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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Parteien die Einzelheiten des Vertrags bekannt sind, und in diesem Fall sind die Einzelheiten nun bekannt.«
    »Aber Crancularn, Kumpel! Kriegt man diese Medizin denn nich irgendwo anders?«
    Jon-Tom schüttelte den Kopf. »Das habe ich Clodsahamp gleich mehrmals gefragt, aber er hat nie nachgegeben. Crancularn ist der einzige Ort, wo man sie bekommen kann.« Er beugte sich über den Tisch und sprach fast zornig weiter. »Hör mal, glaubst du etwa, ich habe Lust, die halbe Welt zu durchqueren, nur um einem alten Knacker seine Pillen zu besorgen? Ich mag Clodsahamp, klar, aber ich muß mein eigenes Leben leben. Jedenfalls das, was davon noch übrig ist. Wenn er abkratzen sollte und mich zurückläßt, bin ich so gut wie tot. Deine Welt ist ja ganz interessant, aber ich will na ch Hause, verdammt! Ich sehne mich nach Westwood am Premierenabend eines Steven Spielberg-Films, und ich sehne mich nach den Buchhandlungen auf dem Hollywood Boulevard und nach dem Strand und nach Schmalzkringeln im Deli und nach chinesischem Essen zum Mitnehmen und...«
    »Schon gut, Kumpel, glaub ich dir ja. Erspar mir deine Erinnerungen! Is also 'n Vertrag, wie? Wengistens lernst du langsam, wie man auf seine Rechte pocht.« Er lächelte und klopfte gegen den Stab.
    Jon-Tom war bestürzt. Er hatte genauso gehandelt, wie es Mudge an seiner Stelle getan hätte. Der Gedanke war mehr als nur ein bißchen widerlich.
    »Dann hältst du deinen Teil der Verpflichtung also ein?«
    »Ja.« Mudge zögerte offensichtlich, »'ab mein Wort gegeben, also muß ich ja wohl. Na ja, ein kurzes, aber glückliches Leben, wie man so sagt. Immer noch besser, als im Bett zu sterben. Jedenfalls allein.«
    »Es gibt keinen Grund, jetzt übers Sterben zu faseln.«
    Jon-Tom nippte an seinem Krug mit kaltem Apfelwein, der vor ihm stand. »Wir gehen nach Crancularn, holen die geforderte Medizin und kommen wieder hierher zurück. Wir machen bloß eine kleine Besorgung.«
    »Stimmt schon, Kumpel, bloß 'ne Besorgung.« Er rülpste verächtlich, zum unverhohlenen Ekel der wohlgekleideten Esser an den Nachbartischen. »Was war das bloß für 'n Tag, als du in diese Lichtung gestolpert bist, wo ich so friedlich am Jagen war! Warum konnste dir nich irgend 'nen anderen armen Teufel aussuchen als den alten Mudge?«
    »Du hattest einfach nur Glück. Und was dein Pech angeht, so ist es noch gar nicht ausgemacht, wer in diesem Spiel der wirkliche Narr ist: du, weil du eingewilligt hast, mitzukommen, oder ich, weil ich es von dir verlangt habe.«
    »Da piekst du mir aber in die Weichteile mit, Kumpel«, sagte Mudge und blickte verletzt, ein Ausdruck, den er bis zur Meisterschaft vervollkommnet hatte.
    »Ist ein Wunder, daß da überhaupt noch was zum Reinpieken übrig ist, nach drei Tagen in diesem Puff! Trink aus, dann suchen wir uns eine Schlafstelle. Ich bin todmüde.«

III
    Es kostete sechs Versuche, bis er Mudge endlich wach bekam. Nach drei Tagen pausenloser Ausschweifung und dem gewaltigen Essen am Vorabend mußte er dem Otter dabei behilflich sein, ins Bad zu gelangen. Er hatte seine Hose verkehrt herum angezogen und die Stiefel vertauscht. Jon-Tom machte ihn zurecht, und gemeinsam arbeiteten sie sich durch Timswitz auf der Suche nach einer Transportmöglichkeit.
    Von einem nervösen Händler, der dringend ein Geschäft abschließen mußte, mieteten sie sich einen niedrigen Holzkarren, der von einer ältlichen Zugechse gezogen wurde. Sie versprachen, den Wagen im Hafen Yarrowl an der Mündung des Tailaroam abzugeben. In Yarrowl müßte es ein leichtes sein, eine Überfahrt auf einem Handelsschiff zu buchen, das über das Glittergeistmeer nach Snarken fuhr.
    Es gelang ihnen, die Stadt ohne Aufsehen zu verlassen und ohne von den argwöhnischen Augen der Madame Lorsha und ihrer Lakaien bemerkt zu werden. Schon bald fuhren sie auf der schmalen Handelsstraße gen Süden. Als sie endlich im Wald waren, entspannte sich Mudge ganz offensichtlich.
    »Sieht so aus, als wären wir der alten Vettel entkommen, Kumpel.«
    Jon-Tom hob die Augenbrauen. »Wir?«
    »Also wirklich, Chef, da es ja wir sind, die diesen kleinen Ausflug unternehmen, und wir, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um 'nem 'albverblödeten alten 'exer zu helfen, isses ja wohl nur gerecht, wenn ich sage, daß wir den Klauen ihrer Schenkel entkommen sind.«
    »Guter Plural, böser Plural, wie?« Jon-Tom zerrte an den Zügeln bei dem Versuch, das uralte dahinkriechende Reptil zu etwas größerer Geschwindigkeit zu bewegen.

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