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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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frisch sein möge.
    – Sehr liebenswürdig von Ihnen, mein Fräulein.
    – Ah, da fällt mir ein, denken Sie sich, was Dada, mein Strauß, heute verzehrt hat, fuhr sie unbefangen fort. Meine Elfenbeinkugel zum Ausbessern der Strümpfe. Und die war übrigens ziemlich groß. Sie kennen Sie ja, Herr Méré, ich erhielt sie erst direct vom Billard in New-Rush… Und dieser Vielfraß, die Dada, hat sie verschluckt, als wenn’s eine Pille wäre! Wahrlich dieses Thier wird mich noch früher oder später vor Aerger umbringen.«
    Während sie so sprach, bewahrte Miß Watkins im Winkel ihrer blauen Augen einen kleinen lustigen Strahl, der nicht auf besondere Lust, jene düstere Vorhersage, nicht einmal später, zu rechtfertigen, hinwies Mit dem den Frauen eigenen Feingefühl bemerkte sie doch sehr bald das Stillschweigen ihres Vaters und des jungen Ingenieurs, sowie deren, offenbar in Folge ihrer Gegenwart verlegene Mienen.
    »Es sieht ja aus, als ob ich die Herren belästigte, sagte sie; Sie wissen, daß ich sofort gehe, wenn Sie Geheimnisse haben, die für mein Ohr nicht bestimmt sind. Uebrigens hab’ ich auch gar keine Zeit übrig. Ich muß noch eine Sonate üben, bevor ich das Essen zurecht mache. Ja, ich sehe schon, Sie sind heute zum Plaudern nicht aufgelegt, meine Herren! Gut, ich überlasse Sie Ihren schwarzen Anschlägen!«
    Damit ging sie schon hinaus, kehrte jedoch noch einmal um, und sagte gelassen, obwohl sie einen sehr ernsten Gegenstand berührte:
    »Wenn Sie mich nun über den Sauerstoff fragen wollen, Herr Méré stehe ich gern zu Ihrer Verfügung. Das Capitel der Chemie, welches Sie mir zum Lernen aufgaben, hab’ ich nun dreimal durchgenommen, und jener »gasförmige, farb-, geruch-und geschmacklose Körper« hat für mich kein Geheimnißmehr.«
    Dabei machte Miß Watkins eine graziöse Verbeugung und verschwand wie ein lichtes Meteor.
    Gleich darauf erklangen aus einem entfernten Zimmer her die Accorde eines vortrefflichen Pianos und verriethen, daß das junge Mädchen mit allem Eifer ihren musikalischen Uebungen oblag.
    »Nun also, Herr Watkins, nahm Cyprien, dem diese liebliche Erscheinung seine Frage wieder in Erinnerung gerufen hatte, wenn er sie überhaupt hätte vergessen können, das Wort, wollen Sie mir gefälligst Antwort geben auf die Frage, welche ich die Ehre hatte, an Sie zu richten?«
    Mr. Watkins nahm die Pfeife feierlichst aus dem Mundwinkel, spuckte einmal auf die Erde aus und warf dann schnell den Kopf zurück, während seine Augen einen forschenden Blick auf den jungen Mann schossen.
    »Sollten Sie, Herr Méré, fragte er, mit ihr zufällig schon davon gesprochen haben?
    – Gesprochen, worüber?… Gegen wen?
    – Ueber das, was Sie eben sagten?… Gegen meine Tochter?
    – Für wen halten Sie mich, Herr Watkins! erwiderte der junge Ingenieur mit einer Wärme, die keinen Zweifel aufkommen ließ. Ich bin Franzose, Herr Watkins!… Ich brauche Sie also wohl nicht zu versichern, daß ich mir nie erlaubt haben würde, ohne Ihre Zustimmung gegen Ihr Fräulein Tochter von einer Verheirathung zu sprechen!«
    Mr. Watkins’ Blick wurde wieder sanfter, und damit schien sich auch seine Zunge besser zu lösen.
    »Das ist am besten!… Brav, junger Mann! Ich erwartete von Ihrer Discretion gegenüber Alice nichts Anderes! antwortete er in ziemlich trockenem Tone. Und da man zu Ihnen Vertrauen haben kann, werden Sie mir Ihr Wort geben, ihr in Zukunft auch nichts davon zu erwähnen.
    – Und warum, mein Herr?
    – Weil diese Heirat unmöglich und es am besten ist, wenn Sie dieselbe gänzlich aus Ihren Plänen streichen, antwortete Mr. Watkins. Sie sind ein ehrenwerther junger Mann, Herr Méré, ein vollkommener Gentleman, ein ausgezeichneter Chemiker, ein hervorragender Lehrer Ihres Faches, von großer Zukunft – daran zweifle ich nicht im mindesten – meine Tochter aber werden Sie nicht erhalten, aus dem einfachen Grunde, weil ich bezüglich derselben ganz andere Absichten habe.
    – Indeß, Herr Watkins…
    – Kommen Sie nicht darauf zurück… es wäre unnütz!… erwiderte der Farmer. Und wären Sie Herzog und Pair von England, so würden Sie mir doch nicht passen. Nun sind Sie nicht einmal englischer Unterthan, und erklären eben mit größter Unbefangenheit, daß Sie auch kein Vermögen besitzen.
    Nun aufrichtig, glauben Sie, ich hätte meine Alice so erzogen, wie es geschehen ist, hätte ihr die besten Lehrer von Victoria und Bloëmfontain gehalten, um sie mit kaum vollendetem zwanzigsten

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