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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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angerufen.“
    Walther nickte.
    „Wegen eines Schusses, ich weiß. Wir sprechen gerade davon. Vielleicht hatte der Wagen vom an der Straße, ehe er in den Graben rutschte, eine Fehlzündung?“
    „Ich muß Herrn Doktor Mercker sprechen“, sagte der Beamte und betrat das Grundstück. Walther folgte ihm und sagte:
    „Einen Augenblick, ich werde meinen Schwiegervater verständigen.“
    Er ging an dem Polizisten vorbei ins Haus und flüsterte dem Richter zu:
    „Du mußt ihm sagen, daß du geglaubt hast, einen Schuß zu hören. Außer dir hat aber niemand im Haus etwas gehört — das ist wichtig. Versuche ihn loszuwerden.“
    Dr. Mercker trat vor die Haustür.
    „Ah — Hauptwachtmeister Wengler! Was kann ich...“
    „Sie haben angerufen, Herr Doktor. Sie haben einen Schuß gehört, nicht wahr?“
    „Es schien mir so. Aber ich kann mich auch geirrt...“
    „Sie haben sich nicht geirrt. Ein Mädchen ist erschossen worden — drüben auf der Landstraße. Wann etwa fiel dieser Schuß?“
    Dr. Mercker zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber ich rief Sie gleich darauf an. Aus Ihrem Buch muß doch die Zeit ersichtlich sein, oder?“ Er tat, als komme ihm erst jetzt zum Bewußtsein, was der Polizist gesagt hatte. „Ein Mädchen wurde erschossen? Du lieber Himmel— ist sie aus der Gegend?“
    „Ich kenne sie nicht. Sie hat auch keine Papiere bei sich. Über meine Dienststelle ist die Kripo bereits verständigt worden. Wollen Sie mit nach vorne kommen und...“
    Der Richter unterbrach ihn.
    „Das ist weder meine Aufgabe, noch mein Amtsbereich. Ich will auch der Kripo nicht im Wege stehen. Wissen Sie sonst schon Näheres? Wer war der Täter?“
    „Keine Ahnung, Herr Doktor. — Sie haben Besuch?“
    „Ja, mein künftiger Schwiegersohn.“
    Der Beamte zögerte noch einen Augenblick, dann verabschiedete er sich.
    „Da will ich nicht länger stören, Herr Doktor. Gute Nacht.“
    „Gute Nacht“, sagte Dr. Mercker und schaute dem Beamten nach, bis er den Garten verlassen hatte. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und sagte:
    „Er ist fort. Walther — ich glaube, es war falsch, ihm nicht die Wahrheit zu sagen. Über kurz oder lang kommt es doch heraus, daß dieses Mädchen bei uns gewohnt hat und wir uns schuldig gemacht haben.“
    „Vielleicht nicht“, murmelte Walther und schaute auf seine Armbanduhr. „Ich muß jetzt weg. Wenn wir Glück haben...“Er brach ab, warf einen kurzen Blick in die Runde und fuhr fort: „Was immer auch geschieht — bis morgen früh hat niemand von euch dieses Mädchen jemals gesehen. Bine — räume bitte das Gästezimmer aus und entferne alles, was an die Urban erinnern könnte.“
    Dr. Mercker hielt den jungen Kriminalisten am Arm fest.
    „Walther, ich verstehe, daß du uns schonen willst. Aber ich kann das nicht zulassen. Du machst dich strafbar, wenn du jetzt ..
    Walther winkte ab.
    „Wer macht sich nicht strafbar, irgendwann einmal in seinem Leben? Es fragt sich nur, wie hoch der Einsatz ist. Auf Wiedersehen.“
    Die Lichter im Hause Dr. Merckers erloschen. Nur oben in den Schlafzimmern war es noch hell.
    Toni klopfte an Sabines Tür und trat leise ein. Sabine hockte mit angezogenen Beinen auf der Couch und rauchte.
    „Komm nur ‘rein“, sagte sie. „Ich kann auch nicht schlafen.“
    Toni setzte sich zu ihr und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.
    „Was soll jetzt nur werden?“ fragte er. „Ich habe Gaby wirklich geliebt, ich wäre für sie durchs Feuer gegangen. Bine?“
    „Ja.“
    „Ich finde euch Frauen einfach schrecklich. Wie kann man denn wissen, ob ein Mädchen wert ist, daß man es liebt? Ihr könnt so unverschämt gut lügen.“
    Sabine schnippte lächelnd die Asche von ihrer Zigarette in die Schale.
    „Meinst du denn, daß es uns anders geht? Hättest du etwa deinem Vater zugetraut, daß er ausgerechnet mit diesem Biest fremdgeht? Daß er Mutti ausgerechnet mit dieser Verbrecherin betrügt? Hättest du das für möglich gehalten?“
    „N — nein.“
    „Also bitte: wir sind mit euch um kein Haar besser dran.“
    Toni schaute sie überrascht an. „Meinst du denn, daß Walther dich auch…“
    „Stopp“, unterbrach sie ihn. „Ich meine gar nichts. Das heißt, ich glaube, daß er es nicht tut. Aber ich weiß es nicht. Und das ist es ja, was man unter Liebe versteht: dem anderen vertrauen.“
    „Ich danke!“ rief Toni empört, „dann hat man plötzlich Hörner auf. Und erfährt es womöglich nicht einmal. —

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