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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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heilen und gleichzeitig für Eli Lilly arbeiten.
    Ich habe dem Humoristen Paul Krassner dafür zu danken, daß er auf einen großen Unterschied zwischen George W. Bush und Hitler hinwies: Hitler wurde
gewählt.
    Ich habe vorhin meinen einzigen Sohn Mark Vonnegut erwähnt. Wissen Sie noch? Über chinesische Frauen und die Harvard Medical School? Also, er ist nicht nur Kinderarzt
in der Gegend von Boston, sondern auch noch Maler und Saxophonist und Schriftsteller. Er hat ein schweinemäßig gutes Buch namens The Eden Express geschrieben. Da geht es darum, wie er mal ausgeflippt ist, Gummizelle-samt-Zwangsjacke-Zeug. Auf dem College war er in der Ringermannschaft. Ein echter Irrer!
    In seinem Buch berichtet er, wie er sich mählich so weit erholte, daß er an der Harvard Medical School seinen Abschluß machen konnte. The Eden
Express von Mark Vonnegut.
    Aber leihen Sie es sich nicht aus. Um Gottes willen, kaufen Sie es!
    Ich betrachte jeden, der ein Buch ausleiht, aktiv wie passiv, anstatt es zu kaufen, als twerp . Als ich vor einer Million Jahren an der
Shortridge High School war, wurde ein Twerp als ein Typ definiert, der sich einen Satz falsche Zähne in den Hintern steckte und die Knöpfe auf den Rücksitzen von Taxis
abbiß.
    Aber ich beeile mich hinzuzufügen, falls heute abend hier ein leicht zu beeinflussender junger Mensch, der nichts mit sich anzufangen weiß und aus einer
zerrütteten Familie stammt, beschließen sollte, es morgen auf gut Glück damit zu versuchen, ein Twerp zu sein, daß es auf den Rücksitzen von Taxis keine Knöpfe mehr
gibt. Die Zeiten ändern sich!
    Ich habe Mark vor einiger Zeit gefragt, worum es im Leben überhaupt geht, weil ich nicht den geringsten Anhaltspunkt hatte. Er sagte: »Dad, wir sind hier, um
einander dabei zu helfen, diese Sache durchzustehen, was sie auch sein mag.«
    »Was sie auch sein mag.« Nicht schlecht. Ist, glaube ich, gekauft.
    Und wie sollten wir uns während dieser Apokalypse verhalten? Wir sollten ungewöhnlich nett zueinander sein, gewiß. Aber wir sollten auch damit aufhören, so
ernsthaft zu sein. Witze sind sehr hilfreich. Und schaffen Sie sich einen Hund an, wenn Sie noch keinen haben.
    Ich habe mir auch gerade einen angeschafft, und er ist eine neue Kreuzung. Er ist halb Pudel und halb chinesischer Shih-Tzu.
    Er ist ein Shit-poo.
    Und ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, und dann bin ich auch schon weg.

WEHKLAGEN SOLL AUF ALLEN STRASSEN SEIN
    E s war eine Routinerede, die wir am ersten Tag unserer Grundausbildung hörten, von einem drahtigen kleinen Leutnant
gehalten: »Männer, bisher seid ihr gute, saubere amerikanische Jungs mit einer amerikanischen Vorliebe für sportliches Verhalten und Fairneß gewesen. Wir sind hier, um das zu
ändern. Unser Job ist es, aus euch die gemeinste, dreckigste Bande von Totschlägern in der Geschichte der Welt zu machen. Von jetzt an könnt ihr die Boxregeln des Marquis von
Queensberry und alle anderen Regelwerke vergessen. Alles und jedes ist erlaubt. Schlagt nie einen Mann über der Gürtellinie, wenn ihr ihn unter die Gürtellinie treten könnt. Der
Schweinehund soll schreien. Bringt ihn um, egal, wie. Umbringen, umbringen, umbringen, versteht ihr?«
    Seine Ansprache wurde mit nervösem Gelächter und allgemeiner Zustimmung begrüßt. »Haben Hitler und Tojo nicht gesagt, die Amerikaner wären eine Bande von
Weicheiern? Ha! Das werden sie ja merken.« Und natürlich merkten Deutschland und Japan es: eine hartgemachte Demokratie spie eine siedend heiße Wut, die unaufhaltsam war. Es war
ein Krieg der Vernunft gegen die Barbarei, angeblich, und es ging um so hohe Ideale, daß die meisten unserer fieberhaften Kämpfer keine Ahnung hatten, warum sie
kämpften –, außer daß der Feind eine Bande von Schweinehunden war. Eine neue Sorte von Krieg, und jede Art der Zerstörung, des Tötens war genehmigt. Die
Deutschen fragten schon mal: »Warum kämpft ihr Amerikaner gegen uns?« – »Weiß ich nicht, aber auf jeden Fall hauen wir euch ordentlich die Hucke voll«,
lautete die Standardantwort.
    Viele Menschen fanden Geschmack an der Idee des totalen Krieges: das klang so modern und hielt mit unserer aufsehenerregenden Technologie Schritt. Für sie war es wie ein Footballspiel:
»Packt sie, packt sie, packt sie und zerhackt sie ...« Drei Kleinstadtladenbesitzersfrauen, mollig und in mittleren Jahren, nahmen mich mit, als ich per Anhalter von Camp Atterbury
aus nach Hause fuhr. »Haben Sie schon

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