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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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könnten vorsätzlich auf mich gemünzt sein. So wie: Ich, die hochgewachsene, umwerfende, grazile Modeassistentin, tue so, als fände ich mich total verfettet, bloß damit dir, du Mops von einer persönlichen Assistentin, endlich aufgeht, dass DU hier das Pummelchen bist. Mit meinen 52 Kilo bei 1,75
Meter hatte ich mich im Vergleich zu anderen Mädels meines Alters immer als eher schlank eingestuft. Außerdem war ich bislang der Meinung gewesen, größer als 90% der Frauen (und mindestens die Hälfte aller Männer) zu sein, die mir so begegneten. Erst seit ich in diesem Reich der Wahnvorstellungen arbeitete, wusste ich, wie es war, sich von morgens bis abends, tagaus, tagein, klein und dick vorzukommen. Wie ein stämmiger, gedrungener Troll in einer Schar von Elfen. Und falls ich je auch nur einen Augenblick lang vergessen sollte, dass ich Kleidergröße 38 trug, rief der tägliche Klatsch und Tratsch es mir zuverlässig wieder ins Gedächtnis.
    »Dr. Eisenberg sagt, die Bestform kriegt man nur hin, wenn man auch auf Obst verzichtet«, schaltete Jessica sich in die Unterhaltung ein, während sie sich einen Rock von dem Narcisco-Rodriguez-Ständer angelte. Sie hatte sich unlängst mit einem der jüngsten Vizepräsidenten von Goldman Sachs verlobt und litt schon jetzt unter Stress, wenn sie an die bevorstehende, glamouröse Hochzeit dachte. »Und sie hat Recht. Seit meiner letzten Anprobe habe ich noch mindestens fünf Kilo abgenommen.« Ich konnte damit leben, dass sie sich weiter kasteite, obwohl sie kaum noch genügend Körperfett hatte, um normal zu funktionieren; was ich unverzeihlich fand, war, dass sie darüber redete . Ganz egal, welche Koryphäen aus dem medizinischen Bereich sie anführte oder mit wie vielen Erfolgsstories sie sich brüstete – mein Interesse an dem Thema war gleich null.
    Gegen eins gaben alle Büroinsassen Gas, um rechtzeitig zur Mittagspause fertig zu sein. Wobei »Mittagspause« nichts mit Essen zu tun hatte, sondern mit der spannenden Frage, wer sich wohl dazu einfand. Träge sah ich zu, wie der übliche Tross von Hair-Stylisten, ständigen und freien Mitarbeitern, Freunden und Liebhabern aufmarschierte, um nach Herzenslust in dem Glamour zu schwelgen, der sich unvermeidlich aus einer Kulisse von edelsten Klamotten, traumhaft schönen Gesichtern und einem schier unerschöpflichen Vorrat an endlos, endlos, endlos langen Beinen ergab.

    Sobald er sicher sein konnte, dass sowohl Miranda als auch Emily in die Mittagspause gegangen waren, fand sich Jeffy bei mir ein und drückte mir zwei riesige Einkaufstüten in die Hand.
    »Da, für den Anfang müsste es reichen.«
    Ich kippte den Inhalt der einen Tüte neben meinem Schreibtisch auf dem Boden aus und fing an zu sortieren. Hosen von Joseph in Camel und Schwarz-Anthrazit, beide lang und lässig geschnitten, mit tief angesetzter Taille und aus traumhaft weicher Wolle. Braune Wildlederhosen von Gucci, in denen noch der letzte Bauerntrampel wie ein Supermodel ausgesehen hätte, und zwei Paar genau richtig verwaschene Jeans von Marc Jacobs, die wie für mich gemacht schienen. Acht oder neun verschiedene Tops, angefangen bei einem hautengen Rippenrolli von Calvin Klein bis zu einer total durchsichtigen, äußerst knappen Folklorebluse von Donna Karan. Ein rattenscharfes Wickelkleid von Diane Von Furstenburg lag sorgsam zusammengelegt über einem marineblauen Samtanzug von Tahari. Auf den ersten Blick verliebte ich mich in einen Denim-Faltenrock von Habitual, der mir knapp bis zum Knie reichte und perfekt zu dem abgefahrenen Blumenmuster des Blazers von Katayone Adelie passen würde.
    »Die Klamotten... sind die alle für mich?« Hoffentlich klang ich ordentlich begeistert und nicht etwa pikiert.
    »Ja, kein Thema. Die liegen schon seit Ewigkeiten in der Kleiderkammer herum. Das eine oder andere haben wir vielleicht mal zu Modeaufnahmen gebraucht, aber an die Firmen ist nie was davon zurückgegangen. So alle paar Monate mache ich bei mir Klarschiff und schmeiße das Zeugs raus, und da bist du mir neulich eingefallen. Du trägst Größe 38, stimmt’s?«
    Ich nickte, immer noch sprachlos.
    »Ja, das dachte ich mir schon. Die meisten anderen haben 32 oder noch kleiner, also bedien dich.«
    Autsch. »Super. Einfach super, Jeffy, wie kann ich dir bloß danken. Das ist ja der Wahnsinn!«

    »Schau das auch noch durch«, sagte er und zeigte auf die zweite Tüte, die am Boden stand. »Du glaubst doch wohl nicht, dass du in dem Samtanzug Eindruck

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