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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gemächlich zu genießen. – Meine Tochter will ich jedenfalls in der Nähe behalten – um mich bei den verteufelten Gichtanfällen zu pflegen und mir des Abends zum Zeitvertreib etwas vorzuspielen!… Wenn sich dieselbe jemals verheiratet, so wird das hier an Ort und Stelle sein, und mit einem Sohne des Landes, der ihr ein entsprechendes Vermögen zubringt, der Farmer oder Diamantengräber ist, wie wir Andere, und der mir nicht davon spricht, fortzugehen, um im dritten Stockwerk am Hungertuche zu nagen in einem Lande, wohin ich doch nimmermehr einen Fuß setzen werde. Sie könnte zum Beispiel den James Hilton oder einen andern Burschen seines Schlages zum Manne nehmen An Bewerbern fehlt es ihr nicht, das dürfen Sie mir auf’s Wort glauben. Kurz, es muß ein guter Engländer sein, der nicht vor einem Glase Gin Reißaus nimmt und der mir Gesellschaft leistet, wenn ich eine Pfeife Knaster rauche.«
    Cyprien hatte schon die Hand auf den Drücker der Thüre gelegt, um diesen Raum zu verlassen, in dem er fast erstickte.
    »Na, nichts für ungut! rief ihm Mr. Watkins zu. Ich habe gegen Ihre Person sonst gewiß nicht das Geringste, lieber Méré, und werde Sie immer gern als Abmiether und Freund in meinem Hause sehen. Halt, warten Sie einmal, heut’ Abend werden gerade einige Personen zu uns zu Tische kommen…. wollen Sie uns vielleicht ein paar Stunden Gesellschaft leisten?…
    – Nein, ich danke, Herr Watkins! antwortete Cyprien kühl. Ich muß bis zum Abgange der Post meine Correspondenz fertig stellen.«
    Damit verließ er leicht grüßend den gichtbrüchigen Farmer.
    »Rein toll, diese Franzosen… rein toll!« wiederholte noch öfter Mr Watkins, während er mit einem, ihm stets zur Hand liegenden Schwefelfaden seine Pfeife wieder in Brand setzte.
    Und mit einem tüchtigen Glase Gin suchte er sich wieder vollständig in Ordnung zu bringen.
Fußnoten
    1 Die englische Meile mißt 1609 Meter.
     
    2 Eine große Anzahl von Boers oder afrikanischen Holländer-Bauern stammen ursprünglich von Franzosen ab, welche in Folge der Aufhebung des Edicts von Nantes erst nach Holland und dann nach dem Cap auswanderten.
Zweites Capitel.
Im Diamantenfelde.
    Was dem jungen Ingenieur in der ihm von Mr. Watkins zutheil gewordenen Erwiderung auf seinen Antrag am meisten zu Herzen ging, war der Umstand, daß dieselbe – von der Rauhheit ihrer Form einmal abgesehen – im Grunde gar nicht so ungerechtfertigt erschien. Bei näherer Ueberlegung erstaunte er jetzt selbst, nicht schon vorher die Einwendungen erwogen zu haben, die ihm der Farmer fast nothwendig machen würde, und wunderte sich, wie er sich überhaupt einer solchen Zurückweisung auszusetzen vermocht hatte.
    In der That hatte er freilich bis zum jetzigen Augenblicke niemals an die Kluft gedacht, die ihn wegen des Unterschiedes in Vermögensverhältnissen, Abstammung, Erziehung und Umgang von dem jungen Mädchen trennte. Schon seit fünf bis sechs Jahren gewöhnt, die Mineralien nur von rein wissenschaftlichem Standpunkte zu betrachten, besaßen z. B. Diamanten in seinen Augen nur den Werth eigenthümlicher Exemplare von Kohlenstoffkörpern, die nur dazu geschaffen schienen, in den Sammlungen der Bergwerksschule ihren Platz auszufüllen. Da er in Frankreich überdem eine, die der Familie Watkins weit überragende sociale Stellung einnahm, hatte er den kaufmännischen Werth der im Besitz des reichen Farmers befindlichen Fundstätte fast ganz aus den Augen verloren. In Folge dessen war ihm auch niemals in den Sinn gekommen daß zwischen der Tochter des Eigenthümers der Vandergaart-Kopje und ihm als französischen Ingenieur ein trennendes Mißverhältniß herrschen könne. Selbst wenn diese Frage vor ihm aufgetaucht wäre, würde er, in seinem gewohnten Vorstellungsgange als Pariser und ehemaliger Zögling der berühmten polytechnischen Schule daselbst, wahrscheinlich zu dem Schlusse gelangt sein, daß vielmehr er mit jener Bewerbung einen Schritt thue, der ihn nahe an eine »Mesalliance« führte.
    Die ganz unverblümte Strafpredigt des Mr. Watkins riß ihn jetzt sehr schmerzlich aus seinen Träumen. Cyprien besaß jedoch viel zu viel nüchternen Menschenverstand, um die sachlichen Einwürfe derselben nicht gebührend zu würdigen, und viel zu viel Ehrenhaftigkeit, um sich durch eine Entscheidung, die er im Grunde für richtig anerkannte, beleidigt zu fühlen.
    Der Schlag, den ihm jene versetzte, wurde deshalb freilich nicht minder empfindlich, und gerade jetzt, wo er auf

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