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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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hinterlassen. Ich würde zu gern in London leben. Wie kühl es diesen Sommer dort sein muss; es gibt da echten Rasen in den Park und alles ist vom Regen leuchtend grün. So jedenfalls hat es mir meine Mutter immer erzählt, wenn sie die New Yorker Sommer allzu unerträglich fand.«
    Das war Mercys üblicher Katechismus, ganz gleich zu welcher Jahreszeit – ein kleines Gebet für ihre verstorbene Mutter Olivia Underhill, gebürtig aus London, eine sonderbare und großzügige Frau, phantasievoll und schön und auf wunderbare Weise genau wie ihr einziges Kind.
    »Gerade bin ich mit dem zwanzigsten Kapitel meines Romans fertig geworden. Finden Sie nicht auch, dass das unglaublich viele sind? Hätten Sie je gedacht, dass ich so weit komme? Werden Sie mir Ihre ehrliche Meinung sagen, sobald ich ihn fertig geschrieben habe?«, hatte Mercy noch hinzugesetzt.
    Falls sie glaubte, mir damit den Mut nehmen zu können, würde sie sich etwas Besseres einfallen lassen müssen.
    Ich war zwar kein Gelehrter und auch kein Geistlicher, aber Reverend Thomas Underhill mochte mich gern. Barmänner sind Pfeiler der Gemeinschaft, sie bewegen sich mitten im Zentrum des großen, sich unaufhörlich drehenden Rades von New York, und ich hatte vierhundert Dollar blankes Silber im Stroh meiner Matratze versteckt. Mercy Underhill, das war meine Meinung, sollte besser Mercy Wilde heißen – dann würde ich mir für den Rest meines Lebens nie mehr sicher sein, welche Wendungen irgendein Gespräch nahm.
    »Gib mir fünfzig Dollar, Tim, und in vierzehn Tagen bist du ein reicher Mann!«, kreischte Inman aus der brodelnden Menge. »Der Telegraph von Sam Morse macht einen König aus dir!«
    »Geh zum Teufel und behalt dein Hexengeld«, schrie ich fröhlichzurück und schnappte mir einen Lappen. »Und du, Julius, spekulierst du an der Börse?«
    »Da würde ich mein Geld eher verbrennen«, antwortete Julius, ohne mich anzusehen, und seine breiten Finger zogen mit einer geschickten Drehung die Korken aus den nassen Sektflaschen, die wie im Spalier vor ihm aufgereiht standen. Er ist ein besonnener Bursche, flink und ruhig, hat duftende Teeblätter ins Haar geflochten. »Mit Feuer kann ein Mann wenigstens seine Suppe heißmachen. Glauben Sie etwa, die wüssten, dass sie für die Bankenpanik verantwortlich sind? Glauben Sie, die würden sich noch daran erinnern?«
    Ich hörte Julius schon nicht mehr zu. Stattdessen grübelte ich über die letzte Bemerkung nach, die Mercy mir gegenüber gemacht hatte.
    Sie müssen nicht meinen, Sie hätten meine Gefühle verletzt. Schließlich bin ich mit meinem Namen nicht verheiratet.
    Ich glaube, ich hatte sie noch nie einen Satz äußern hören, der sich unmittelbar auf das bezog, was ich gerade gesagt hatte. Zumindest war das der erste dieser Art, seit sie etwa fünfzehn Jahre alt war. Für mich war das ein aufregender, zauberhafter Augenblick. Denn ich machte die Entdeckung, dass es, wenn Mercy etwas fast schon Normales sagt, genauso schön ist, wie wenn ihre Sätze kreiseln wie ein flammendroter Drachen im Wind.
    Als Julius um vier Uhr morgens den Wischmopp in die Ecke stellte, gab ich ihm noch zwei Dollar extra. Er nickte. Mit nur noch schwach glimmenden Lebensgeistern gingen wir auf die Stufen zu, die zu der langsam erwachenden Stadt hinaufführten.
    »Hast du dich je gefragt, wie das wohl ist, wenn man nachts schläft?«, fragte ich, als ich die Kellertür hinter uns zusperrte.
    »Mich werden Sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht in einem Bett erwischen. Da kann der Teufel lange suchen«, antwortete Julius und lachte über seinen eigenen Scherz.
    Wir traten genau in dem Augenblick auf die Straße hinaus, als die Dämmerung ihre gierigen Finger über den Horizont lodernließ. Zumindest dachte ich das, als ich mir den Hut auf den Kopf setzte. Julius war schneller von Begriff.
    » Feuer !«, rief er mit seiner dunklen, weichen Stimme und formte die Hände zu einem Trichter um die scharf gezeichneten Lippen. »Feuer in der New Street!«
    Einen Moment lang stand ich einfach wie erstarrt im Dunkeln, mit diesem scharlachroten Streifen über mir, so nutzlos wie einer, der kaputte Gaslampen inspiziert, im Bauch das elende Gefühl, das ich immer bekomme, wenn ich das Wort Feuer höre.

2
    Die Explosion war bis Flushing zu hören, jeder dachte an ein Erdbeben. Asche fiel auf Staten Island, und am Vormittag war mehrere Kilometer weit die Sonne über New Jersey vom Rauch verdunkelt.
    New York Herald, Juli 1845.
    Man hätte

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