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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Meinst du, daß Mutti sich jetzt scheiden läßt? Wenn Gaby zufällig ein anständiges Mädchen gewesen wäre, zufällig nicht die Freundin eines Verbrechers, zufällig nicht umgebracht worden wäre — vielleicht hätte Paps noch oft mit ihr geschlafen, und keiner von uns wäre jemals auf den Gedanken gekommen, daß unser Vater, der frischgebackene Herr Landgerichtsdirektor Dr. Harald Mercker, fortgesetzt Ehebruch betreibt und die anderen im gleichen Falle schuldig scheidet. Kapierst du das?“
    Sie zerdrückte den Rest ihrer Zigarette.
    „Es geht hier gar nicht um kapieren oder nicht kapieren — so ist das Leben nun einmal, und über Gewitter, Blitzschlag oder Erdbeben regt sich auch niemand auf. Wenn jeder von uns sein eigenes Leben lebt, offen und ehrlich, kann eigentlich nicht viel passieren. Man sollte nur den Mut haben, immer die Wahrheit zu sagen: man sollte zu seinem Partner sagen dürfen, ich habe jetzt genug von dir, ich wünsche mir etwas anderes, und dann wäre alles in Ordnung.“
    „So meinst du?“ fragte Toni. „Und wenn du mit deinem Walther eine Weile verheiratet bist, und plötzlich kommt er und sagt: ,Servus Binchen, es war sehr nett mit dir, aber jetzt habe ich eine andere’ — dann wirst du das ganz in Ordnung finden?“
    Sabine seufzte.
    „In der Praxis“, meinte sie nachdenklich, „sieht alles wieder anders aus. Ich glaube, wir sollten jetzt schlafen, es ist zu spät, um die Probleme der Menschheit jetzt noch zu lösen. Gute Nacht, Toni.“
    Er stand auf, ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um.
    „Und was wird Mutti tun?“
    „Sich scheiden lassen — was denn sonst? Schließlich kommt doch alles ‘raus, und wenn ich Mutti wäre... mit einer anderen vielleicht, aber ausgerechnet mit diesem Biest? Nein, da gibt es nur eine saubere Scheidung.“
    Etwa eine Stunde später öffnete Dr. Mercker leise die Tür zum Schlafzimmer seiner Frau. Das Licht brannte noch, Ingrid lag wach im Bett.
    „Darf ich?“ fragte Harald Mercker leise.
    Sie nickte ihm zu. Er trat an ihr Bett und setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
    „Ich glaube“, begann er stockend, „ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig, Ingrid.“
    Sie schaute ihn eine Weile schweigend an, dann sagte sie leise: „Vielleicht ist es besser, wenn du mir nichts erklärst, Harald. Kann man denn so etwas überhaupt erklären?“
    „Erklären wohl, Ingrid, aber natürlich nicht entschuldigen. Ich wollte dich auch nicht um Entschuldigung bitten. Aber... ich muß einfach einmal darüber reden, ich ersticke sonst daran. Vor wenigen Tagen hätte ich noch jedem, der mich danach fragte, erklärt, daß ich glücklich verheiratet sei.“
    „Und warst du es nicht?“
    „Nein“, sagte er entschlossen. „Ich war es genauso wenig wie du. Wir hatten uns aneinander gewöhnt, das ist alles. Aber wir hatten uns innerlich weit voneinander entfernt. Ich war meinen Weg gegangen, und es ist meine Schuld, daß ich dich auf diesem Weg nicht mitgenommen habe. Ich dachte immer, mein Beruf habe mit meinem Privatleben, mit meiner Familie und besonders mit dir nichts zu tun. Deshalb schloß ich dich von allem aus, was mich tagsüber bewegte, manchmal auch noch abends und nachts. Ich verrannte mich immer mehr in den Gedanken, allein zu sein, allein entscheiden zu müssen, und schließlich redete ich mir ein, du würdest ohnedies kein Interesse daran haben. Du warst zwar jeden Tag um mich, aber ich hatte es verlernt, dich zu sehen. Im gleichen Maße aber, wie ich mich äußerlich von dir entfernte, tat ich es auch innerlich. Ich dachte, es gäbe bei so alten Eheleuten keine Liebe mehr — höchstens noch eine eheliche Pflicht, und der entzog ich mich, sooft es ging.“
    Er starrte vor sich auf den Boden, und es schien ihm, als sei die schwerste Stunde seines Lebens angebrochen. Zugleich aber fühlte er, wie gut ihm dieses Bekenntnis tat, und so sprach er weiter:
    „Als dieses Mädchen meinen Weg kreuzte, spürte ich plötzlich, daß etwas in mir wach wurde, was ich längst begraben glaubte: ich entdeckte, daß ich ein Mann bin. Ich haßte dieses Mädchen, das mir meine Ruhe und Selbstsicherheit raubte, und ich war ihm zugleich rettungslos verfallen. Irgend etwas in mir trieb mich dazu, mir noch einmal zu beweisen, daß ich noch kein altes Eisen sei, daß ich noch lieben konnte, daß ich für eine andere Frau noch begehrenswert war. Und so ist es passiert.“
    „Ich bin froh, daß es so gekommen ist“, sagte sie.
    Er hob überrascht den

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