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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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einer Schleife umwickelten Schachtel Schokolade. Vergnügt sah er ihr beim Essen zu. Und schließlich wollte er sehen, wie sie die Schokoladenschachtel öffnete. Darin befand sich ein Ring mit zwei Smaragden, die um einen Diamanten mit Smaragdschliff angeordnet waren.
    Plötzlich wurde sie hier in diesem Waisenhaus von dem Gefühl des Verlusts erfasst wie von einem unsichtbaren, unerträglichen Druck, der sie in die Mangel nahm und das Zimmer bedrohlich wirken ließ wie den Keller im Schlachthaus.
    Ein Blitz blendete sie, über ihr krachte ein Donner.
    Mattie zuckte zusammen. Sie musste hier raus, musste zurück zum Wagen und nach Hause zu Niklas. Sie rannte los, raus in den Flur und zur Treppe. Und blieb wie erstarrt stehen.
    Im Schatten am Fuß der Treppe stand ein Mann in langem schwarzen Regenmantel mit Kapuze. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Doch er zielte mit einer zweiläufigen Schrotflinte auf sie.

55
    »W er sind Sie?«, brummte der Mann mit der Schrotflinte. »U nd was, in Gottes Namen, treiben Sie hier?«
    Mattie bekam kein Wort heraus. Er zuckte mit der Waffe in ihre Richtung. »I ch habe gefragt…«
    Sie führte ihre Hand zur Manteltasche.
    »G anz langsam«, drohte der Mann.
    »I ch will… meine Dienstmarke und… meinen Ausweis rausholen«, stotterte sie.
    Er hob den Blick vom Lauf seiner Waffe. »S ind Sie von der Polizei?«
    »I ch arbeite für Private. Private Berlin.« Sie zeigte ihm die Marke.
    Er bedeutete ihr, die Treppe herunterzukommen.
    »Ä h, die Waffe«, sagte sie. »D ie macht mich nervös.«
    Er senkte das Gewehr und zog sich die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam das hagere Gesicht eines Mannes Ende dreißig. »I ch habe den Wagen gesehen, als ich mit dem Pflügen fertig war. Sie dürfen nicht hier rein. Nächsten Monat wird alles abgerissen.«
    »T ut mir leid«, entschuldigte sich Mattie, als sie wieder klarer denken konnte und die Treppe hinunterging. »D as hier war ein Waisenhaus. Ein… ein enger Freund von mir hat hier gelebt.«
    »E ine Menge Menschen haben hier gelebt. Und vielen hat es nicht gefallen, soweit ich gehört habe.«
    Sie streckte ihre Hand aus. »M attie Engel.«
    »D irk Eberhardt«, stellte er sich vor, ohne ihre Hand zu nehmen. »S ie sollten gehen, Frau Engel. Dieser Ort ist gefährlich. Die Dielen sind alle verrottet. Sie könnten irgendwo einkrachen und sich ein Bein brechen. Oder das Genick.«
    »M ein Freund ist… tot. Ermordet«, erklärte Mattie. »E r war mehr als mein Freund. Er war mein Verlobter, und ich versuche nur, seine Kindheit zu verstehen.«
    Dirk Eberhardt sah sie emotionslos an. »E s tut mir leid wegen Ihres Verlusts, aber hier werden Sie nichts herausfinden. Dieses Haus steht seit zwanzig Jahren leer. Plünderer haben das meiste rausgeholt. Die Regierung hat ewig gebraucht, um einen Käufer zu finden. Jetzt bekommt es ein Ökostromunternehmen.«
    »H abe ich gehört. Glühbirnen.«
    Dirk Eberhardt drehte sich ohne weiteren Kommentar um und ging die Treppe nach unten.
    Mattie eilte ihm hinterher. »D ie Unterlagen zum Waisenhaus 44 im Bundesarchiv sind… sind unvollständig.« Dirk Eberhardt erwiderte nichts auf dem Weg zum Ausgang. »I ch hatte gehofft, jemanden zu finden, der was über das Waisenhaus weiß«, rief sie ihm hinterher. »J emanden, der vielleicht Chris gekannt hat.«
    Dirk Eberhardt trat durch die Eingangstür. Der Regen hatte nachgelassen, das Gewitter war nach Osten weitergezogen. »I ch muss weiterarbeiten«, wollte Dirk Eberhardt sie abwimmeln.
    Mattie folgte ihm. »T ut mir leid. Ich hatte gehofft…« Sie begann zu weinen. Dirk Eberhardt drehte sich mit undurchdringlichem Gesicht zu ihr um. »I ch will doch nur verstehen… warum er starb, wer er war und was in diesem Haus passiert ist.« Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ihres Regenmantels fort. »E s tut mir leid«, wiederholte sie. »I ch werde verschwinden. Tut mir leid, dass ich Sie gestört und von Ihrer Arbeit abgehalten habe.« Sie wirbelte herum und ging ein Stück die überwucherte Einfahrt Richtung Straße hinunter.
    »H enriette Ladwig«, sagte Dirk Eberhardt. »S ie wohnt in einem Pflegeheim in Halle.«
    Mattie blieb stehen und sah ihn verwirrt an. »W er ist das?«
    »D ie Cousine zweiten Grades meines Vaters. Sie hat das Waisenhaus zweiundzwanzig Jahre geleitet.«

56
    Fünfunddreißig Minuten später klopfte Mattie an eine Tür und betrat ein Zimmer, das nach Alter, Krankheit und Desinfektionsmittel mit Zitrusduft stank.
    Henriette

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