Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
nicht geliefert worden.

    »Keine Chance. Nicht zu schaffen«, erklärte Stef und klang dabei weit weniger überzeugend als ihre Worte glauben machten.
    »Und was zum Teufel soll ich ihr jetzt sagen?«, flüsterte ich zurück.
    »Sag ihr die Wahrheit: Die Durchsicht ist erst für morgen angesetzt, und ein Großteil von dem Zeug ist noch nicht da. Ich mein, im Ernst! Wir warten im Augenblick noch auf eine Abendtasche, eine Unterarmtasche, drei verschiedene Fransenportemonnaies, vier Paar Schuhe, zwei Halsketten, drei -«
    »Okay, okay, ich sag’s ihr. Aber du bleibst beim Telefon und hebst ab, wenn ich zurückrufe. Und ich an deiner Stelle würde zusehen, dass du fertig wirst. Ich möchte wetten, es ist ihr ziemlich egal, für wann die Durchsicht angesetzt war.«
    Stef warf mich kommentarlos aus der Leitung, ich schleppte mich zurück und wartete brav an der Tür, bis Miranda mich zur Kenntnis nahm. Als sie abwartend in meine Richtung blickte, sagte ich: »Miranda, ich habe gerade mit Stef gesprochen, und sie hat gesagt, die Durchsicht sollte erst morgen stattfinden, deswegen fehlt ihnen noch Etliches. Aber es müsste alles bis -«
    »Aan-dreh-aa, ohne Schuhe, Taschen und Schmuck kann ich mir unmöglich ein Bild davon machen, wie die Garderobe an den Models wirkt, und morgen bin ich bereits in Italien. Sagen Sie Stef, sie soll mir vorlegen, was sie da hat, und mir von dem Rest Fotos zeigen!« Damit wandte sie sich wieder Lucia und ihren Ständern zu.
    Stef diese erfreuliche Nachricht zu überbringen, erinnerte mich lebhaft an die schöne Redewendung: »Für jemanden den Kopf hinhalten«. Sie flippte total aus.
    »Ich kann doch verdammt noch mal nicht in 30 Sekunden alles für eine Durchsicht zusammenstellen, kapierst du das nicht? Vergiss es einfach! Vier von meinen fünf Assistentinnen sind gerade nicht da, und die fünfte ist ein Vollidiot. Andrea, was, verdammte Scheiße noch mal, soll ich machen?« Sie war
völlig hysterisch, aber es blieb nicht viel Verhandlungsspielraum.
    »Okay, schön«, zwitscherte ich mit einem Blick zu Miranda, die ein Talent dafür hatte, alles mitzukriegen. »Dann sage ich Miranda, dass du gleich da bist.« Ich legte auf, bevor sie sich in Tränen auflöste.
    Wie erwartet, war Stef zweieinhalb Minuten später zur Stelle, begleitet von ihrer einen vollidiotischen Assistentin und zwei Leihstücken, einer Fashion-Assistentin und James, dem Beauty-Experten, alle verschreckt blickend und mit unförmigen Weidenkörben beladen. Wie geprügelte Hunde standen sie vor meinem Schreibtisch herum, bis die Herrin sie mit einem weiteren unmerklichen Nicken zum Kotau vorließ. Da Miranda offensichtlich nicht gewillt schien, ihr Büro je wieder zu verlassen, mussten sämtliche schwer beladenen Kleiderständer, rollenden Schuhcontainer und überbordenden Accessoires-Körbe vor sie hin geschleppt werden.
    Endlich hatten die Accessoires-Vertreter ihre Ware hübsch ordentlich in Reih und Glied auf dem Teppich zur Inspektion ausgelegt – und Mirandas Büro damit in eine Art Beduinenbasar verwandelt, der allerdings mehr von Madison Avenue als von Scharm-el-Scheich an sich hatte. Der Reihe nach präsentierten sie ihr Gürtel aus Schlangenhaut zu 2000 Dollar, versuchten ihr eine große Tasche von Kelly anzudrehen, sie von einem kurzen Cocktailkleid von Fendi zu überzeugen oder ihr die Vorzüge von Chiffon nahe zu bringen. Stef hatte – binnen 30 Sekunden und trotz des lückenhaften Bestands – eine nahezu perfekte Kollektion zur Durchsicht auf die Beine gestellt. Das Fehlende war durch Gegenstände aus früheren Shootings aufgefüllt; was an ihre Stelle treten würde, so erläuterte sie Miranda, war ähnlich, aber noch besser. Alle Redakteurinnen bei Runway waren Meisterinnen ihres Fachs, doch Miranda schlug sie um Längen. Sie spielte die reservierte Kundin, die kühlen Blickes, ohne auch nur einen Hauch von Interesse zu heucheln, von einem prachtvollen
Stand zum nächsten schritt. Hatte sie endlich, Gott sei’s gedankt, eine Entscheidung gefällt, deutete sie gebieterisch auf das Gewünschte und die Redakteurinnen nickten unterwürfig (»Allerdings, eine vorzügliche Wahl«, »O gewiss, genau das Passende«). Dann packten sie ihre Waren wieder zusammen und verfügten sich schleunigst zurück in ihre jeweiligen Abteilungen, bevor Miranda es sich wieder anders überlegte.
    Die ganze Tortur dauerte nur ein paar Minuten, aber danach machte bei uns allen die Panik einer tiefen Erschöpfung Platz. Miranda hatte

Weitere Kostenlose Bücher