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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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sodass es die schmalen goldenen Bänder verbarg, die seine Maske hielten. Sie war vom besten Kostümbildner in Paris nach Pucks Entwurf für ihn gefertigt worden. Sie passte ihm perfekt, denn er hatte sich der Herstellung einer Art Totenmaske unterzogen, damit der Kostümbildner mit dem exakten Modell der Knochenstruktur seines Kunden arbeiten konnte.
    Es war eher eine Dreiviertel- als eine Halbmaske, die sein Gesicht wie angegossen vom Haaransatz bis über Nase und Wangenknochen bedeckte. Die Gestaltung war schlicht: keine Spitze, keine Rüschen, keine Edelsteine oder Federn für Puck. Stattdessen war die Wirkung der Maske – und die war beträchtlich – auf die Bemalung der polierten Oberfläche zurückzuführen.
    Er hatte sich von einem Feuerrad inspirieren lassen. Vom Zentrum des Rads auf dem Nasenrücken gingen einem Windrad ähnlich acht sich wie Tortenstücke verbreiternde Keile in dramatischen Farben aus, alle glatt und aus einem Stück. Aufgemalte goldene Keile zogen sich rechts von seiner Nase und über den unteren Teil der Wange über die rechte Schläfe und die linke Seite der Stirn und vom linken Auge über den Wangenknochen. Vier weitere, Flügeln ähnliche Formen verliefen in umgekehrter Richtung und waren schwarz wie Ebenholz.
    Einzig sein Mund mit den vollen Lippen, sein fein gemeißeltes Kinn und ein Paar belustigt dreinblickende blaugrüne Augen waren unter der Maske und dem wehenden Haar zu sehen.
    Die Wirkung war faszinierend.
    Und er hatte es nicht bei der Maske belassen.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet, einschließlich Weste und den Spitzen an Hals und Handgelenken. Er trug einen weiten, knielangen schwarzen Seidenumhang mit glitzernd goldenem Futter und hielt einen langen Ebenholzstab mit schwarzen Bändern und einem goldenen Schlangenkopf als Knauf in der Hand. Ein taubeneigroßer Rubin, umgeben von Diamanten, bändigte die schwarzseidenen Kaskaden seiner Halsbinde. Den Kopf bedeckte ein flacher, breitkrempiger schwarzer Musketierhut mit einer flauschigen geschwungenen Feder.
    In Paris hatte es einen Aufschrei gegeben, als er das Kostüm zum ersten Mal getragen hatte; allen voran die schöne Lady de Balbec, wie Puck sich mit einem Lächeln erinnerte. Sie hatte ihn angefleht, die Maske nicht abzusetzen, während sie ihn begierig seiner Kleider entledigte, ihn über sich zog und den „maskierten Fremden“ kokett bat, sie nicht zu entehren. Manchmal kamen Frauen auf die merkwürdigsten Ideen, doch gerade deshalb waren sie ja so reizvoll.
    An diesem Tag unterschied er sich – wie in Paris – in einem Ballsaal voller einfallsloser Dominos und Teufel, Könige und Harlekins, Milchmädchen und Narren von allen anderen so drastisch wie der Tag von der Nacht. Er wusste, dass er Aufmerksamkeit erregte. Warum sonst hätte er wohl kommen sollen?
    Als er Baron Henry Sutton und Mr Richard Carstairs sah – Sutton im langweiligen schwarzen Domino mit schwarzer Maske und Carstairs als kompletter Hofnarr von den Schellen am Hut bis hin zu seinen Schuhen –, warf Puck sich eine Seite seines Umhangs über die Schulter, sodass die golden schimmernde Seide zu sehen war, lüftete schwungvoll den Hut und machte vor beiden eine elegante Verbeugung.
    „Gentleman, welche Ehre.“
    „Ja, ja, die Ehre des Bastards“, knurrte der Baron. „Was zum Teufel soll dieser Aufzug darstellen?“
    „Die Sünde, meine Herren“, erklärte Puck gedehnt und ohne zu zögern und zupfte beiläufig die schwarze Spitze an seinen Handgelenken zurecht. „Ich nenne es die Sünde.“
    Dickie Carstairs hob seine Maske und kratzte sich seitlich an der Nase. „Da hat er nicht ganz unrecht, Henry. Sieht nicht gerade wie ein Unschuldsengel aus, oder? Können wir jetzt gehen? Ich bekomme Kopfschmerzen vom Geklimper dieser verdammten Schellen. Oder müssen wir ihn noch jemandem vorstellen?“
    „Das ist bedauerlicherweise der Sinn des Ganzen“, sagte der Baron und ließ den Blick durch den großen Ballsaal schweifen.
    Das tat auch Puck. Es war ein gemieteter Saal, da nicht einmal Lady Fortesque auch nur im Traum daran dachte, ein solches Fest in ihrer Residenz am Portland Square zu veranstalten. Äußerst geschickt hatte sie die Kastenform des Saals mit Hilfe von Wandschirmen und hohen, die Sicht versperrenden Pflanzen aufgelockert und zugleich Rückzugsmöglichkeiten und lauschige Sofas für alle bereitgestellt, die es nach romantischer Liebelei verlangte.
    Diener mit Satyrmasken gingen umher mit Tabletts voller golden

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