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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Na ja. Wie hat das Götzenbild ausgesehen?«
    » Es ist an vielen Stellen beschrieben worden, auch in den beiden umfassendsten Werken über die Eroberung Perus, Jérez’ Verdadera relación und de la Vegas Wahrhaftige Kommentare zum Reich der Inka . Aber die Beschreibungen weichen voneinander ab. Einige sagen, es sei etwa einen halben Meter hoch gewesen, andere hingegen sprechen von nur fünfzehn Zentimetern; einige sagen, es sei wunderschön geschnitzt und glatt, andere, es habe raue, scharfe Kanten gehabt. Ein Zug ist jedoch allen Beschreibungen des Götzenbildes gemeinsam – der ›Geist des Volkes‹ hatte die Gestalt des Kopfes eines knurrenden Jaguars.«
    Chambers beugte sich in seinem Sitz vor. » Von dem Augenblick an, da er von diesem Götzenbild gehört hatte, wollte Hernando Pizarro es besitzen. Und dies umso mehr, nachdem die Wächter am Schrein des Götzenbildes in Pachacámac es ihm vor der Nase weggestohlen haben. Sehen Sie, Hernando Pizarro war möglicherweise der grausamste aller Pizarro-Brüder, die nach Peru gekommen sind. Ich könnte mir vorstellen, dass wir ihn heutzutage einen Psychopathen nennen würden. Einigen Berichten zufolge hat er die Einwohner ganzer Dörfer aus Lust und Laune heraus foltern lassen – einfach bloß zum Vergnügen. Und seine Jagd nach dem Götzenbild wurde zur Besessenheit. Dorf um Dorf, Stadt um Stadt – wohin er auch ging, er verlangte den Aufbewahrungsort des Götzenbildes zu erfahren. Doch wie viele Eingeborene er auch folterte, wie viele Dörfer er niederbrannte, die Inka wollten ihm nicht sagen, wo sich ihr kostbares Götzenbild befand.
    Dann jedoch, im Jahr 1535, entdeckte Hernando das Versteck irgendwie. Das Götzenbild lag in einem gewaltigen Steingewölbe im Coricancha, dem berühmten Sonnentempel, inmitten der belagerten Stadt Cusco.
    Unseligerweise – aus der Sicht von Hernando natürlich – erreichte er Cusco gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, wie ein junger Inkaprinz namens Renco Capac sich in einem tollkühnen Ritt durch die Reihen der Spanier und Inka mit dem Götzenbild auf und davon machte. Den mittelalterlichen Mönchen zufolge, die das Manuskript gelesen haben, beschreibt das Santiago-Manuskript die Einzelheiten von Hernandos Verfolgung, die sich an die Flucht des jungen Prinzen aus Cusco anschloss – eine wahnwitzige Jagd durch die Anden und in den Regenwald des Amazonas.«
    »Außerdem«, fiel Nash ein, »enthüllt das Manuskript angeblich den endgültigen Aufbewahrungsort des ›Geistes des Volkes‹.«
    Also waren sie hinter dem Götzenbild her, dachte Race.
    Aber er schwieg, hauptsächlich deshalb, weil ihm das Ganze einfach unsinnig vorkam.
    Warum schickte die US Army ein Team von Kernphysikern nach Südamerika, um ein verschollenes Götzenbild der Inka zu suchen? Und das auf der Basis eines vierhundert Jahre alten lateinischen Manuskripts! Sie hätten ebenso gut der Schatzkarte eines Piraten folgen können.
    »Ich weiß, was Sie denken«, meinte Nash. »Wenn mir jemand vor einer Woche eben diese Geschichte erzählt hätte, hätte ich ähnlich gedacht wie Sie. Doch bis vor einigen Wochen hat niemand gewusst, wo sich das Santiago-Manuskript befindet.«
    »Aber jetzt haben Sie es«, sagte Race.
    »Nein« , entgegnete Nash scharf. »Wir haben eine Kopie davon. Jemand anders hat das Original.«
    »Wer?«
    Nash nickte in Richtung des Aktenordners auf Race’ Schoß. »Haben Sie den Zeitungsartikel in dem Ordner gelesen, den ich Ihnen vorhin gegeben habe? Den über die Jesuitenmönche, die in ihrer Abtei in den Pyrenäen ermordet worden sind?«
    »Ja …«
    » Achtzehn Mönche ermordet. Allesamt aus kürzester Distanz mit modernsten Waffen erschossen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie das Werk dieser algerischen Wald-und-Wiesen-Terroristen. Wie man weiß, haben sie isolierte Klöster überfallen, und ihre bevorzugte Methode ist, ihre Opfer aus nächster Nähe zu erschießen. Die französische Presse hat so darüber berichtet.«
    Nash hielt einen Finger hoch. » Aber was die Presse nicht weiß, ist, dass ein Mönch dem Gemetzel entfliehen konnte – ein amerikanischer Jesuit auf Studienurlaub in Frankreich. Er hat sich in einer Dachkammer verbergen können. Nachdem ihn die französische Polizei verhört hat, ist er an unsere Botschaft in Paris weitergereicht worden. Dort wurde er erneut vernommen, diesmal vom Chef der lokalen CIA-Niederlassung.«
    »Und?«
    Nash sah Race direkt in die Augen.
    »Die Männer, die das Kloster gestürmt haben,

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