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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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schaffe.«
    »Du schaffst es schon. Wie versuchend über den Fluss. Laufen können wir doch beide nicht mehr. Ich nehme das Zuckerrohrmesser, hacke ein paar kleine Bäume um und binde sie mit dem Seil zu einem Floß zusammen. Dann lassen wir uns nach Hause treiben und brauchen nicht mal halb so lang wie zu Fuß durch den Wald.«
    »Ich werde dir keine große Hilfe sein.«
    »Du brauchst mir gar nicht zu helfen. Leg dich hin und ruh dich ein bisschen aus. Ich mache mich an die Arbeit.«
    Ich legte mich neben den Keiler. Der Gestank hüllte mich ein, aber ich war zu schwach, um mich noch zu bewegen.
    Abraham ging, und kurz darauf hörte ich ihn schon draufloshacken. Ich dachte über Old Satan nach. Er hatte viele Tiere getötet, viel Leid verursacht, und ich hatte ihn gehasst. Jetzt tat er mir irgendwie leid. Er war eben das, wozu ihn das Schicksal bestimmt hatte: ein Wildschwein, das nicht ganz richtig im Kopf war.
    Wie auch immer. Jetzt war er jedenfalls tot, und die Auen des Sabine River hatten höchstwahrscheinlich endgültig den letzten seiner Art gesehen. Der finstere Gott des Waldes war tot.

ZEHN
     
    Sehr viel mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Abraham baute ein Floß, schleppte mich drauf, dann trieben wir bis zum Haus der Wilsons. Die Hunde, einschließlich des jungen, müden, schafften es allein zurück.
    Besonders gut kann ich mich an die Flussfahrt nicht erinnern. Die meiste Zeit war ich ohnmächtig, und wenn ich mal wach war, sah ich immer nur Abraham, der mich mit verschwitztem Gesicht, aber lächelnd auf dem kleinen Floß festhielt.
Am nächsten Tag folgte ein Trupp Männer Abraham zu Old Satan. An Ort und Stelle weideten sie ihn aus und häuteten ihn. Das Fleisch war da schon nicht mehr essbar, zumindest nicht für Menschen. Den Hunden aber schmeckte es. Zuvor allerdings hatten sie ihn gewogen und dafür sogar extra eine Waage mitgenommen. Er wog vierhundertachtundvierzig Pfund. Seine Hauer waren fünfundzwanzig Zentimeter lang und scharf wie Säbel. Das hätte ich ihnen auch so sagen und meine Hüfte als Beweis vorzeigen können.
Die Hunde hatten zwar den Eber bekommen, die Haut aber behielt Abraham, der damit seinen Schild reparierte. Die Hauer bekam ich. Ich bewahre sie in meiner Schachtel mit dem Schreibpapier auf und benutze sie als Briefbeschwerer.
Seit jener Zeit hielt ich mich für erwachsen. Ob das nun zutraf oder nicht. Ich war einem verrückten Mörder gegenübergestanden und hatte ihn besiegt. Als Abzeichen hatte ich eine Wunde davongetragen, eine Wunde, die manchmal bei kaltem Wetter noch schmerzt und an meiner Hüfte ein paar hässliche Narben hinterlassen hat. Und ich war von einem Freund gerettet worden und hatte mich revanchiert. Was konnte man mehr verlangen?
So, was gab's noch?
Nicht mehr viel. Wie gesagt, die Ernte fiel in jenem Jahr nicht gut aus. Die Hitze und die Insekten waren grauenhaft. Aber Papa verdiente beim Ringen genügend Geld, dass wir nicht nur gut durchs Jahr kamen, sondern uns auch ein Auto leisten konnten und ich öfter zur Schule kam.
Onkel Pharao lebte noch drei Jahre, besorgte sich ein neues Schwein, das er Phil taufte und für seinen Karren dressierte. Er ließ keine Gelegenheit aus, um Fremden oder auch Leuten, die die Geschichte schon in- und auswendig kannten, zu erzählen, wie Abraham und ich den Teufelskeiler zur Strecke gebracht hatten. Er erzählte die Geschichte so gut, dass man hätte schwören können, er wäre selbst dabei gewesen. Ich weiß das deshalb, weil ich ihm so oft zuhörte, wie ich nur konnte.
Abraham kam mich besuchen, solange ich das Bett hüten musste, und ich las ihm Doc Savage und die anderen Magazine vor. Wenn ich damit fertig war, kamen sie wieder zurück ins Baumhaus, und dort sind sie immer noch.
Ach ja, Mama und Ike kehrten mit einem neuen Schwesterchen nach Hause zurück. Ihr Name ist Melinda.
Und wie ihr seht, habe ich ganz gut tippen gelernt. Aber das greift der Zeit, von der ich hier erzähle, voraus und hat auch überhaupt nichts mit dem Sommer 1933 zu tun, in dem ich, zusammen mit Abraham, Old Satan zur Strecke gebracht habe. Den Teufelskeiler.

    ENDE
     
     

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