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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich in seinen Sessel fallen. Mit einem Finger drehte er Kolos Tagebuch langsam auf dem Tisch und biß dabei die Zähne aufeinander. Kahlan hätte sterben können, während er unterwegs war und nach irgendwelchen Bäumen gesucht hatte. Kahlan hätte sterben können, während die Menschen, von denen er glaubte, daß sie sie beschützten, ihre eigenen Pläne verfolgten.
    Ihm schauderte bei der Vorstellung, was die zusätzliche Magie, der zusätzliche Zorn seines Schwertes anrichten würde, wenn er es in diesem Augenblick blankzöge. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ohne das Schwert in der Hand so wütend gewesen zu sein. Er konnte sich den Zorn der Magie des Schwertes zusätzlich zu seinem eigenen nicht vorstellen.
    Die Worte aus der Prophezeiung auf der Felswand in der Grube gingen ihm in ihrer gespenstischen höhnischen Endgültigkeit immer wieder durch den Kopf.
    Ein leises Klopfen ließ die hundertste geflüsterte Wiederholung der Prophezeiung in seinem Kopf verstummen.
    Es klopfte. Er wußte, wer es war.
    »Kommt herein, Cara.«
    Die hochgewachsene, blonde Mord-Sith schlüpfte durch die Tür und drückte sie mit dem Rücken zu. Sie hielt den Kopf gesenkt und sah so elend aus, wie er sie noch nie gesehen hatte.
    »Kann ich Euch sprechen, Lord Rahl?«
    »Warum tragt Ihr Euer rotes Leder?«
    Sie schluckte, bevor sie antwortete. »Das ist eine … Mord-SithAngelegenheit.«
    Er fragte nicht nach einer Erklärung. Im Grunde war es ihm egal. Sie war es, auf die er gewartet hatte. Sie war es, um die sein ganzer Zorn kreiste.
    »Verstehe. Was wollt Ihr?«
    Cara näherte sich dem Tisch und stand mit hängenden Schultern da. Um den Kopf trug sie eine Bandage. Man hatte ihm jedoch berichtet, die Verletzung sei nicht ernst. An den roten Rändern um ihre Augen war deutlich zu erkennen, daß sie in der letzten Nacht nicht geschlafen hatte. »Wie geht es der Mutter Konfessor heute morgen?«
    »Als ich sie verließ, ruhte sie sich gerade aus. Sie wird sich wieder erholen. Ihre Verletzungen waren nicht ernsthaft, nicht so ernsthaft, wie sie leicht hätten sein können. Wenn man bedenkt, was passiert ist, kann sie von Glück reden, daß sie noch lebt. Wenn man bedenkt, daß sie überhaupt erst gar nicht hinunter zu Marlin hätte gehen dürfen, wenn man bedenkt, daß ich Euch ausdrücklich gesagt habe, niemand von Euch solle die Grube betreten.«
    Cara schloß die Augen. »Es war allein mein Fehler, Lord Rahl. Ich war es, die sie dazu überredet hat. Ich wollte Marlin verhören. Sie hat versucht, mich davon abzuhalten. Sie kam nur mit, um darauf zu achten, daß ich ihn in Frieden lasse, wie Ihr es befohlen hattet.«
    Wäre Richard nicht so wütend gewesen, hätte er womöglich gelacht. Selbst wenn Kahlan ihm die Wahrheit nicht gestanden hätte, so kannte er Cara gut genug, um ihre Beichte als pure Erfindung abzutun. Er wußte zudem auch, daß Cara sich nicht besonders angestrengt hatte, um Kahlan von dem Meuchelmörder fernzuhalten.
    »Ich dachte, ich hätte ihn unter Kontrolle. Ich habe einen Fehler gemacht.«
    Richard beugte sich nach vorne. »Hatte ich Euch nicht ausdrücklich gesagt, daß ich nicht will, daß eine von Euch dort runtergeht?«
    Ihre Schultern bebten, als sie gesenkten Kopfes nickte.
    »Ja, Lord Rahl.«
    »War Euch in irgendeiner Weise unklar, wie ich das meinte?«
    »Nein, Lord Rahl.«
    Richard lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Das war der Fehler, Cara. Versteht Ihr das? Nicht, daß Ihr keine Kontrolle über ihn hattet – das überstieg Eure Fähigkeiten. Dort hinabzusteigen war eine Entscheidung, die Ihr selbst getroffen habt. Darin bestand Euer Fehler.
    Ich liebe Kahlan mehr als alles andere auf dieser oder irgendeiner anderen Welt. Nichts ist mir so wertvoll. Ich habe darauf vertraut, daß Ihr sie beschützt, daß Ihr für ihre Sicherheit sorgt.«
    Das Licht, das durch das Scherengitter drang, spielte in Tupfern über ihre rote Lederkleidung – wie Sonnenschein, der durch ein Blätterdach fällt.
    »Lord Rahl«, sagte sie kleinlaut, »ich bin mir über das Ausmaß meines Fehlers und seine Bedeutung vollkommen im klaren.
    Lord Rahl, würdet Ihr mir eine Bitte gewähren?«
    »Die wäre?«
    Sie fiel auf die Knie und beugte sich flehend nach vorn. Sie nahm ihren Strafer und hielt ihn in beiden Händen.
    »Darf ich die Art meiner Hinrichtung wählen?«
    »Was?«
    »Eine Mord-Sith trägt bei ihrer Hinrichtung stets ihre rote Lederkleidung. Hat sie bis dahin ehrenhaft gedient, erhält sie die Erlaubnis,

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