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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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den Mörder von jemandem zu suchen, den man mochte und um den man trauerte und dessen Tod ein Verlust für die Menschheit war. Warum sich anstrengen, den Mörder (falls es ihn gab) eines Mannes dingfest zu machen, dessen Tod man, wenn auch nicht gerade mit Freude, so doch mit wunderbarem Gleichmut hinnahm? Nun, weil man Mord oder andere Arten von Gewalt eben nicht gutheißen konnte.
    Aber warum ausgerechnet ich, dachte Kate. Warum heuern sie keinen Privatdetektiv an oder machen der Polizei Druck, damit die ihre Ermittlungen vorantreibt? Wollen sie mich vielleicht bloß, weil sie denken, daß ich nichts herausfinden werde? Aber da würde Edna nicht mitspielen. Mit bemerkenswert unklarem Kopf kam Kate zu Hause an.
    Wo Reed auf sie wartete. »Ich weiß schon Bescheid«, sagte er.
    »Edna Hoskins rief eben an. Ich habe ihr nichts versprochen, mich aber für die Vorwarnung bedankt und gesagt, ich würde die Sache mit dir durchsprechen. Natürlich nur, wenn du das willst. Vielleicht sind dir Schweigen, Gin und Wermut im Augenblick ja lieber.«
    »Scotch«, sagte Kate. »Aber heute scheint er nicht die richtige Wirkung zu haben. Ich glaube, ich weiß jetzt, was der Haken an der Sache ist. Eben im Aufzug, als der Portier mir sagte, du seist gerade nach Hause gekommen, ist es mir klargeworden. Ich bin mir fast sicher, daß sie mich engagieren wollen, ist nur ein Trick. Ich empfinde mich nicht als Detektivin, schon gar nicht von der Sorte, die 22

    der Uni liegt. Ich glaube, ihre Motive sind so niederträchtig wie ihre Hoffnung, daß ich versage und mich obendrein noch zum Narren mache.«
    »Der Prophet im eigenen Land«, sagte Reed und reichte ihr ein Glas. »Ist dir schon mal aufgefallen, daß du nie vor einem Vortrag nervös bist – außer in einem einzigen Fall?«
    »Wenn ich ihn an meiner eigenen Universität halte, natürlich, wo jeder einen kennt und nur darauf wartet, hämische Bemerkungen zu machen. Meinst du, da allein läge das Problem?«
    »Zum großen Teil ja. Edna ist es nicht gelungen, dich davon zu überzeugen, daß die Verwaltung tatsächlich großes Vertrauen in dich setzt und, wenn auch nicht einstimmig, so doch mehrheitlich beschloß, dich zu engagieren. Edna wußte nicht, wie sie es dir sagen sollte, also wandte sie sich an mich. Sie sagte, du hättest ein ab-grundtiefes Mißtrauen sowohl gegen Komplimente wie gegen das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie ging sogar so weit, zu behaupten, du hättest mich nur geheiratet, weil ich nicht gehätschelt und aufge-baut werden muß. Daß sie etwas so Persönliches sagt, zeigt doch, wie wichtig ihr die Sache ist – jedenfalls mir.«
    »Du meinst, ich sollte zusagen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich müßte erst mehr über den Fall wissen – was sie wissen, was sie erwarten. Edna jedenfalls meinte, deine erste Reaktion sei wahrscheinlich nicht das letzte Wort. Vielleicht hat sie recht.«
    »Ich weiß nicht viel mehr als du, nur das, was in den Zeitungen stand und den üblichen Klatsch«, sagte Kate. »Und das wenige, was ich mehr weiß, ist beunruhigend und macht mir Sorgen.« Sie erzählte ihm von Humphrey Edgerton und dem Schlüssel zur Levy Hall.
    »Ganz zu schweigen«, fügte sie hinzu, »von der Tatsache, daß Adams im Grunde jeden haßte. Einmal sagte er mir ins Gesicht, daß seiner Meinung nach Homosexuelle in den Knast gehörten. Männliche, versteht sich. Ich glaube, er konnte sich so wenig wie Königin Viktoria vorstellen, daß es so etwas auch unter Frauen gibt. Für Adams hatten Frauen nichts anderes im Kopf, als einen Mann zu ergat-tern, egal welchen. Aber du siehst ja – ich rede und rede, zähle eine unangenehme Seite Adams’ nach der anderen auf, aber was nützt mir das? Vielleicht wäre es vernünftig, als erstes seine Frau zu befragen.
    Wenn sie um ihn trauert, halte ich sie für verrückt. Und wenn sie nicht um ihn trauert, halte ich sie für schuldig. Ich sag einfach nein, soll ich?«
    23

    »Und was ist mit Humphrey Edgerton? Du solltest zumindest mit ihm sprechen. Warum rufst du ihn nicht einfach an, jetzt gleich?
    Vielleicht kommt er her, oder wir fahren zu ihm. Danach siehst du bestimmt klarer. Triff dich allein mit ihm, wenn dir das lieber ist.«
    »Ich rufe ihn an«, sagte Kate. »Besser das, als herumsitzen und in Erinnerungen an den verstorbenen und schrecklichen Canfield Adams kramen.«
    »Gut«, sagte Reed. »Ehrlich gesagt: So große Sorgen wie im Augenblick habe ich mir noch nie um dich gemacht.«
    »Damit bist du nicht allein,

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