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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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näherten uns den Hunden.
    Als wir schließlich zu ihnen aufgeschlossen hatten, liefen sie im Kreis, über den Pfad in den Wald und zurück über den Pfad. Während wir uns das so ansahen, kam auch der Hund, den wir zurückgelassen hatten, wieder daher. Er setzte sich einfach zwischen uns und schlug mit dem Schwanz ab und an auf den Boden.
    »Sind sie verrückt geworden?«, fragte ich.
    »Nein, Old Satan hat eine falsche Fährte gelegt. Er ist dauernd über den Pfad hin und her. Hat vielleicht die alten Spuren mit neuen gekreuzt. Irgendwann kommen sie schon drauf.«
    Ein paar Minuten danach lief Bounder bellend in den Wald, die anderen folgten ihm. »Da«, sagte Abraham, »sie haben die richtige Fährte aufgenommen.«
    »Meinst du, Old Satan weiß, dass sie ihn verfolgen?«
    »Ich glaube, der ist nicht mehr weit. Opa hat gesagt, er ist so schlau wie ein Mensch, oder noch schlauer. Er hinterlässt eine Fährte wie ein Häftling, der von Bluthunden gejagt wird. Aber ich glaube, wir sind ihm dicht auf den Fersen. Den guten alten Bounder kann er nicht austricksen.«
    Weiter ging's, wir rannten wieder durch den verdammten Wald.
    Old Satan war noch nicht so nah, wie Abraham geglaubt hatte, und kurz vor Sonnenuntergang mussten wir es gut sein lassen. Abraham rief mit dem Jagdhorn die Hunde herbei, und alle kamen, außer Bounder. Wir hörten ihn auch nicht mehr bellen. Er war schon lange fort. Wir fütterten die Hunde mit ein paar Schweinegrieben, die Onkel Pharao uns mitgegeben hatte, dann aßen wir einige Scheiben geräucherten Schinken. Er schmeckte besser als jeder Schinken, den ich je gegessen hatte.
    Als die Nacht hereinbrach, kühlte es ab, worum ich ganz froh war. Die Bäume speicherten die Sommerhitze dermaßen, dass man sich vorkam wie gedünsteter Fisch. Die Haare klebten mir an der Stirn und den Ohren, als wären sie mit Schmalz angeklatscht. Mein Hemd pappte mir so fest am Körper, dass ich es richtig wegziehen musste. Ich knöpfte es auf, damit meine Haut wieder atmen konnte. Ich war von oben bis unten voll frischer Schrammen, meine Hose war übersät von Kletten und Brombeerdornen. Zecken und Flöhe bearbeiteten meine Achselhöhlen und meinen Unterleib.
    Wir befanden uns auf einer kreisrunden Lichtung, wo der Blitz mal eingeschlagen und einen Flecken freigebrannt hatte, und wir sahen den Himmel klar über uns. Der Mond ging auf, und auch wenn kein Vollmond war, so war es doch deutlich heller als letzte Nacht.
    Abraham entrollte seine Decke, holte ein Windlicht aus Talg heraus und zündete es an. Besonders hell war es nicht, aber ich fühlte mich weniger allein. Abraham und ich waren so erschlagen, dass wir noch kein Wort gewechselt hatten.
    »Morgen kriegen wir ihn, Ricky, du wirst schon sehen«, sagte er jetzt, legte sich auf die Decke und drehte sich von mir weg. »Morgen.«
    »Genau«. Ich rollte ebenfalls meine Decke auf und wollte mich eigentlich bloß hinlegen und ein wenig den Mond anschauen. Aber ich schlief auf der Stelle ein.

SECHS
     
    Als ich wach wurde, stand der Mond hoch am Himmel, und die Talglaterne war leergebrannt. Ich schwitzte, allerdings nicht, weil mir so heiß war. Ich hatte von einem Caddo-Medizinmann geträumt, einem Mann, der sogar älter aussah als Onkel Pharao, der aber noch rüstig war wie ein Junger. Er war nackt gewesen, und seine Augen hatten geleuchtet wie zwei Feuerbälle.
    Im Traum lief er durch die Auwälder, zwischen den Kiefern hindurch, schnell wie ein Hirsch. Schließlich beugte er sich beim Laufen nach vorne, seine Hände berührten den Boden, verwandelten sich, wurden zu Schweinehufen, ebenso seine Beine, und plötzlich rannte er auf allen Vieren. Ihm wuchs ein langer, gerader Schwanz, nicht so geringelt wie bei einem Hausschwein, sondern wie der steil abstehende Schwanz eines wilden Ebers. Vom Kopf her wuchsen immer mehr Haare auf dem Rücken, und sehr bald war er über und über mit dichten, schwarzen Borsten bedeckt. Seine Nase wurde dicker und größer, verwandelte sich in eine Schnauze. Aus dem Unterkiefer sprossen Zähne hervor, die sich in Hauer verwandelten. Und als er den Kopf drehte, war das Gesicht Old Satans zu erkennen, und er sah mich an - die Hauer schimmerten im Mondschein, der Blick der Feuerballaugen ging glatt durch mich hindurch. Er setzte zum Angriff
     
    In diesem Moment wurde ich wach, sah, dass die Laterne erloschen war und der Mond hoch oben stand.
    Ich berührte die alte Winchester, als hätte sie magische Kräfte, drehte mich auf den

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