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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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»Hast wohl recht.«
    »Nett von dir, mir zuzustimmen, Kumpel«, sagte Mudge verschmitzt. »Wie war's denn dann, wenn du mich mal 'nen Blick auf unser Geld werfen ließest?«
    »Ich werde ein Auge auf unsere Reiseausgaben halten, danke. Ich brauche deine Hilfe auf vielerlei Gebieten, aber das Geldzählen gehört nicht dazu, Mudge.«
    »Na schön.« Mudge lehnte sich gegen die harte Lehne der Sitzbank, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und spähte durch die klingelnden Äste zur Morgensonne. »Wenn du mir nich traust, dann geh doch zur 'ölle, Kumpel!«
    »Wenn ich dort ankommen sollte, werde ich wenigstens u n ser Geld vollzählig dabei haben.«
    Zum Mittagessen machten sie unter einem Baum Rast; dessen Blätter waren so groß wie Literkrüge. Mudge packte gedörrtes Schlangenfleisch und Fruchtsaft aus. Der Anblick des Fruchtsafts ließ den Otter schaudern, aber er war intelligent genug zu wissen, daß er es die letzte Woche mit dem Saufen eine Spur übertrieben hatte und daß seine Promillewerte sich nur dann noch steigern ließen, wenn er zugleich bleibende Schäden in Kauf nahm. Er goß sich grimassierend ein Glas ein.
    Irgend etwas glitzerte im Glas, und er warf einen scharfen Blick nach rechts. Nichts. Glockenblätter, die in der spätmorgendlichen Brise Musik aussandten, Flugechsen, die von Ast zu Ast huschten und Jagd auf eine psychedelische Biene machten.
    Und dennoch... Vorsichtig setzte er das Glas neben dem Wagenrad ab. Die Zugechse schlummerte selig an einem sonnigen Fleckchen, den massigen Kopf auf die Vorderbeine gelegt. Jon-Tom lag im Schatten des Baums. Die Welt schien in Ordnung zu sein. Doch das war sie nicht.
    »Bin sofort zurück, Kumpel.« Mudge griff in den hinteren Teil des Wagens. Doch anstelle von Eßbarem und Getränken griff er nach seinem Bogen und dem Köcher. Der Armbrustpfeil, der zwischen den ausgestreckten Händen plötzlieh ins Holz fuhr, ließ ihn innehalten. Langsam zog er sie wieder zurück.
    »Ein weiser Entschluß«, sagte eine Stimme zwischen den Bäumen.
    Jon-Tom fuhr empor. »Wer hat da gesprochen?«
    Er starrte in die Arbeitsenden einer Ansammlung von Hellebarden und Speeren, die von einer unangenehm aussehenden Ansammlung pelziger Angreifer getragen wurden.
    »Meine Schuld«, knurrte Mudge, der auf sich selbst wütend war. »'ab sie kommen 'ören, aber nich rechtzeitig genug reagiert.«
    »Das hätte keinen Unterschied gemacht«, sagte dieselbe Stimme, die schon zuvor gesprochen hatte. »Wir sind sowieso in der Überzahl, und wenn wir auch Befehl haben, euch lebendig abzuliefern, so hat uns doch niemand befohlen, in welcher Verfassung das sein soll.«
    Durch den Kreis der bewaffneten Warmlander trat ein Rüsselbär, beinahe so groß wie Mudge. Seine natürliche schwarze Färbung wurde durch gemalte braune Verzierungen an Schnauze und Schwanz betont. Einer seiner vorderen Nagezähne fehlte, und die anderen langen spitzen Zähne waren gelb gefleckt. Er legte eine Pratze an den Griff eines ziemlich dicken Krummdolchs, der in dem Gürtel an der Hüfte steckte. Der Dolch war auch gefleckt, aber nicht gelb.
    Jon-Tom überlegte rasend schnell. Wie Mudges Bogen lagen auch sein Rammholzstab und seine Duar im Wagen. Wenn er doch nur an sie herankäme... Ja, was dann? Wie der vermutliche Anführer ihrer Gegner schon bemerkt hatte, waren diese zahlenmäßig weit überlegen.
    »Schön. Was wollt ihr von uns?« fragte Mudge. »Wir sind nur ganz 'armlose Reisende, keine lohnende Beute für Diebe.«
    Der Rüsselbär schüttelte den Kopf und blickte sie über die lange Schnauze mit glänzend schwarzen Augen an. »Eure weltlichen Besitztümer interessieren mich nicht, was immer ihr auch haben mögt. Man hat mir den Befehl gegeben, euch einzufangen.«
    »Also 'at Lorsha uns doch noch erwischt«, brummte der Otter.
    »Na ja, die drei Tage waren es wert, dafür zu sterben, 'artest dabei sein sollen, Kumpel.«
    »War ich aber nicht, und aus meiner Sicht waren sie es auch nicht wert, dafür zu sterben.«
    »Beruhigt euch!« sagte der Rüsselbär. »Es hat keiner was von Sterben gesagt. Macht mir keine Schwierigkeiten, dann mache ich euch auch keine.« Er blickte Mudge mit zusammengekniffenen Augen an. »Und was ist das für ein Geplapper über eine sogenannte Lorsha?«
    Mudge wurde aus seinen Erinnerungen heraus gerissen und schnitt dem Rüsselbär eine Grimasse. »Ihr seid also wirklich nich gekommen, um uns zu Madame Lorsha von Timswitz zurückzubringen?«
    »Nein, ich komme aus

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