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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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genommen? Oder hatte er sie an Rubin ausgeliefert? War sie
überhaupt noch am Leben?
»Was werdet Ihr nun tun, Herr?«, erkundigte Glockmann sich.
Abermals musterte Volpe ihn und ließ sich Zeit, um
sich die Worte zurechtzulegen. »Ich weiß es nicht. Auf
jeden Fall setze ich meinen Neffen ab. Höchstwahrscheinlich lasse ich ihn für wahnsinnig erklären. Vielleicht auch hinrichten. Möglicherweise rufe ich Frederik zum Herzog und mich zum Regenten aus.« Wieder dieses unheilverkündende Lächeln. »Und ganz bestimmt will ich herausfinden, was Ihr im Schilde führt, Herr Glockmann.«
    Johanna und Trudy hatten eine Nische nahe des Fußes der Treppe gefunden und kauerten darin eng umschlugen, um sich trotz ihrer nassen Kleider warm zu halten. Sie versuchten, sich nicht zu rühren und nicht zu zittern. Und warteten auf Ringwald.
    Licht kroch in die Feste, ein neuer Tag brach an. Es würde ein ungemein seltsamer Tag werden. Johanna war nun eine Witwe. Sie hatte mitangesehen, wie ihr Gemahl von einem der Schattenherren getötet worden war, die sein eigenes böses Treiben geschaffen hatte. Auch Volpe war tot. Frederik, so er noch lebte, war nunmehr Großherzog, aber wer sollte die nächsten fünfzehn Jahre über Krupina herrschen? Jedenfalls nicht die Tochter von Erich von Schale – nicht, wenn der Adel dabei ein Wörtchen mitzureden hatte. Sie könnte sich schon glücklich wähnen, wenn man ihr überhaupt Zugang zu ihrem Sohn gewährte. Wo steckte Glockmann? Wer war der Gefangene, den zu retten er losgezogen war, wenn es sich offenkundig nicht um Rubin handelte? Unweigerlich schlichen sich Zweifel ein. Rubin, wie er mitten in einer stürmischen Nacht eine verwunschene Ruine besuchte, das schien eine den Verstand übersteigende Unwahrscheinlichkeit. Hatte er tatsächlich das zwanghafte Bedürfnis verspürt, den Tod seiner Gemahlin zu bezeugen, um Gewissheit zu haben, dass sie endgültig aus dem Leben geschieden war? Mühevoll überwand sie sich zu glauben, dass es Rubin gewesen sein musste. Volpe hätte jedenfalls nicht versucht, mit einem Stuhl gegen eine Klinge zu kämpfen. Hatte Frederik noch Blutsverwandte? Jener Vetter in Blanburg? Er oder König Athelgar wären der neue Herzog, falls Frederik tot war.
    Irgendwann inmitten ihrer sorgenvollen Gedanken glitt sie in den Schlaf, ungeachtet der Kälte, des Hungers und der Schmerzen ihrer zahllosen Schnitte und Abschürfungen. Sir Ringwald hatte sich ja als schöner Beschützer erwiesen …
    »Zeit, sich zu erheben und zu strahlen«, sagte Trudy. »Den Teil mit dem Strahlen möchte ich unbedingt sehen.«
    Ruckartig und verwirrt erwachte Johanna. »Was?« »Sie sind da.«
Der Himmel lugte blau zwischen den Wolkenfetzen
    hervor. Nur ein paar Schritte von ihr entfernt legten drei Männer eine Leiter über eine Kluft, während andere sie in der Ferne beobachteten – Vamky-Brüder und Ringwald, der zerlumpt, blutig und vor Erschöpfung kalkweiß war.
    Bei Johannas ersten, mühevollen Bewegungen musste sie unwillkürlich heftig schaudern. Ringwald legte ein Brett auf die Leiter, trug ein weiteres zur Mitte, ließ sich von einem seiner Helfer ein drittes reichen und hatte so binnen weniger Augenblicke eine Brücke gebaut. Er stieg darüber und verneigte sich kurz vor seinem Mündel. Dann zog er Trudy in etwas, das als leidenschaftliche Umarmung begann und sich alsbald in einen Sturm aus Aaah! und Autsch! und glückliches Gelächter verwandelte – glücklich, weil Schmerz ein Zeichen von Leben ist. Die Toten spüren nichts.
    Einer der Ritter hielt das ferne Ende der knarrenden, stöhnenden Brücke fest, während die anderen Ringwald darüber folgten. Der Ritter salutierte vor Johanna.
    »Königliche Hoheit, ich bin Bannerherr Helmut Schwartz und wurde geschickt, Euch aus dieser Wildnis zu helfen. Mir wurde aufgetragen, Euch das tiefempfundene Mitgefühl des Ordens zu Eurem …«
    Sie nickte, ehe er den Satz beenden konnte. »Wer hat den Befehl?«
Seine Augenbrauen hoben sich bis zur Helmkrempe. »Abt Minhea hat persönlich den Befehl übernommen.« Sein Blick wanderte über ihre zerrissenen, blutbefleckten Kleider. »Wenn Ihr mit uns kommt, sorgen wir dafür, dass man Euch anständig versorgt, Euer Gnaden. Wir können umgehend eine Feldbeschwörungsstelle errichten, um Eure Verletzungen zu behandeln. Ihr könnt schon einmal überlegen, was Ihr zum Frühstück haben möchtet.« Für einen Mann, dem es nur in Notfällen gestattet war, mit Frauen zu sprechen, wusste er sich

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