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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Hausen im Notquartier war auf die Dauer nichts für mich. Wenn ich sparsam lebte und meine letzten Baht und Rupien zusammenkratzte, blieben mir noch knapp anderthalb Wochen, bevor ich komplett abgebrannt war. Meine Eltern wären jederzeit bereit gewesen, mir auszuhelfen, aber diese Hilfe hatte einen kleinen Haken. Ich würde wieder bei ihnen einziehen und mir zu allem und jedem ihren Kommentar anhören müssen. Bei diesem Gedanken wurde ich schlagartig munter, und es hielt mich keine Sekunde länger auf der Mördercouch. Und so begann jener schicksalhafte Novembertag, an dem mich in weniger als einer Stunde das erste Vorstellungsgespräch meines Lebens erwartete. Die ganze letzte Woche hatte ich, noch immer leicht angeschlagen, bei Lily vor mich hin
gegammelt, bis sie mich regelrecht aus dem Haus getrieben hatte, und sei es auch nur für ein paar Stunden am Tag. Ohne konkreten Plan hatte ich mir eine U-Bahn-Karte gekauft, war den ganzen Tag stadtauf- und stadtabwärts durch New York gefahren und hatte bei allen größeren Zeitschriftenverlagen meine Bewerbungsunterlagen abgegeben: meinen Lebenslauf und ein unausgegorenes Anschreiben, in dem ich erklärte, dass ich gern Redaktionsassistentin werden und erste journalistische Erfahrungen sammeln wollte. Ich war noch zu krank und erschöpft, um mich wirklich dafür zu interessieren, ob überhaupt jemand das Zeug las, und das Letzte, was ich mir davon versprach, war ein Vorstellungsgespräch. Aber dann hatte gestern Lilys Telefon geklingelt, und o Wunder!, jemand aus der Personalabteilung von Elias-Clark lud mich doch tatsächlich zu einem »kleinen Plausch« ein. Ich war mir nicht sicher, ob es sich dabei um ein offizielles Vorstellungsgespräch handelte – ein »kleiner Plausch« klang in meinem Zustand sowieso erträglicher.
    Nachdem ich mit Magentropfen eine Kopfschmerztablette runtergespült hatte, stöberte ich erst mal in meinen Sachen. Ich fand ein Jackett und eine Hose, die als Ensemble zwar beim besten Willen nicht der Hit waren, aber wenigstens nicht sofort von meinem Klappergestell wieder herunterrutschten. Eine blaue Button-down-Bluse, ein halbwegs seriöser Pferdeschwanz und ein Paar leicht abgestoßene Halbschuhe komplettierten mein Outfit. Toll war es nicht, eher das Gegenteil, aber es würde reichen müssen. Die werden die Entscheidung über meine Einstellung ja wohl nicht nur von meinen Klamotten abhängig machen, dachte ich mir. Ich ahnungsloser Engel, ich!
    Punkt elf war ich zur Stelle. In Panik geriet ich erst, als ich die Reihe langbeiniger, spindeldürrer Twiggy-Figuren sah, die zu den Fahrstühlen strömten. Sie plapperten in einer Tour, untermalt vom Klappern ihrer Pfennigabsätze auf dem Boden. Klapperschnepfen , dachte ich. Das passt wie die Faust aufs Auge. (Der Fahrstuhl kam.) Einatmen, ausatmen. Du wirst dich nicht übergeben.
Du wirst dich nicht übergeben. Du bist nur hier, um ein bisschen über den Job einer Redaktionsassistentin zu »plauschen«, und dann knallst du dich wieder auf Lilys Couch. Du wirst dich nicht übergeben. »Aber natürlich würde ich gern für Reaction arbeiten! The Buzz ? Auch gut. Wie bitte, ich darf es mir aussuchen? Ach, lassen Sie mich noch eine Nacht darüber schlafen, ich kann mich vor Angeboten kaum retten. Entzückend!«
    Sekunden später pappte ein »Besucher«-Aufkleber am Jackett meines zusammengewürfelten Ensembles. (Als ich bemerkte, dass alle anderen die Dinger einfach auf ihre Taschen klebten oder in den nächsten Papierkorb schmissen und nur die ödesten Verlierertypen sie tatsächlich trugen, war es schon zu spät.) Mit dem Abzeichen meiner Unwissenheit auf der Brust folgte ich der Menge und steuerte ebenfalls die Aufzüge an. Es ging hoch und immer höher, eine Reise durch Raum und Zeit und unendliche Schönheit, hinauf bis in die luftigen Höhen der Personalabteilung.
    Während der Fahrt entspannte ich mich ein wenig. In der Kabine hing ein nahezu erotisches Duftgemisch aus sinnlichem Parfüm und würzigem Leder. Auf jeder Etage eine andere Zeitschrift, Chic und Mantra , The Buzz und Coquette . Lautlos glitt die Tür zur Seite und gab den Blick frei auf sparsam möblierte Empfangsbereiche. Schicke, weiße Möbel mit klaren, schlichten Linien, die so aussahen, als ob es einer Mutprobe gleichkäme, tatsächlich auf ihnen Platz zu nehmen. Nicht auszudenken, wenn man einen Fleck ins Polster machte! Da konnte man sich am besten gleich erschießen. An den Wänden prangten in schwarzen Lettern die

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