person aus Adams’ Fachbereich. Wenn ich mit ihr gesprochen habe, laß ich dich meine Entscheidung wissen.«
    »Wäre sofort zu schnell?« fragte Edna. »Wie du siehst, will ich dich beeindrucken mit unserem Eifer, dir in jeder nur möglichen Weise zu helfen.«
    »Hast du jemand aus Adams’ Fachbereich unter deinem Schreibtisch versteckt?«
    »Nein, du Idiotin. Ich meine, du brauchst mit niemand aus seinem Fachbereich sprechen – hör einfach mir zu. Ich mag zwar Dekanin für die Berufsakademien sein, aber Araber und andere Millionäre gehen in meinem Büro ein und aus, und in vieler Hinsicht habe ich eine Menge mit Adams Fachbereich zu tun. Von den meisten anderen Fachbereichen unterscheidet er sich nur insofern, als seine Mitglieder noch nicht einmal so tun, als wären sie einander wohlge-sonnen. Jeder haßt jeden in dieser Abteilung. Einig waren sie sich bisher nur, wenn es darum ging, andere von ihrem Fachbereich fernzuhalten. Seit einer Ewigkeit ist kein Neuer mehr berufen worden.
    Zwei Jahre lang war Adams Fachbereichsvorsitzender. Aufgrund 19

    seines Dienstalters und aller möglichen sonstigen vermeintlichen Vorzüge reklamierte er den Posten für sich, und er bekam ihn. Aber es ging nicht lange gut. Die Schuld an seinem Rücktritt gab er irgendwelchen häuslichen Problemen. Und er verschwand zur Erleichterung aller, zumindest für eine Weile. Als Preis dafür, daß er den Posten freigab, verlangte er ein bezahltes Urlaubssemester, was dir vielleicht ein Bild davon gibt, wie Adams agierte. Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, falls du daran interessiert bist. Aber ich glaube, mit jemand aus dem Fachbereich zu sprechen, wird dir nicht viel bringen. Trotzdem, wenn du es willst, kannst du auf mich zählen.
    Soll ich dir für morgen jemand besorgen?«
    »Nicht für morgen und auch nicht für übermorgen, vielleicht für nie«, sagte Kate und machte sich auf den Heimweg, um nachzudenken.
    Während sie durch die Straßen wanderte (was Kate immer half, ihre Gedanken zu sortieren), versuchte sie, alle Erinnerungsfetzen an Canfield Adams in eine logische oder zumindest chronologische Reihenfolge zu bringen. Von Anfang an hatte sie in ihm ein notwendiges Übel gesehen, etwas, das so unausweichlich zum akademischen Leben dazugehörte wie Mückenstiche zum Sommer. Typen wie ihn hatte es schon immer gegeben und würde es immer geben –
    sie gehörten einfach zum Universitätsleben. Und wenn man sagte, er war aufgeblasen, umständlich, ermüdend, eine Ansammlung persönlicher Manierismen und Ticks, die seine Zuhörer zugleich so abstie-
    ßen und faszinierten, daß sie weder seinen Verrenkungen und zwanghaften Gesten zusehen noch weggucken konnten – brachte einen das weiter? Noch charakteristischer für ihn war, daß er offenbar keinen Satz zu Ende bringen konnte, sich

Weitere Kostenlose Bücher