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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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erzählen müssen.
    Liebe Grüße
Cassie
     
     
    Cassie,
wenn Du nicht endlich aufhörst, mir zu schreiben, komme ic h
    bei Dir vorbei und reiße Dir die Augen raus.
    Matthew
     
     
    Lieber Matthew,
also, meine Augen sind echt gut. Das ist jedenfalls eine Sache, die ich Dir über mich erzählen kann. Ich kann wirklich gut sehen & manchmal, wenn Mum nachts Auto fährt, ist sie blind wie ein Maulwurf. Dann muss ich ihr sagen, wo die Straße ist. Und die Kurven. In der ersten Klasse musste ich eine Brille tragen, zusammen mit einem Augenpflaster. Dadurch wurde meine Sehschärfe korrigiert und seitdem kann ich, wie schon gesagt, super sehen. Em, Lyd und ich schwänzen ziemlich oft – das ist das Zweite, was ich Dir von mir erzählen will. Manchmal schleichen wir uns auf den Dachboden unserer Schule, den keiner kennt, weil niemand je danach gesucht hat. Aber es gibt ihn, und man kann durch eine Luke hinaufklettern und da oben rumhängen und kiffen oder sich einfach unterhalten. Wo wir noch gerne hingehen, ist das Studio von Lyds Mum. Lyds Mum ist nie da – sie sagt, das sei schließlich Sinn und Zweck davon, die Besitzerin zu sein – , son dern liegt lieber zu Hause auf dem Sofa und schaut sich Seifenopern an. Sie ist ein ehemaliger Fernsehstar, deshalb schaut sie so gerne fern. Außerdem gehen wir leidenschaftlich gern ins Kino. Zurzeit gucken wir uns jeden Donnerstag nach der Mittagspause einen Film an und die Doppelstunde Mathe muss ohne uns stattfinden. Letztes Jahr haben wir wegen des Schwänzens ziemlich Ärger bekommen und sind deshalb sehr vorsichtig geworden. Wir vermeiden es beispielsweise, den Physikunterricht ausfallen zu lassen und das liegt an einem Vorfall, von dem ich Dir erzählen möchte. Das war so: In der siebten Klasse hatten wir eine Physiklehrerin namens Ms Ralph. Sie kam direkt von der Uni, dann sind sie immer noch total übermotiviert, weißt Du, dann wollen sie, dass alle Schüler sie lieben, und probieren noch, sich mit Hilfe alternativer Lehr methoden durchzusetzen. Sie hieß, wie schon gesagt, Ms Ralph. Und sie stand von vornherein auf verlorenem Posten oder wie man das nennt. Die Halbjahresklausuren standen vor der Tür und alle benahmen sich so richtig daneben und laberten Blödsinn wie, der Mond wä re von Kaulquappen bewohnt, die Kohlendioxid produzierten und anderen Schwachsinn. Ms Ralph geriet in Panik, weil sie dachte, wir würden alle durchfallen. So kam es schließlich auch, aber das lag nicht an ihr. Also hat sie uns in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe in der Mittagspause zu einer Lernsitzung verdonnert. Alle waren stinksauer, weil sie in der Mittagspause Physik pauken sollten, aber Ms Ralph sagte, es wäre wie eine kleine Party und wir würden plaudern und Spaß haben und bitte, bitte kommt, sonst fallt ihr alle durch. Unsere Pausensitzung war die erste und die Gruppe bestand aus mir, Emily, Lydia und diesem Typ Vincent. Aber an dem Tag hatten wir vorher Geschichte und weil wir danach gar nicht mehr aufhören konnten zu gähnen, marschierten wir nach der Geschichtsstunde einfach durch das Wäldchen zum Bahnhof. Als sich die Zugtüren schlossen, fiel Lydia unsere Lerngruppe wieder ein und sie sagte, vielleicht sollten wir doch lieber zurückgehen. Aber Em und ich erwiderten, auf keinen Fall; schließlich hätten wir schon unsere Fahrkarten bezahlt. Also gingen wir ins Kino und kamen wie immer genau rechtzeitig zur letzten Anwesenheitskontrolle zurück in die Schule. Da hörte ich zufällig, wie einige Schüler über Ms Ralph lachten, weil sie an diesem Tag in der Mittagspause ganz alleine im Physiklabor gesessen hatte, umgeben von Pizzen, Kekspackungen und Coladosen. Ich fragte: »Was ist mit Vincent, war der nicht da?« Sie sagten: »Vincent? Der hat doch Windpocken, und zwar am ganzen Körper, sogar auf der Kopfhaut und an seinen Ge schlechtsteilen.« Und dann dachten wir drei alle: Oh nein, die arme Ms Ralph. Lyd sagte: »Ich habe ja gesagt, wir sollen zurückgehen. Wisst ihr noch?« Em und ich wurden sauer und meinten, sie hätte nicht gerade ernsthaft versucht, uns zu überreden, woraufhin sie behauptete, hätte sie wohl. Und ich fragte, woher wir denn hätten wissen sollen, dass Vincent krank sei, und Em sagte, sie hätte gewusst, dass er Windpocken habe, aber sie hätte es ver gessen. Dann waren Lyd und ich böse auf Em, weil sie uns das mit Vincent nicht gesagt hatte, und Lyd war böse auf Em und mich, weil wir nicht auf sie gehört hatten, und Em und ich waren böse

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