Der Tanz Der Klingen
Glockmann, und die Welt verschwamm hinter Tränen.
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Ringwald fand die Feldheilstation der Bruderschaft höchst beeindruckend, nicht zuletzt, weil Bannerherr Schwartz einfach aufs Geradewohl die nächstbesten sieben Männer zusammenzurufen schien, ganz so, als wäre jeder Ritter ein fachkundiger Beschwörer. Binnen weniger Minuten errichteten sie ein Zelt und legten mit Segeltuchstreifen ein kleines Oktogramm aus. Danach sangen die acht Männer die Beschwörung aus dem Gedächtnis. Das Vamky-Ritual musste für schwere Wunden gedacht sein, dennoch verbannte es auch Kratzer und Abschürfungen ebenso gut wie jenes in Eisenburg. Außerdem verteilten die Brüder Fußriemen, die verzaubert waren, um Erschöpfung hinauszuzögern. Den beiden Frauen hauchten die Riemen sichtlich Leben ein. Ringwald hingegen bescherte der seine so heftige Krämpfe, dass er ihn abnehmen und ohne auskommen musste – anscheinend widerstrebte der Zauber seiner Bindung ebenso wie Schlaf und Wein. Ungeachtet dessen hielt ihn eine Woge der Erregung mühelos auf den Beinen.
Ein weiterer Genuss waren frische, saubere Kleider. Als der Seneschall Gewänder hervorkramte, die seinem ältesten Sohn gehörten und sich als beinahe passend erwiesen, ließen sich sogar die unweigerlich folgenden Witze über Bohnenstangen überhören.
Dennoch konnte keine dieser Freuden einer ordentlichen Mahlzeit das Wasser reichen. Und als die Frauen des Zurechtzupfens und Herausputzens endlich überdrüssig wurden und sich in den Speisesaal begaben, stellten sie fest, dass Max Priboi ein ebenso erlesenes Festmahl wie jenes am Vorabend mit Graf János vorbereitet hatte, das mittlerweile ein langes Leben zurückzuliegen schien. Ringwald verdrückte ein Dutzend Schnitzel und sechs würzige Würste, bevor er daran ging, den Rest seines Mahls zu planen.
Probst Volpe hatte ausrichten lassen, dass sie ohne ihn anfangen sollten, weshalb nur die Herzogin und die drei Überlebenden aus Chivial um den Tisch Platz nahmen. Johanna schickte die Diener hinaus, damit sie ungestört waren. Danach hielt sie eine kurze Gedenkrede für Raunzer. Trudy fasste das Abenteuer mit den Schattenherren und den Tod des Herzogs für Glockmann zusammen, der seinerseits von den Erlebnissen bei der Befreiung Fürst Volpes berichtete. Offensichtlich ließ er einiges aus, doch man merkte ihm eine beginnende, schwere Erkältung an, weshalb er so wenig wie möglich sprach.
Ringwald war zu beschäftigt zum Reden, was nicht allein auf Gier zurückzuführen war. Zeit zum Essen und Frischmachen würde von nun an kostbar sein, denn eine einzelne Klinge war jeden Augenblick jeden Tages im Dienst. Ohne Raunzer, mit dem er die Bürde teilen konnte, würde das Leben wesentlich härter sein.
Niemand erging sich in Mutmaßungen darüber, was als Nächstes geschehen würde, abgesehen davon, dass Glockmann Fürst Volpes Versprechen wiederholte, noch vor Einbruch der Dunkelheit für Johannas Wiedersehen mit ihrem Sohn zu sorgen. Nur Volpe selbst wusste, was sich sonst noch ereignen würde. Er verkörperte nunmehr den alleinigen Herrscher über die Vamky-Bruderschaft und außerdem das Oberhaupt der Herzogsfamilie, bis Frederik die Volljährigkeit erlangte. Er besaß alle Macht in Krupina.
In dem Augenblick, in dem der Probst den Raum betrat, beherrschte er ihn, so wie er jeden Raum beherrschen würde, den er je betreten sollte. Er war ein großer, kraftstrotzender Mann mit einem überaus beunruhigenden, eindringlichen Blick. Erleichtert stellte Ringwald fest, dass der vormals gemeine Onkel sich von seiner besten Seite präsentierte, indem er sich vor Johanna verbeugte und um ihre Erlaubnis ersuchte, bevor er sich der Gesellschaft anschloss. Er versuchte sogar einen derben Witz über die Kerkerkost, doch er aß zurückhaltend und verdünnte sein Bier. Da er weitere Einzelheiten über die Schattenherren und die Todesfälle der Nacht zu erfahren wünschte, musste die gesamte Geschichte erneut erzählt werden. Nachdem sie zu Ende war, steckte er sein Messer zurück in den Gürtel und schob den Stuhl vom Tisch zurück.
Er bedachte Johanna mit einem Lächeln, dass sich Ringwald die Nackenhaare sträubten, obwohl es augenscheinlich gut gemeint war. »Sind Eure Hoheit bereit, jetzt nach Krupa zu reisen, um unserem neuen, kleinen Großherzog die Gefolgstreue zu schwören?«
»Und wenn ich kriechen muss!«
»Das wird nicht nötig sein. Ihr könnt nach Belieben
reiten oder in der Kutsche fahren. So oder so solltet Ihr in Krupa
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