Der Tag der Dissonanz
Malderpot.«
»Malderpot?« Jon-Tom starrte ihn an. »Große Stadt«, informierte Mudge ihn. »Voller säuerlicher Leute und arm an Vergnügungen.«
»Uns gefällt's!« sagte ein Waschbär und hob eine Hellbarde.
»War nich bös gemeint«, beschwichtigte Mudge ihn. »Wer will uns denn in Malderpot 'aben?«
»Unser Meister Zancresta«, erwiderte der Rüsselbär. »Wer ist denn dieser Zancresta?« fragte Jon-Tom. Die Häscher sahen sie ungläubig an, der Rüsselbär eingeschlossen.
»Soll das heißen, daß ihr noch nie vom Meister der Dunkelheit und dem Manipulator der Geheimen Künste gehört habt?«
Jon-Tom schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein.« Der Rüsselbär wirkte plötzlich verunsichert. »Vielleicht haben wir uns geirrt. Vielleicht sind das gar nicht die Leute, die wir holen sollen. Thile, du durchsuchst mit Alo den Wagen!«
Zwei Mitglieder der Gruppe stürzten sich auf den Wagen, um ihn zu besteigen und die Vorräte mit feiner Mißachtung aller Sorgfalt zu durchwühlen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie Jon-Toms Stab und seine Duar gefunden hatten, und Thile hielt sie triumphierend empor.
»Es ist tatsächlich der Bannsänger«, sagte der Bisam.
»Paß gut auf das Instrument auf, dann wird er uns nichts tun!«
riet der Rüsselbär seinen Leuten.
»Ich habe sowieso nicht vor, euch irgend etwas zu tun«, sagte Jon-Tom. »Was will euer Zancresta von uns?«
»Nichts Gutes. Darauf kannst du dich verlassen, Kumpel«, meinte Mudge.
»Also hat wenigstens einer von euch schon mal von unserem Meister gehört.«
»Ja, 'ab ich, aber das schmeichelt seinem Ruf nich gerade.« Er wandte sich zu Jon-Tom. »Dieser Zancresta is nich nur der Chef'exer der Stadt Malderpot, sondern auch von 'nem großen Teil der nördlichen Glockenwälder. Es is so: Jedes Dorf und jede Stadt haben 'n eigenen 'exer oder Zauberer oder 'ne 'exe, und jeder von denen behauptet, er war besser als seine Kollegen, was die Kunst der Zauberei angeht.«
»Zancresta ist tatsäc h li c h der Beste«, sagte der Rüsselbär. »Er ist der Meister.«
»Darüber will ich mich nich mit dir streiten«, meinte Mudge.
»'exerdiskussionen und 'exerrangordnungen interessieren mich nich die Bohne, auch wenn ich ständig von denen aufs Kreuz gelegt werde.
Wenn ihr diesen Bannsänger 'ölen wolltet, dann schnappt ihn euch und laßt mich ge'en. Ich bin nur 'n armer Reisender, der sein Bestes versucht, die windigen Straßen des Lebens 'eil zu durchwandern, und ich 'abe schon genug Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, ohne mich auch noch um die Probleme der Welt zu kümmern.«
»Das könnte zwar stimmen«, sagte der Rüsselbär und musterte ihn unschmeichelhaft, »aber ich habe nun mal meine Anweisungen. Und die besagen, daß ich den Bannsänger holen soll, der unter dem Namen Jon-Tom bekannt ist, und alle, die mit ihm reisen. Du wirst Gelegenheit bekommen, dem Meister deinen Fall darzulegen. Vielleicht läßt er dich ja laufen.«
»Und wenn nich?«
Der Rüsselbär zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht mein Problem.«
»Du ‘ast gut reden«, brummte Mudge. Mit Speeren wurden Jon-Tom und Mudge wieder in den Wagen getrieben, wo sie mit hinter dem Rücken gefesselten Händen Platz nahmen. Zwei der Gefolgsleute des Rüsselbärs nahmen die Zügel, und so schritt die kleine Prozession nach Norden zurück, etwas westlich von Timswitz, gleichzeitig aber auch in die entgegengesetzte Richtung von Lynchbany und dem Fluß Tailaroam.
»Dieser Zancresta 'at 'n schlechten Ruf, Kumpel«, flüsterte Mudge seinem Gefährten zu. »Nich daß ich seine Fä'igkeiten in Frage stellen will. Wie man so 'ört, is er kein schlechter 'exer, aber skrupellos wie der Teufel. Betrügt mit seinen Zaubern und gibt nur ungenügend wieder raus, wenn's um Beschwörungen geht, aber er is zu mächtig, als daß jemand sich gegen ihn stellen würde. Ich selbst 'ab noch nie mit ihm zu tun ge'abt, und ich mach auch 'n weiten Bogen um die Leute aus Malderpot. Wie gesagt, 'aben keinen Sinn fürs Vergnügen.«
»Nach allem, was du mir über ihren Oberhexer erzählst, kann ich das gut verstehen.«
»Stimmt.« Mudge zeigte mit einem Nicken an den Wagenlenkern vorbei. »Is ganz klar, daß dieser Ringelschwanz da keinen blassen Schimmer 'at, was sein Meister mit uns vor'at. Das könnten wir vielleicht zu unserem Vorteil ausnutzen. Müssen diesem charmanten 'aufen von 'alsabschneidern also irgendwie entkommen, bevor die uns Zancresta persönlich vorführen, 'ab nämlich das
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