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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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waren keine algerischen Terroristen, Professor Race. Es waren Soldaten. Weiße Soldaten. Sie trugen schwarze Skimützen und waren bis an die Zähne mit ziemlich ehrfurchtgebietenden Waffen ausgerüstet. Und sie haben untereinander Deutsch gesprochen. Interessanter jedoch ist«, fuhr Nash fort, »was sie suchten. Offenbar haben sie alle Mönche im Refektorium der Abtei zusammengetrieben, wo sie sich hinknien mussten. Dann haben sie sich einen der Mönche geschnappt und von ihm den Aufbewahrungsort des Santiago-Manuskripts erfahren wollen. Auf seine Antwort, er wisse es nicht, haben sie zwei Mönche erschossen – diejenigen zu seinen beiden Seiten. Daraufhin haben sie ihm die Frage erneut gestellt. Als er wieder entgegnete, er wisse es nicht, haben sie die nächsten beiden Mönche umgebracht. Das wäre so weitergegangen, bis sie alle umgebracht hätten, aber dann ist jemand vorgetreten und hat gesagt, er kenne den Aufbewahrungsort des Manuskripts.«
    »Mein Gott …«, sagte Race.
    Nash zog ein Foto aus seiner Brieftasche. » Wir haben Grund zu der Annahme, dass dieser Mann für die Gräueltat verantwortlich ist – Hei nr ich Anistase, ehemaliger Major der ostdeutschen Geheimpolizei, der Stasi.«
    Race betrachtete die Aufnahme, das 10 x 15-Hochglanzfoto eines Mannes, der einem Auto entstieg. Der Mann war groß und breitschultrig, hatte kurzes, nach vorn gekämmtes schwarzes Haar und zwei schmale Schlitze als Augen. Es waren harte, kalte Augen, Augen, die anscheinend beständig zusammengekniffen waren. Er wirkte wie Mitte vierzig.
    »Achten Sie auf die linke Hand«, sagte Nash.
    Race sah genauer hin. Die linke Hand des Mannes ruhte auf der Wagentür …
    Hei nr ich Anistase fehlte der linke Ringfinger.
    »Irgendwann während des Kalten Krieges wurde Anistase von Mitgliedern eines ostdeutschen Verbrechersyndikats gekidnappt, dem die Stasi ein Ende zu bereiten versuchte. Die Leute haben ihn dazu gebracht, sich den eigenen Finger abzuschneiden. Den haben sie dann mit der Post an Anistases Chef geschickt. Dann gelang Anistase jedoch die Flucht und er kehrte zurück – mit einer ganzen Streitmacht der Stasi. Unnötig zu erwähnen, dass das organisierte Verbrechen im kommunistischen Ostdeutschland danach kein Problem mehr darstellte.
    Wichtiger für uns sind aber seine Methoden bei anderen Gelegenheiten. Sehen Sie, offenbar hat Anistase eine besondere Art, Leute zum Sprechen zu bringen: Er war dafür bekannt, die Menschen zu beiden Seiten der Person hinzurichten, die ihm die gewünschten Informationen verweigerten.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen.
    »Unseren allerneuesten geheimdienstlichen Ermittlungen zufolge«, sagte Nash, »hat Anistase nach dem Ende des Kalten Krieges in einer nicht offiziellen Eigenschaft als Attentäter für das vereinigte Deutschland gearbeitet.«
    »Also besitzen die Deutschen das Originalmanuskript«, meinte Race. »Woher haben Sie dann die Kopie?«
    Nash nickte weise. »Die Mönche haben den Deutschen das Originalmanuskript ausgehändigt. Das ursprüngliche, nicht verzierte handgeschriebene Manuskript von Alberto Santiago persönlich.
    Sie haben den Deutschen jedoch verschwiegen, dass sich 1599 – dreißig Jahre nach Santiagos Tod – ein weiterer Franziskanermönch darangemacht hat, Santiagos handgeschriebenes Manuskript in einen kunstvoll verzierten Text zu transkribieren, der für das Auge von Königen passend wäre. Unglücklicherweise ist dieser zweite Mönch gestorben, ehe er sein Werk vollenden konnte. Deshalb existiert ein zweites Exemplar des Santiago-Manuskripts, eine teilweise vollendete Kopie, die ebenfalls in der Abtei San Sebastian aufbewahrt wurde. Davon stammt unsere Fotokopie.«
    Race hob die Hand.
    »Gut, gut«, sagte er. »Warten Sie eine Minute! Warum diese Morde und Intrigen für ein verschollenes Götzenbild der Inka? Was wollen die USA und Deutschland mit einem vierhundert Jahre alten Stück Stein?«
    Nash lächelte Race grimmig an.
    »Sehen Sie, Professor, wir sind nicht hinter dem Götzenbild her«, entgegnete er, »sondern hinter der Substanz, aus der es besteht.«
    » Was meinen Sie damit?«
    »Professor, wir glauben, dass der ›Geist des Volkes‹ aus einem Meteoriten geschnitten wurde.«

    ***

    » Der Zeitschriftenartikel«, meinte Race.
    »Genau«, sagte Nash. »Von Albert Müller von der Bonner Universität. Vor seinem verfrühten Ableben untersuchte Müller einen ein Kilometer breiten Krater im Dschungel des südöstlichen Perus, etwa sechzig Kilometer

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