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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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mir geht es genauso«, sagte Kate auf dem Weg zum Telefon.
    Humphrey Edgerton wollte gerade das Haus verlassen, um sich mit seiner Frau in einem Restaurant zu treffen. Ja, er würde kurz hereinschauen. Sehr gerne sogar, denn er müsse Kate etwas erzählen.
    Und warum, dachte Kate, weiß ich instinktiv, daß es schlechte Nachrichten sind? Weil die Situation eben verflixt danach ist, dachte sie, unbewußt Butler vom Wachdienst imitierend.
    Humphrey sank in einen Sessel und ließ sich einen Drink geben.
    »Setz dich lieber hin«, sagte er zu Kate, die im Zimmer auf und ab wanderte. »Tatsache ist, daß an jenem Abend nicht ich den Schlüssel zur Levy Hall hatte, sondern eine Studentin. Sie wollte sich mit den schwarzen Studentenvertretern treffen. Natürlich wird die Verwaltung sagen, ich hätte den Schlüssel nicht den Studenten überlassen dürfen, und die Polizei wird behaupten, die Studentin habe ihn entweder weitergegeben oder selbst benutzt, um Adams zu ermorden.
    Und ich könnte nicht mal beschwören, daß keine Mauschelei, wie meine Mutter das ausdrückt, mit im Spiel war, denn unter uns gesagt: Arabella ist der geborene Störenfried. Öffentlich würde ich sie natürlich nie so nennen, sondern als Aktivistin bezeichnen. Arabella ist wie die Armee heutzutage: wichtig, daß sie da ist, aber noch wichtiger, daß sie nicht zuschlägt. Außerdem unterstützt Arabella leidenschaftlich die PLO und den Boykott gegen Firmen, die mit Südafrika Geschäfte machen. Ich weiß, daß Adams all das egal war, auch wenn er ihr bestimmt erklärt hat, sie habe keine Ahnung von der PLO, und von einem Boykott halte er grundsätzlich nichts. Kurz, ich kann der Polizei nichts von Arabella sagen und wäre mir, was sie angeht, gern sicherer als ich es bin.«
    »Na, das ist ja herrlich«, sagte Kate. »Geradezu zauberhaft, wie meine Mutter gern sagte. Bist du hergekommen, um mich aufzumun-tern, mich anzustacheln oder mir abzuraten? Gib mir doch bitte et-24

    was Eindeutiges, wenn das geht.«
    Humphrey lachte. »Eindeutige Aussagen gehören einem anderen Zeitalter an. Ich denke, der ganze Schlamassel muß entwirrt werden, und du bist um Lichtjahre besser geeignet, das hinzukriegen, als jeder andere. Ich kenne dich zu gut und mag dich zu sehr, um dir einzureden, daß man dir deine Mühe danken wird. Ich fürchte, am Schluß wirst du nicht einmal für dich selbst ein Gefühl von Befriedigung davontragen. Wir tun in dieser Welt, was wir zu tun haben, und Lohn finden wir nur, wenn überhaupt, in der Arbeit selbst und in der Zuneigung von Freunden. Aber noch schwülstiger habe ich nicht vor zu werden. Wärst du ein schwarzer Universitätsdozent, wüßtest du genau, was ich meine, denn die Arbeit macht müde, und auf die Freunde ist nicht immer Verlaß.«
    »Das«, sagte Kate, »ist die beste doppelte Botschaft, die ich seit Jahren gehört habe. Geradezu das Paradigma einer doppelten Botschaft. Schönen Dank auch, wie meine jungen Verwandten sagen.«
    »Du mußt es machen, Kate. Du weißt es, ich weiß es, Edna Hoskins weiß es, und wahrscheinlich auch Reed. Ich werde dir helfen und dich unterstützen, wo ich kann. So etwas sage ich nicht leicht, aber wenn, dann meine ich es.«
    »Und wo soll ich deiner Meinung nach anfangen?«
    »Ich würde mit Adams’ Frau beginnen, sie für zukünftige Befragungen weichklopfen. In der Zwischenzeit werde ich Arabella bearbeiten und sie zu dir bringen. Ich glaube, sie weiß etwas, und wir werden es aus ihr herausbringen. Aber jetzt gehe ich lieber, sonst kriege ich was von meiner Frau zu hören. Sie wartet nicht gern in Restaurants, und wer wollte ihr das verübeln?« Er küßte Kate feier-lich auf beide Wangen, gab Reed die Hand und verschwand.
    »Nun«, sagte Reed. »Ich bin froh, daß das geregelt ist. Wie steht’s mit dem Abendessen?«
    »Reed«, sagte Kate. »Laß uns jetzt gleich die Levy Hall ansehen.«
    »Auf leeren Magen?«
    »Du bist nicht in Napoleons Armee«, sagte Kate. »Noch nicht«, fügte sie unheilverkündend hinzu.
    Die Levy Hall gehörte zu den älteren Gebäuden auf dem Campus, die in besseren und großzügigeren Tagen errichtet worden waren. Die Decken waren hoch und die Treppen breit, und die Eingangshalle war groß: Auch die Brandschutzvorschriften waren in jenen Tagen großzügiger gewesen. Adams’ Büro lag im obersten 25

    Stockwerk. Kate und Reed stiegen die Treppe hinauf, da sie den Fahrstühlen in abendlich leeren Gebäuden nicht trauten. Zuvor hatten sie das übliche Ritual

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